In Fortsetzung unserer Serie über die Arbeit der Landesjugendchöre beantwortet diesmal Marie Henriette Reinhold, Sängerin im Landesjugendchor (LJC) Sachsen, Robert Göstls Fragen.
neue musikzeitung: Seit wann gibt es den LJC Sachsen und was war der Anlass zu seiner Gründung?
Marie Henriette Reinhold: Im November 2013 feiert der Landesjugendchor Sachsen sein fünfjähriges Bestehen. Damit ist er einer der jüngeren Landesjugendchöre. Gegründet wurde der LJC Sachsen durch seinen aktuellen Chorleiter Marcus Friedrich, der in der damaligen Funktion des Jugendreferenten des Sächsischen Chorverbandes die Projektarbeit des Landesverbandes mit konzipiert hat. Einen Landesjugendchor gab es zu dieser Zeit nicht und so wurde kurzerhand die Idee geboren, neben den Instrumentalensembles des Sächsischen Musikrates einen Chor unter dem Dach des Sächsischen Chorverbandes zu etablieren.
nmz: Wer finanziert den Chor und wer trägt Verantwortung für die strukturelle und künstlerische Konzeption?
Reinhold: Der LJC ist ein Ensemble des Sächsischen Chorverbandes und wird durch diesen zum Großteil auch finanziert. Daneben gibt es Unterstützung durch die Kulturstiftung Sachsen sowie das Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Die künstlerische Leitung und die Konzeption unterliegen unserem Chorleiter, die Organisation wird zusätzlich durch die Mitarbeiter des Sächsischen Chorverbandes und einige Chormitglieder unterstützt.
nmz: Wie setzt sich der Chor derzeit zusammen? Aus welchen Bereichen kommen die Mitglieder?
Reinhold: Der Chor besteht momentan aus Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 29 Jahren, die auf dem Gebiet des gesamten Freistaates zu Hause sind und in erster Linie viel Freude am gemeinsamen Singen haben. Die Mitglieder haben ein Vorsingen durchlaufen und sind Schüler, Studenten und Berufstätige, von denen nur wenige die Musik zur Profession machen.
nmz: Setzt man beim LJC Sachsen auf eine kontinuierliche künstlerische Leitung oder auf wechselnde Dirigenten/-innen? Wie setzt sich das musikalische Team zusammen?
Reinhold: Der LJC Sachsen setzte in den vergangenen Jahren eher auf die Arbeit mit einem festen Dirigenten. Dies sichert eine kontinuierliche musikalische, klangliche und programmatische Arbeit, die für einen Chor dieser Struktur sicher nicht unwichtig ist. Grundsätzlich ist der LJC aber, wie in der Vergangenheit bereits mehrfach geschehen, für Gastdirigenten/-innen offen. Unterstützt wird der Landesjugendchor durch die Stimmbildnerin Annette Reinhold, sowie weitere, projektweise wechselnde Stimmbildner. Am Klavier begleitet uns zuverlässig seit fünf Jahren die Pianistin Aya Kugele.
nmz: Was sind die aktuellen Projekte und wie sieht die mittelfristige Planung aus?
Reinhold: Der LJC arbeitet in dieser Probenphase auf sein Jubiläumskonzert im November hin, das aus einen Querschnitt des bisherigen Repertoires bestehen wird, und somit sicherlich einen Höhepunkt im Jahr 2013 darstellt. Für nächstes Jahr sind viele Konzerte innerhalb Sachsens geplant, unter anderem ein Motettenwochenende in der Thomaskirche Leipzig. Sicher wird es auch bald wieder eine Konzertreise geben...
nmz: Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit anderen Chören, Institutionen, Rundfunkanstalten und gegebenenfalls weiteren Partnern? Wird der Chor in der Region von anderen (Jugend-)Chören akzeptiert oder als Konkurrenz wahrgenommen?
Reinhold: Mit einigen sächsischen Chören und Ensembles gibt und gab es in der Vergangenheit immer wieder schöne gemeinsame Projekte. Wir haben diese immer als wichtig und für beide Seiten sehr interessant erlebt. Wichtig ist uns auch der Austausch mit den Heimatchören der Sängerinnen und Sänger, da der Landesjugendchor sich zu diesen nicht als Konkurrenz versteht. Bei insgesamt sechs Proben- und Konzertwochenenden im Jahr ist aber der Spielraum für Gemeinschaftsprojekte zeitlich eher eingeschränkt, da das eigene Probenpensum meist ohnehin schon sehr groß ist. Gute Verbindungen gibt es zum Sächsischen Musikrat, zum Mitteldeutschen Rundfunk, zu anderen Landesverbänden und zur sächsischen Landespolitik.
nmz: Was würde sich der LJC Sachsen von der Politik an Unterstützung für seine Arbeit wünschen?
Reinhold: Nichts, was sich vermutlich nicht auch jeder andere Chor oder Kulturschaffende von der Politik wünschen würde: Eine finanzielle Arbeitsgrundlage, die Spielräume für interessante und spannende Projekte lässt; die Erkenntnis, dass in kulturelle Bildung investiertes Geld gut angelegt ist; personelle Absicherung der Arbeit; wenig Bürokratie; eine gute Lobby; eine möglichst breite öffentliche Wahrnehmung der eigenen Projekte…