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Der Komponist zwischen Film, Bühne und Konzertsaal

Untertitel
Ein Jahrhundertklang: Zum 100. Geburtstag von Herbert Baumann
Vorspann / Teaser

Am 31. Juli 2025 jährt sich der Geburtstag eines der vielseitigsten und produktivsten deutschen Komponisten des 20. Jahrhunderts zum hundertsten Mal: Herbert Baumann. Seine Musik, oft unauffällig im Hintergrund agierend, aber stets prägend und atmosphärisch dicht, hat sich tief in das kollektive Gedächtnis von Generationen eingebrannt. Als Schöpfer unzähliger Film- und Fernsehscores, aber auch als Komponist von Ballettmusik, Opern, Orchesterwerken und Kammermusik, hinterließ Baumann ein immenses Oeuvre, das es verdient, an diesem besonderen Jubiläum umfassend gewürdigt zu werden. Sein Leben und Schaffen spiegeln die musikalische Entwicklung Nachkriegsdeutschlands wider, geprägt von Tradition und der Offenheit für neue Medien.

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Herbert Baumann wurde am 31. Juli 1925 in Berlin geboren. Schon früh zeigte sich seine musikalische Begabung, die ihm nach dem Zweiten Weltkrieg ein Studium bei Sergiu Celibedache (Dirigieren) und Paul Höffer (Komposition) am „Internationalen Musikinstitut“ in Berlin eröffnete. Bereits nach zwei Jahren, 1947, beendete er sein Studium und erhielt ein Engagement am Deutschen Theater: Seine Karriere als Theaterkomponist begann.

Seine grundlegende Ausbildung und die Praxis am Theater formten Baumann zu einem Komponisten, der stets die klare Verständlichkeit und die direkte Wirkung seiner Musik im Blick hatte, ohne dabei an künstlerischem Anspruch zu verlieren. Er entwickelte eine Kompositionstechnik, die gleichermaßen diszipliniert wie fantasievoll war und ihm ermöglichte, sich in unterschiedlichsten Genres zuhause zu fühlen.

Einer der prägnantesten Bereiche in Herbert Baumanns Schaffen ist zweifellos die Film- und Fernsehkomposition. Mit mehr als 100 Partituren für Kino- und TV-Produktionen zählt er zu den bedeutendsten Vertretern dieses Genres in Deutschland. Baumanns Musik war hier nicht einfach nur Begleitung; sie war ein integraler Bestandteil der Erzählung, schuf Atmosphäre, vertiefte Emotionen und verlieh den Bildern eine zusätzliche Dimension. Er verstand es meisterhaft, mit begrenzten Mitteln maximale Wirkung zu erzielen und sich flexibel den Anforderungen unterschiedlichster Regisseure und Genres anzupassen.

Baumanns Ansatz zur Filmmusik war pragmatisch und kunstvoll zugleich. Er experimentierte mit verschiedenen Instrumentierungen, von großen Orchestern bis hin zu kleinen Ensembles oder elektronischen Klängen, immer im Dienste der Geschichte. Sein Stil war melodisch zugänglich, aber harmonisch und rhythmisch raffiniert genug, um auch aufmerksame Hörer zu fesseln. Er verstand die Psychologie des Klangs und setzte sie gezielt ein, um die gewünschte Wirkung beim Publikum zu erzielen.

Obwohl die Filmmusik einen großen Teil seines Ruhms ausmacht, war Herbert Baumann weit mehr als nur ein Komponist für angewandte Musik. Sein umfangreiches Oeuvre umfasst auch eine beeindruckende Anzahl von Werken für die Bühne und den Konzertsaal, die seine künstlerische Vielseitigkeit und seinen tiefen musikalischen Anspruch belegen.

Baumanns Konzertmusik zeichnet sich durch eine Mischung aus Tradition und einer gemäßigten Moderne aus. Er scheute sich nicht vor dissonanten Klängen oder komplexen Rhythmen, nutzte sie aber stets im Dienste des musikalischen Ausdrucks und nicht als Selbstzweck. Seine Musik war nie elitär, sondern immer darauf bedacht, eine Verbindung zum Publikum herzustellen.

Er war ein Komponist, der die universelle Sprache der Musik nutzte, um lokale Färbungen einzubeziehen. Seine Musik war geprägt von einer gewissen Erdung, einer Klarheit und einer Melodiosität, die viele Hörer ansprach und ihn zu einem echten Brückenbauer zwischen E- und U-Musik machte. Neben seiner umfassenden kompositorischen Tätigkeit war Herbert Baumann auch als Lehrer und Dirigent aktiv. 

Herbert Baumann verstarb am 21. Januar 2020 im Alter von 94 Jahren in München. Sein Tod hinterließ eine große Lücke in der deutschen Musik­landschaft. Doch sein Vermächtnis lebt in seinen zahlreichen Kompositionen weiter. Seine Musik ist nicht nur ein Spiegel der Zeit, in der sie entstand, sondern auch ein zeitloses Zeugnis für die Kraft und Schönheit der musikalischen Sprache.

Der 100. Geburtstag von Herbert Baumann am 31. Juli 2025 ist ein willkommener Anlass, das Gesamtwerk dieses bemerkenswerten Komponisten neu zu entdecken und seine immense Bedeutung für die deutsche Musikgeschichte zu würdigen. Seine Fähigkeit, sich gleichermaßen in den Dienst der Erzählung zu stellen – sei es auf der Kinoleinwand, dem Fernsehbildschirm oder der Ballettbühne – und gleichzeitig anspruchsvolle Konzertmusik zu schaffen, macht ihn zu einer einzigartigen Figur.

 

Richtigstellung der Druckausgabe

In dem Beitrag von Josef Rottweiler zum 100. Geburtstag von Herbert Baumann in der nmz 7/8-2025 wurde fälschlicherweise behauptet, dass er an der Münchner Musikhochschule bei Carl Orff studiert hätte. Richtig ist, dass Herbert Baumann am „Internationalen Musikinstitut“ in Berlin Dirigieren bei Sergiu Celibidache und Komposition bei Paul Höffer studiert hat.

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