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Nahaufnahme verschiedener verbundener Gegenstände: Eine Gießkanne, einige Schnüre, Steine, Kabel, eine Pfanne und das Ende eines Besenstiels. Alles steht auf dem Boden oder hängt an der Gießkanne. Im Hintergrund zwei Menschen.

Rie Nakajimas Klanginstallation in Würzburg. Foto: Jochen Kleinhenz

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Wie aus einem Zufall ein Festival werden kann

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Mit Konzerträumen und frischem Mut zu Neuem: Der Tonkünstlerverband Würzburg gründet ein Festival für experimentelle Musik
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Im Juni fand im Festsaal der Erlöserschwestern, dem neuen Konzertsaal des Würzburger Tonkünstlerverbands, ein ungewöhnliches Konzert in Form einer Performance statt. 

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Die japanische bildende Künstlerin Rie Nakajima, die inzwischen in London lebt, hatte die meisten Bestandteile ihrer Klanginstallation selbst dabei und ergänzte sie passend vor Ort: kleine Objekte und Skulpturen, aus alltäglichen Gegenständen und Materialien gefertigt. Um nur einige der Klanggegenstände zu benennen: Sprungfedern, Knochen, Kunststoffrohre, Bürsten, eine Kehrschaufel, Gläser, eine Gießkanne, Holzstücke und Metallteile (für Interessierte: Auf der Homepage des Würzburger Tonkünstlerverbands sind einige Bilder der klingenden Kunstwerke zu sehen). Manche davon sind mit kleinen batteriebetriebenen Motoren versehen, können sich so eigenständig im Raum bewegen und mit anderen Objekten interagieren. Dabei produzieren sie im Rahmen ihrer Bewegungen repetitive Klänge unterschiedlicher Frequenz, die akustisch korrespondieren und musikalische Spannungsbögen aufbauen.

Die sich so ergebende Verschmelzung von Klang und Stille, Raum und Zeit, bildender Kunst und Musik, von zufällig entstehenden und streng gelenkten Abläufen sowie die daraus entstehenden überraschenden klanglichen Korrespondenzen zogen das Publikum förmlich in ihren Bann. Die Performance fand inmitten des gro­ßen Raumes statt, das Publikum konnte sich beliebig um die Klangobjekte platzieren oder umhergehen – es wurde gewissermaßen Teil des Geschehens. Viele Zuhörer:innen setzten sich daher folgerichtig wie naheliegend direkt auf den Boden um die Installation. Nach der etwa dreiviertelstündigen Performance konnten die Klangobjekte, die alle zugleich kleine Kunstwerke waren, genauer betrachtet und mit anderen Zuhörer:innen wie mit der Künstlerin diskutieren werden. Diese Möglichkeit wurde vom zahlreich erschienenen Publikum lange und intensiv genutzt.

Womit wir zur Überschrift des Artikels und damit zur Entstehung der Veranstaltung kommen. Ein Mitglied des Tonkünstlerverbands hatte bei Rie Nakajima Aufnahmen bestellt und dabei gesehen, dass sie Anfang Juni in Köln konzertiert. So ergab sich die Anfrage, ob sie in Deutschland einen zusätzlichen Tag in Würzburg einlegen könnte. Die Raumfrage ging an den Tonkünstlerverband Würzburg und schon waren die Veranstalter am Weiterdenken: Warum nach zwei Liedfes­tivals und einem Kammermusikfestival nicht etwas Ungewöhnliches wagen? Der Zuspruch in diesem ersten Konzert übertraf alle Erwartungen und zeigte, wie sehr das experimentelle Verlassen der gewohnten musikalischen Bahnen beim Publikum auf Interesse stieß. Sich auf Unerwartetes einzustellen, Konventionen hinter sich zu lassen, neue klangliche und optische Erfahrungen zu suchen, lohnt sich auch in der Musik immer … 

Daher werden wir nun in Würzburg schon am 3. Advent 2025 ein kleines Festival mit experimenteller Musik aus der Taufe heben. Also im Kalender vormerken: am 14. Dezember 2025 erklingt vom Nachmittag bis in den Abend Experimentelle Musik im und um den Josefsgang auf dem Gelände der Erlöserschwestern. Es werden neben Live-Performances, Field Recordings und Klanginstallationen Werke von Morton Feldman, John Cage, Anestis Logosthetis und Tom Johnson dabei sein. Mit von der Partie als Performance-Künstler ist bereits Michael Barthel. Weiteres folgt und ist auf der Homepage des Würzburger Tonkünstlerverbands zu lesen. www.tkv-wuerzburg.de/termine/.

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