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Romantik in klassischer Klarheit

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Die Konzertreihe„Komponisten aus Bayern“ blickt zurück auf das letzte Jahrhundert
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München. Am 12. Juli 2021 erklangen Werke für Violine und Klavier bayerischer Komponisten des 20. Jahrhunderts, die in üblichen Konzertprogrammen nur sehr selten zu finden sind.

Zuerst war die „Sonate für Violine und Pianoforte e-Moll, op. 30“ von Ludwig Thuille zu hören, die von den meisten „schon fast vergessen war“, so Edmund Wächter, der die Begrüßung übernahm. Der erste Satz startete mit einem leidenschaftlich schnellen Tempo. Melodiöse Linien in der Geige, die von Christian Atzenhofer gespielt wurde, spiegelten sich auch im Klavier. Der zweite Satz wirkte wie eine Fortsetzung des ersten. Ruhige Akkordklänge im Klavier stützten die sanften Melodien in der Oberstimme. Der finale Satz war geprägt von schnellen Rhythmen, Pizzicati in der Geige und einer marschartigen Bewegung im Klavier. Thuilles Werk hat viele romantische Anklänge, die mit „klassischer Klarheit“ verbunden werden. Daher gilt er auch als ein Begründer der „Münchner Schule“.

Mit dem nächsten Werk „Willst eine Welt du schaun…“ vertonte Enjott Schneider ein Gedicht von William Blake in fünf Sätzen. Tonrepetitionen in beiden Stimmen und ruhige Akkorde im Klavier, das von Sylvia Dankesreiter gekonnt in Szene gesetzt wurde, verliehen dem Werk eine düstere, statische Atmosphäre. Melodiöse weiche Geigenlinien steigerten den Affekt. Solistische Einwürfe der Instrumente waren ebenso wie komplexe Rhythmen und Unisono-Passagen zu finden. Mit einem ersterbenden, pulsierenden Rhythmus im Klavier, der sich in immer leiser werdender Dynamik verlor, endete das Stück.

Günter Bialas‘ „Sonata piccola für Violine und Klavier” kombinierte Staccati mit punktierten Rhythmen. Pizzicati verliehen dem ersten Satz einen frechen Charme. Mit ruhigen Melodien und Vibrato in der Violine erklang die „Romanze“, der ein „kleiner Walzer“ und ein „Nachtstück“, mit perlenden, glitzernden Melodien folgten. Ein „Rondo“ beendete das Werk, das mit seinen prickelnden Rhythmen und Melodien Spaß beim Zuhören machte und für ein Schmunzeln beim Publikum sorgte.

Abschließend war die „Sonate für Violine und Pianoforte g-Moll, op. 1“ von Ermanno Wolf-Ferrari zu hören. Wie wildes Wasser sprudelten Arpeggien aus dem Klavier, welche von der Geige aufgenommen wurden. Danach folgte ein Wechsel vom virtuosen solistischen Spiel zu begleitender stützender Melodik. Darüber schwebte die Geige, deren Zärtlichkeit in einem „fortissimo“ gipfelte. Mit vollen Akkorden im Klavier endete der erste und begann der zweite Satz, was eine Verbindung schaffte. Choralartige Melodien in beiden Stimmen wurden von gebrochenen Akkorden abgelöst und endeten in ruhigen, tiefen Tönen. Ein ausdrucksstarkes Finale mit gewaltigen akkordischen Schlussklängen im Klavier ließen das hohe technische Niveau der Pianistin erkennen. Mit immer leiser werdender Dynamik verlor sich der Klang im Nichts und beendete so das wilde Treiben.

Der Abend spannte einen Bogen zwischen witzig sprudelnden Rhythmen und affektgeladenen romantischen Melodien, die von den Musiker*innen gekonnt in Szene gesetzt wurden.

 

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