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Neu im Amt als GEMA-Delegierter

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Ludwig Wright im Gespräch mit Nastasja Futyma
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Jung, dynamisch, engagiert: Komponist*­innen „U 30“ sind vielseitig, machen „ihr eigenes Ding“, haben aber dennoch den Blick auf das große Ganze und engagieren sich für die Rahmenbedingungen und Strukturen im Arbeitsalltag ihres Berufsstandes. Mit Ludwig Wright, gerade mal seit einem Jahr im DKV, sprach Nastasja Futyma über seine Aktivitäten in der GEMA.

Deutscher Komponist:innenverband: Ludwig, in welchem Genre bist du zuhause und wie bist du zur GEMA gekommen?
Ludwig Wright: Ich bin im Folk-Pop-Bereich als Singer-Songwriter tätig. Seit 2014 spiele ich regelmäßig Konzerte und da lag der Schritt, 2016 Mitglied der GEMA zu werden, nahe. An der Humboldt-Universität in Berlin habe ich Musikwissenschaft und Philosophie studiert, bevor ich mich mit meiner Musik selbständig machte und für mehrere Jahre nach London zog. Ich veröffentlichte zwei Alben, trat in den Folkclubs der Stadt auf und tourte außerdem jährlich durch Deutschland. Inzwischen wohne ich wieder in Berlin und sitze damit sozusagen fast vor der Tür des Hauptsitzes der GEMA.
DKV: Wann und warum bist du GEMA-Delegierter geworden?
Wright: Als ich wieder nach Deutschland zog, war für mich klar, dass ich mich musikpolitisch engagieren wollte. Da passte es nur zu gut, dass kurz darauf die Wahlen der Delegierten stattfanden. Das war im Juni 2021. Ich wollte mich aber nicht nur einbringen, weil ich zu dem Zeitpunkt frustriert war von einigen Abläufen innerhalb der GEMA, sondern wollte Gleichgesinnte kennenlernen und genau wissen, wie die GEMA funktioniert.
DKV: Wie wird man Delegierter?
Wright: Die Delegierten werden alle drei Jahre gewählt. In der Versammlung der außerordentlichen Mitglieder 2021 wurden die Delegierten für die Jahre 2022 bis 2024 gewählt. Vor der Mitgliederversammlung 2024 kann man also wieder kandidieren. Dazu schickt man einfach eine Absichtserklärung und Kurzvorstellung an das Organisationsteam. Bei der Mitgliederversammlung wird dann gewählt. Weil wir letztes Jahr zu wenige Kandidaten hatten, ging die Wahl sehr schnell. Es ist dringend notwendig, dass wir zukünftig mehr Beteiligung haben!
DKV: Es gibt ordentliche und außerordentliche Mitglieder. Was ist der Unterschied?
Wright: Die GEMA muss einer Auflage des Deutschen Marken- und Patentamts nachkommen: professionelle Komponist:innen und Textdichter:innen dürfen sich von Amateur:innen nicht majorisieren lassen. Dafür muss es eine Grenze geben. Tritt man in die GEMA ein, wird man erst einmal außerordentliches Mitglied. Nach fünfjähriger Mitgliedschaft und Erwirtschaften eines gewissen Tantiemen-Aufkommens kann man ordentliches Mitglied werden.
Die GEMA hat insgesamt etwa 85.000 Mitglieder. Davon sind rund 5.000 ordentliche Mitglieder, der Rest ist außerordentlich. Nur die ordentlichen Mitglieder haben die vollen Rechte im Sinne des Vereinsrechts. Die außerordentlichen Mitglieder kommen in einer eigenen Mitgliederversammlung zusammen und senden Delegierte in die Versammlung der ordentlichen Mitglieder, um ihre Ansinnen vorzubringen.
DKV: Was sind die Aufgaben der Delegierten?
Wright: Sie sind in erster Linie die Vertreter der außerordentlichen Mitglieder in der Versammlung der ordentlichen Mitglieder. Dort sprechen sie zu den Tagesordnungspunkten, bringen selbst Anträge vor und wählen im Interesse der außerordentlichen Mitglieder. Die Delegierten sind die einzige Möglichkeit einer Einflussnahme der außerordentlichen Mitglieder auf die GEMA. Auch kümmern sie sich um die mediale Außenwirkung der außerordentlichen Mitglieder, insbesondere, um auf deren Arbeit aufmerksam zu machen – wie ich gerade in diesem Interview.
DKV: Spielt der DKV eine Rolle dabei?
Wright: Es gibt auf jeden Fall personelle Überschneidungen zwischen den Mitgliedern des DKV und den Delegierten, ähnlich wie das im Vorstand und dem Aufsichtsrat ist. Dennoch betrachte ich persönlich die Verbände separat. Als junger, selbstaufführender Singer-Songwriter sehe ich meine Interessen nicht nur beim DKV, der Fachgruppe #verso und der AG Generation Zukunft vertreten, sondern ebenfalls bei der GEMA. Letztendlich stehen sowohl die GEMA als auch der DKV mit seinen Fachgruppen vor den gleichen Herausforderungen, die für die jeweiligen Organisationen ihre eigenen Spielarten haben.
DKV: Wie sieht das GEMA-Jahr für einen Delegierten aus?
Wright: Sitzungen oder Treffen außerhalb der jährlichen Mitgliederversammlung sind nicht vorgeschrieben, wenn, dann finden sie auf eigene Initiative der Delegierten statt. Es ist selbstredend hilfreich, wenn man sich kennt und gewisse Themen oder mögliche Anträge besprechen und miteinander abstimmen kann. Die Sprecher:innen beziehungsweise Koordinator:innen der einzelnen Kurien sind dabei Ansprechpartner und organisieren die Treffen.
Der Höhepunkt der Delegiertentätigkeit ist die jährliche Mitgliederversammlung mit schönen Debatten, auch mit dem Aufsichtsrat und ordentlichen Mitgliedern.
DKV: Was läuft nach deiner Ansicht gut innerhalb der GEMA? Was eher nicht so gut?
Wright: Das Gute ist, dass zugehört wird. Es gibt viele Mitarbeitende, die geduldig Anliegen und Probleme erklären und helfen, sie zu lösen. Bei den Versammlungen trifft man ebenso auf offene Ohren. Erfahrenere Mitglieder, vor allem die Delegierten, sind sehr hilfsbereit und zeigen, wie es hinter den Kulissen abläuft. Die GEMA ist wirklich ein Verein von Mitgliedern für Mitglieder.

