Christoph Spenglers neuestes im Strube Verlag veröffentlichte Buch richtet sich an PianistInnen, die sich bislang noch nicht so intensiv mit der Liedbegleitung nach Akkorden beschäftigt haben.
Begleiten nach Akkorden für Anfänger
Als studierter Kirchenmusiker, der in Remscheid als Kantor arbeitet und an der Universität in Wuppertal den Chor und das Orchester leitet, an der evangelischen Pop-Akademie Witten einen Lehrauftrag für Klavier, Chor- und Orchesterleitung inne hat, sowie in der C-Ausbildung Pop der evangelischen Kirche von Westfalen Dozent für Klavier und Chorleitung ist, beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema „Begleiten nach Akkorden“.
Sein Hauptaugenmerk liegt bei dem vorliegenden Heft darauf, den PianistInnen von Anbeginn die Hemmungen vor akkordischer Begleitung zu nehmen. So startet das Heft mit der Erläuterung von Dur- und Mollskalen sowie dem Aufbau des jeweiligen Tonika-Dreiklangs in der Grundstellung. Direkt nach der Einführung des Akkordes kommt die erste Übung, über unterschiedlichen Tönen Dur- und Moll-Akkorde aufzubauen. Die Lösung steht unmittelbar darunter, so dass gleich kontrolliert werden kann, ob alles korrekt gespielt wurde.
Dieser niedrigschwellige Einstieg eignet sich besonders gut, um auch mit jungen Klavierschülerinnen und Klavierschülern zu beginnen. Denn dadurch kann man sie direkt heranführen sich für das Begleiten von Leadsheets zu begeistern. Auch die Grundlagen der Voicings stellen noch keine so große Schwierigkeit für sie dar. In einfachen Schritten und mit vielen Übungen versehen kann hiermit wirklich schon im Anfängerunterricht gestartet werden. Die Spielfreude steigert sich mit diesem Buch merklich bei den SchülerInnen.
Sobald nun erste Übungen mit Dur- und Moll-Akkorden gemacht wurden, werden die ersten Voicings erklärt. Durch das Erlernen der Umkehrungen werden jetzt die Akkorde in enger Lage miteinander verbunden. Immer wieder werden viertaktige Aufgaben gestellt, die Harmonien sollen erarbeitet und aufgeschrieben werden. Im Anschluss findet man direkt einen Lösungsvorschlag, wie die Harmoniefolge gespielt werden kann. Dieses langsame und kooperative Voranschreiten ist die Erfolgsformel für Christoph Spenglers „Free yourself“. Denn er ermutigt die PianistInnen seinen sehr einfach erläuterten Vorschlägen zu folgen und sich selbst andauernd zu testen, ob alles verstanden wurde. Dies kann jedes Mal an seiner akkordischen Vorlage überprüft werden.
Sobald diese Eingangskapitel verstanden sind, nimmt das Tempo zu. Von den Slash-Akkorden geht es zu dem Septakkord und dem Major-Septakkord. Gefolgt vom Kapitel zum Patternspiel, dem Half-Time-Feel, das nun schon zu ersten Kirchenliedern angewandt wird. So ist „Wo Menschen sich vergessen“ als Leadsheet abgedruckt, die ausnotierte Liedbegleitung folgt dann auf der nächsten Seite. Weitere vorgestellte Pattern sind der 8-Beat und der Rock.
So grundlegend ausgestattet mit wohlklingenden Voicings und passenden rhythmischen Pattern geht Christoph Spengler weiter und eröffnet neue Klangwelten: add9, 11 und sus. Akkordtypen, die die Begleitungen noch farbenreicher machen. Ganz konkrete Vorgehensweisen, nämlich anstelle der 9 den zweiten Ton der Tonleiter zu nehmen, also einfach einen Ganzton über dem Grundton zu spielen. Dies erleichtert das Erkennen und Benennen sowie das intuitive Spielen dieses zusätzlichen Optionstons. Einer Notenzeile mit sechs Beispielakkorden folgt die detaillierte Erklärung. Unmittelbar danach kommen sechs Takte mit Akkordbezeichnungen, die mit add9 versehen notiert und gespielt werden sollen. Gefestigt wird das Üben der Optionstöne mit dem Kirchenlied „Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer“. Weitere Leadsheets folgen, um das neu erlernte Wissen direkt anzuwenden – und in der darauffolgenden ausgesetzten Liedbegleitung zu kontrollieren.
Dieses ständige Ermutigen, direkt die neuen Akkorde, Pattern und Begleitungsstile kennenzulernen, lässt dem Spieler viel Freiheit sich auszuprobieren und dennoch an die Hand genommen zu werden mit einfachen Erläuterungen, die umgehend zum Ziel führen. In diesem Kapitel wird noch der 11-Akkord und der suspended Akkord sus4 vorgestellt, ebenso der verminderte Akkord.
Weitere Pattern-Stile folgen, so die Pop-Ballade, die als Begleitung für „Ins Wasser fällt ein Stein“ angewandt wird. Der 6/8-Blues und Swing wird anhand von weiteren Kirchenliedern eingeführt. Übungen zum ternären Feeling folgen Swing-Patterns mit ihren typischen Akkordfolgen. Leadsheets zum Anwenden der Akkorde im Swingfeeling mit entsprechendem Pattern. Ein weiterer folkloristischer Stil ist die Polka, die mit dem Lied „Hevenu schalom alejchem“ vorgestellt wird. Es folgt das südamerikanische Pop Latin-Pattern und der Jazz Waltz. Abgerundet wird das Buch mit Tipps wie man aus dem musikalischen Material der Stücke Vor- und Zwischenspiele erfinden kann.
Dass diese Voicings, die unterschiedlichen Patterns und die durch hinzugefügte Töne poppigen Akkorde auch auf alle anderen Songs angewandt werden können, versteht sich von selbst. Mit Schülern, die gerne Leadsheets spielen lernen möchten kann dieses „Free yourself“ bestens in den Unterricht integriert werden. Durch die vielen Beispiele, guten und einfachen Erklärungen der Patterns und Akkordtypen, sowie die Heranführung durch vorgegebene Takte, Übungen zum eigenständigen Umsetzen und der Möglichkeit das Gespielte zu überprüfen und zu hören, wie Christoph Spenglers Ausarbeitung des Songs klingt, lädt zum eigenständigen Üben ein. Die SchülerInnen haben sehr schnellen Erkenntnisgewinn und vor allem viel Spaß daran, Schritt für Schritt tiefer in die akkordische Begleitung von Songs einzudringen und somit auch Pop-Songs anhand von Leadsheets eigenständig zu erarbeiten.
Das vor einigen Jahren von Christoph Spengler und Matthias Nagel vorgelegte Pattern-Spielbuch mit einer Einführung in die Harmonik der Popmusik sowie einer umfangreichen Sammlung an gut spielbaren Begleitmustern und einer Anleitung zum Walking Bass-Spiel hat durch das nun vorliegende Buch eine fantastische Grundlagenschulung erhalten. In Kombination kann man sich schnell in das abwechslungsreiche Spielen von Leadsheets einarbeiten. Von einfachster Begleitung bis hin zu poppigen Akkorden, unterschiedlichen Begleitmustern und verschiedenen Stilen.
Christoph Spengler ist eine hervorragende Zusammenfassung der wichtigsten Elemente für das akkordische Begleiten von Liedern gelungen. Seine einfühlsame Art der Wissensvermittlung wird jeden Rezipienten in seinen Bann ziehen.
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