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Rauschender Abend der Tänze und der Virtuosität

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Diego Ares (Spanien) brillierte am Cembalo im Musikstudio Gabriele Paqué in Bonn
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Umrahmt und im Einklang mit der Kunst des französischen Malers Engelbert Leichauer, der tanzende, streitende, spielende und in Kontakt stehende Menschen darstellt, spielte Diego Ares im September im Musikstudio Gabriele Paqué in Bonn am Cembalo Werke deutscher und spanischer Komponisten. Suiten von Georg Friedrich Händel und Dietrich Buxtehude sowie die „Chromatische Fantasie und Fuge“ von Johann Sebastian Bach in der ersten Hälfte des Konzertes, gefolgt von den spanischen Komponisten Antonio de Cabecon, Juan Cabanilles, Antonio Soler und Domenico Scarlatti in der zweiten Hälfte. Ein rauschender Abend der Tänze, des Rhythmus, der Virtuosität und der Gefühle.

Vor allem mit seiner Interpretation der Chromatischen Fantasie und Fuge von Johann Sebastian Bach begeisterte Diego Ares das Publikum. Diese Fantasie kann man in drei Teile gliedern: einen äußerst virtuosen improvisatorischen Toccatenstil am Anfang, gefolgt von einem Rezitativ mit seiner musikalischen und emotionalen Herausforderung an den Spieler und dem Schlussteil, der eine Verschmelzung von beiden genannten Teilen ist. Dem war Diego Ares sowohl in technischer und musikalischer Hinsicht gewachsen und meisterte die Herausforderung in größter Vollkommenheit.
Das Thema der Fuge mit seiner in Halbtonschritten aufsteigenden Linie von a nach c  war dafür verantwortlich, dass man dieses Stück „chromatisch“ benannte. Dieser Namenszusatz wurde dem Stück erst später gegeben. Das Spiel von Diego Ares war charakterisiert durch klare, noch nie gehörte Strukturen, technischen Losgelöstheit in der vollkommenen Virtuosität, Brillanz, Klarheit und dem Feingefühl der einzelnen Stimmen in der Fuge. So hat man dieses Stück wohl selten zum Klingen gebracht.
Der Priester und Komponist aus Valencia, Juan Cabanilles „Tiento de Primer Tono“ weist in seinem Komponierstil mehr als einmal in die Zukunft der Musik. Virtuos und zukunftweisend ist die Komposition angelegt. Das Tiento ist eine mehrteilige Form, deren Abschnitte der mitteleuropäischen Fuge sehr nahe kommen. Dem Zuhörer dies zu vermitteln und hörbar zu machen, war das Anliegen von Diego Ares, was ihm auch vortrefflich gelang.
Mit zwei temperamentvollen Stücken von Antonio Soler war man sowohl als Zuhörer als auch der Künstler selbst, in dem heute eher bekannten musikalischen Spanien angelangt. Soler verwendet häufig Flamenco-Elemente und spart nicht mit Verzierungen. Seine Sonaten sind in Bezug auf die technische und musikalische Herausforderung mit Scarlatti vergleichbar. Er und Scarlatti kannten sich und haben sich sicherlich auch gegenseitig beeinflusst.
Mit zwei weiteren Sonaten von Domenico Scarlatti endete das Konzert. Die Sonata in A-Dur (K. 208), sehr ruhig und fast konzertant in der rechten Hand und der darüber schwebenden Melodie und die Sonate in A-Dur (K. 24), gespielt wie ein virtuoses Feuerwerk, temperamentvoll und leidenschaftlich. Dieses Stück mit seinen unglaublichen Läufen und Sprüngen der linken Hand über die rechte Hand führte auch Ares an seine technischen Grenzen, obwohl das Cembalo, wie er sagte, besonders spieltechnisch hervorragende Qualitäten besitzt, gerade diese Passagen zu bewältigen.
Nach dem Konzert war klar, hier hat ein Ausnahmekünstler auf höchstem Niveau sein Können gezeigt und zu Gehör gebracht. Obwohl erst 28 Jahre alt, begeisterte er das Publikum mit der hohen Kunst des Cembalospiels, was Interpretation, Fachwissen und spielerisches Können anbetrifft.

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