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Akustischer Blues zum Anfassen

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Der Münchener Gitarrist Rusty Stone steht für authentischen Blues mit Einflüssen aus Country, Folk und Rock. Sein zweites Soloalbum Farewell (2019) widmet sich mit einer Reihe von Cover-Songs seinen musikalischen Idolen, enthält aber auch eine Handvoll eigener Songs, die in der Tradition dieser Musiker stehen.

Obwohl in diesen Songs viele verschiedene Einflüsse erkennbar sind, stellt der Blues eindeutig den Kern des Albums dar. In diesem Sinne finden sich hier Klassiker verschiedener Ären des Genres wieder, die Rusty Stone handwerklich einwandfrei und künstlerisch anspruchsvoll wiederbelebt, wobei auch die neugeschriebenen Bluesnummern diesen Interpretationen um nichts nachstehen. Dabei ist es nicht selbstverständlich, dass er alle – teils „historischen“ – Instrumente selbst spielt, deren Vielfalt zur abwechslungsreichen Klangkulisse von Farewell beitragen.

Das prägnante Kratzen und Schnarren der Gitarrensaiten, das durch die unterschiedlichen Spieltechniken entsteht, ist so lebendig auf den Aufnahmen festgehalten, dass man die Musik fast greifen kann.

Zusammen mit dem typisch rauen, ungeschliffenen Gesang – der trotz fehlender englischer Muttersprachlichkeit hin und wieder den Slang der amerikanischen Südstaaten aufgreift – entsteht der authentische Blues-Sound, den Rusty Stone verspricht. Dieser Sound findet seinen Anfang in den ausdrucksvollen Slide-Guitar-Passagen der instrumentalen Eröffnungsnummer Farewell und erreicht einen Höhepunkt mit Rusty Stones grooviger Version von Robert Johnsons Walkin‘ Blues. Für Abwechslung sorgen unter anderem ein Cover von Steve Earles Country-Ballade My Old Friend The Blues, aber auch das selbstkomponierte November Days, welches als einziger Song etwas aus der Reihe fällt, da er weniger an Blues oder Country, sondern eher an Singer-Songwriter*innen à la Bob Dylan oder Joan Baez erinnert.

Mit seinem Cover von Sympathy For The Devil der Rolling Stones gelingt es Rusty Stone, die Rocknummer in einen akustischen Blues-/Countrysong zu verwandeln, der auf spielerische Weise die Verwandtschaften zwischen den verschiedenen Genres offenlegt, die den Stil des Albums prägen. Farewell ist ein Projekt, dass durch seine Authentizität, Handfertigkeit und einen greifbaren Sound besticht, an dem Lieberhaber*innen des akustischen Blues im Speziellen und der amerikanischen Folklore im Allgemeinen viel Freude finden werden.

Da der Gitarrist bereits wieder an neuen Songs arbeitet, wird das Album trotz seines Titels nicht das Letzte gewesen sein, was wir von Rusty Stone hören werden.

 

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