Ein großes Thema, das vielen außerordentlichen Mitgliedern am Herzen liegt – und weshalb ich Delegierter geworden bin, ist die häufige Notwendigkeit zu reklamieren. Die GEMA hat eine eigene Abteilung dafür. Meines Erachtens müssen wir viel besser werden bei den Ausschüttungen; da ist auch mehr Transparenz nötig. Aber wenn man mal hinter die Fassaden blickt, sieht man, dass schon viele positive Entwicklungen im Gange sind. Die zunehmend besser werdende Digitalisierung, die Möglichkeit, Reklamationen online einzureichen und die Vielzahl an wirklich erstklassigen Webinaren zur Schulung der Mitglieder. Übrigens nicht nur über GEMA-interne Abläufe, sondern auch allgemein über die Musikindustrie.
DKV: Was hast du dir als Schwerpunkt auf die Fahnen geschrieben?
Wright: Für mich in meiner ersten Amtszeit geht es hauptsächlich darum, alles aufzusaugen und zu lernen, wie unser Verein arbeitet. Darüber hinaus liegt mir die Vernetzung der Delegierten am Herzen, je besser wir uns kennen und je mehr wir uns austauschen, desto stärker können wir auftreten, wie wir es dieses Jahr schon getan haben; bei der kurienübergreifenden Versammlung der ordentlichen Mitglieder kamen gut Dreiviertel der Wortbeiträge aus den Reihen der Delegierten. Natürlich wäre es darüber hinaus toll, daran mitzuwirken, dass Reklamationen künftig vor allem für die außerordentlichen Mitglieder einfacher werden.
DKV: Was findest du besonders spannend an der Arbeit des Delegierten?
Wright: Die Stärke der Delegierten besteht meines Erachtens in ihrer Vielfalt. Für mich ist der Austausch horizonterweiternd. Die meisten Anliegen haben absolut ihre Berechtigung und die Diskussionen darüber sind sehr bereichernd. Außerdem sind die verschiedenen Hintergründe der Delegierten spannend, jede:r hat eine eigene Geschichte zu erzählen.
DKV: Was wünschst du dir für die Zukunft der GEMA und der Mitglieder?
Wright: Ich wünsche mir, dass wir die großen Herausforderungen unserer Zeit gut meistern. Dass die Musikurheber:innen beim Streaming und zukünftigen Arten des Musikgenusses angemessen vergütet werden, dass wir trotz zunehmenden Altersdurchschnitt auch auf die Bedürfnisse der Jüngeren eingehen und dass wir mehr Menschen begeistern können, sich zu engagieren.

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