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Die Freunde der Musik luden ein

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Preisträger von “Jugend musiziert“ auf Konzertreise in der Toskana
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Im historischen Ambiente der auch landschaftlich bezaubernden toskanischen Region Tavarnelle Val di Pesa gibt es eine internationale Kammermusik-Reihe, durchgeführt in architektonisch herausragenden Baudenkmälern. Die Organisation liegt bei der „Associazione Amici Della Musica“, Ehrenpräsident ist kein Geringerer als Zubin Mehta.

Im historischen Ambiente der auch landschaftlich bezaubernden toskanischen Region Tavarnelle Val di Pesa gibt es eine internationale Kammermusik-Reihe, durchgeführt in architektonisch herausragenden Baudenkmälern. Die Organisation liegt bei der „Associazione Amici Della Musica“, Ehrenpräsident ist kein Geringerer als Zubin Mehta.Da die „Freunde der Musik“ in Italien das Musikleben in der Bundesrepublik besonders hoch schätzen, luden sie über den Deutschen Musikrat zu ihrem Fes- tival junge deutsche Musiker, 1. Bundespreisträger “Jugend musiziert“ ein. Auf diese Einladung hin flogen Nicolas Altstaedt (Violoncello) und Martin Tchiba (Klavier) Ende April nach Florenz und gestalteten drei Konzertabende in der Toskana: ein Gesprächskonzert im Deutschen Institut Florenz, einen Duo-Abend in der aus dem 12. Jahrhundert stammenden romanischen Kirche „San Donato in Poggio“ und schließlich einen Klavierabend im „Palazzo Pretorio“ in Certaldo, in einem der schönsten erhaltenen mittelalterlichen Bauwerke der Toskana.

Martin Tchiba hat die Eindrücke dieser Konzertreise aufgezeichnet: Vor der Reise trafen wir uns zu den letzten Proben in Saarbrücken, wo ich an der Musikhochschule studiere, und Nicolas mit dem Bundesjugendorchester das letzte Konzert dieser Arbeitsphase spielte. Von Frankfurt aus flogen wir am Freitag, 27. April, los, mit einem Zwischenstopp und Umsteigen in Mailand. Obwohl das Cello als fragiles Gut im Flugkoffer bestens eingepackt war, hätte es Nicolas in der Seele weh getan, es in den Bauch des Flugzeuges verabschieden zu müssen. Als wir unsere Sorge vortrugen, schnallte man das Cello kurzerhand auf einem unbelegten Sitz fest. Ermuntert durch diesen verständnisvollen Umgang haben wir es auch von Mailand aus versucht: Nun aber war die Maschine bis zum letzten Platz ausgebucht. Eine Stewardess hatte die rettende Idee: „Il bambino“ („das Kind“), wie die Crew das Cello taufte, wäre doch in der Bordtoilette bestens aufgehoben! Zum Glück riskierte kein Passagier während des windig-turbulenten Fluges den Weg aufs Örtchen...

Als das kleine Inland-Flugzeug gegen 18 Uhr mit über einstündiger Verspätung, sturzflugartig in Florenz landete, hieß es für uns, so schnell wie möglich ins „Deutsche Institut“ zu gelangen: Da begann nämlich bereits um 19 Uhr unsere erste Veranstaltung. Weil das Gepäck noch mindestens 20 Minuten auf sich warten ließ und ein misstrauischer Zollbeamter es für notwendig hielt, „il bambino“ (und besonders den Kasten) bis zum letzten Winkel nach Schmuggelware zu durchsuchen, kamen wir erst wenige Minuten vor sieben im Institut an. Hier erwartete uns bereits ein überschaubares, aber sehr interessiertes Publikum. Auf dem Programm standen nach einer Einleitung Solo-Suiten für Violoncello beziehungsweise Klavier von Bach und Schönberg. Im Anschluss an den musikalischen Teil hatten die Anwesenden die Gelegenheit, uns Fragen zu stellen. Zahlreich wurde nach “Jugend musiziert“ gefragt, interessiert stellte man Fragen zu Organisation, Literatur und Auswahlkriterien.

Am nächsten Tag, Samstag, hatten wir einige wenige Stunden, um uns in Begleitung einer Mitarbeiterin des Deutschen Instituts die Stadt Florenz anzusehen. Am Nachmittag übernahm uns ein Repräsentant der „Amici della Musica“ und wir fuhren mit ihm nach Tavarnelle Val di Pesa, dem Ort unseres nächsten Konzertes. Neben den Duo-Stücken von Schumann, Webern und Lutoslawski sowie Boccherini standen auch Solo-Werke für Klavier und für Violoncello von Brahms und Bach auf unserem Programm. Das Publikum im fast vollständig ausverkauften Saal nahm uns begeistert auf. Nach den Zugaben endete das Konzert etwa um halb elf, danach wurden wir in eine Pizzeria zum Abendessen eingeladen. Es gab interessante Gespräche, und die Nacht wurde lang...

Ich konnte am nächsten Tag ruhig ausschlafen, im Gegensatz zu Nicolas, der bereits um 5.50 Uhr am Flughafen in Florenz sein musste! Welche Kontraste: Am Mittwoch wartete in Gütersloh/Westfalen die erste Abiturklausur auf ihn, am Donnerstag die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule in Basel!

Am Dienstag, 1. Mai, spielte ich einen Klavierabend im „Palazzo Pretorio“ in der Boccaccio-Stadt Certaldo. Auf dem Programm des gut besuchten Konzertes, das zugleich den Auftakt zu einer 22 Konzerte umfassenden Konzertreihe bildete, standen neben Werken von Bach, Brahms und Liszt wieder auch Stücke aus dem 20. und 21. Jahrhundert, und zwar Werke von Hindemith, Denhoff sowie eine Komposition von mir. Sehr erfreut war ich, dass mir viele Menschen nach dem Konzert sagten, wie sehr sie sich auch über diese modernen Beiträge gefreut hätten. Im Anschluss an das Konzert gab es dann im Innenhof des Palazzo ein riesiges Abendessen mit Spezialitäten aus der Toskana. Gesungen wurde auch: Puccini...

Am nächsten Tag hieß es auch für mich Abschied nehmen von der Toskana, von den vielen freundlichen Menschen, die ich kennen gelernt hatte. Zwar war der Abschied turbulent, ich kam erst wenige Minuten vor Abflug am Aeroporto Firenze an, da zwei Autounfälle den Verkehr fast vollständig lahmgelegt hatten. Aber spät am Abend in Frankfurt angekommen, sehnte ich mich bereits ein wenig nach den sonnig-freundlichen Turbulenzen...

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