Detlef Hahlweg, stellvertretender Bundesvorsitzender der JMD, engagiert sich seit vielen Jahren für die Zusammenarbeit mit Ländern Lateinamerikas. Nachdem die Kooperationsbemühungen in Ecuador wegen der katastrophalen wirtschaftlichen Lage des Landes zum Erliegen kamen, stellte Hahlweg vor zwei Jahren den Kontakt zu der Kinder- und Jugendorchesterbewegung Venezuela her. Dieser Kontakt mündete im vergangenen Herbst in die große Tournee des Kinder-Orchesters durch Deutschland. Hier sein persönlicher Rück- und Ausblick.
Detlef Hahlweg, stellvertretender Bundesvorsitzender der JMD, engagiert sich seit vielen Jahren für die Zusammenarbeit mit Ländern Lateinamerikas. Nachdem die Kooperationsbemühungen in Ecuador wegen der katastrophalen wirtschaftlichen Lage des Landes zum Erliegen kamen, stellte Hahlweg vor zwei Jahren den Kontakt zu der Kinder- und Jugendorchesterbewegung Venezuela her. Dieser Kontakt mündete im vergangenen Herbst in die große Tournee des Kinder-Orchesters durch Deutschland. Hier sein persönlicher Rück- und Ausblick.Noch nie habe ich erlebt, dass mich noch Monate nach einem Konzert entfernte Bekannte auf die Veranstaltung angesprochen haben und sich persönlich für die Hilfestellung fürs Konzerterlebnis bedankt haben. Gemeint sind die Konzerte des Nationalen Kinderorchesters von Venezuela im Oktober des vergangenen Jahres in Hannover, Magdeburg, Berlin, Münster, Düsseldorf, Bad Mergentheim, Heilbronn und München. Mit einer Formation von 200 jugendlichen Musikern war das Orchester dort durch die Konzertsäle gefegt und hatte den Zuhörern gezeigt, was Begeisterung für die Klassische Musik auf Venezolanisch heißt.Jugendministerin Christine Bergmann hatte nach dem Berliner Konzert angeregt, zwischen Deutschland und Venezuela einen Vertrag über die zukünftige Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Jugendorchester zu schließen. Und Claudio Abbado hatte nicht nur die Schirmherrschaft über die Tournee übernommen, sondern auch weitere Unterstützung signalisiert. Tschaikowsky in Hochgeschwindigkeit, lateinamerikanische Musik in eigentlich kaum erreichbarer rhythmischer Präzision, ja selbst wohlklingender Wagner war in den Konzerten zu hören gewesen. Aber werden diese jungen Musiker auch einen Beethoven oder Brahms bewältigen?
Mit dieser Frage reiste ich im Dezember nach Caracas zusammen mit Daniela Rüdiger, die für die Jeunesses Musicales schon mehrere Projekte in Lateinamerika und auch die weltweite Generalversammlung der Jeunesses Musicales vor vier Jahren in Weikersheim organisiert hatte. Außerdem hatte sie gerade nach einem zweimonatigen Aufenthalt in Venezuela ihre Magisterarbeit über das venezolanische Kinderorchesterprojekt geschrieben.
Anlass waren ein Konzert des Orchesters mit der 9. Sinfonie von Beethoven und weitere Verhandlungen über die zukünftige Zusammenarbeit. Als Dirigent für das ehrgeizige Projekt war der in Deutschland tätige Italiener G. Sinopoli gewonnen worden. Sinopoli ist ein begeisterter Anhänger des venezolanischen Jugendorchesterprojektes und hatte das Orchester im letzten Jahr in Italien dirigiert.
Als Begrüßung für den Maestro hatte man sich ein kleines Konzert einfallen lassen, an dem ich gleich am ersten Tag meines Aufenthaltes teilnehmen konnte. Aus verschiedenen Kinderorchestern in Caracas hatte man 500 (!) Kinder zusammengetrommelt. Sie hatten einige Tage gemeinsam geprobt und spielten nun einige Stücke für den großen Dirigenten aus Europa. Hier wurde deutlich, warum die Welt das neue Großraumflugzeug mit 500 Plätzen dringend benötigt.
Dann begannen die Proben mit der 9. Sinfonie von Beethoven. Das Orchester war gegenüber der Deutschland-Tournee noch etwas vergrößert worden, so dass nun zirka 280 Musiker auf der Bühne saßen, später kamen noch 400 Chormitglieder dazu. Zuerst klang alles tatsächlich noch eigenwillig virtuos und erinnerte an die Bravour-Stücke, die ich aus früheren Konzerten her kannte. Aber Sinopoli erklärte ruhig und ausführlich Stricharten, Phrasierungen und Interpretation, so dass sehr bald ein sehr schöner weicher Orchesterklang entstand und das Konzert zu einem grandiosen Erfolg wurde. Beeindruckend war auch die hervorragende Leistung der Chöre.
Es folgte am nächsten Tag ein Essen in kleinem Kreise bei der Gattin des Präsidenten von Venezuela, die auch bei dem Konzert in Caracas anwesend war, was die hohe Anerkennung für die Arbeit des Gründungsvaters Dr. José Antonio Abreu deutlich macht. Dabei kam es auch zu einem kurzen Meinungsaustausch mit dem Präsidenten selbst. Viele Pläne für die zukünftige Zusammenarbeit wurden geschmiedet. Im Sommer wird das Studentenorchester Münster zum Gegenbesuch nach Caracas reisen; im Herbst soll ein Besuch der Jugendministerin in Venezuela erfolgen, um die weitere Zusammenarbeit zu vereinbaren.