Neben der musikalischen Qualität zeichnet die JMD mit dem Deutschen Jugendorchesterpreis auch die Partizipation der jugendlichen Orchestermitglieder und die kreative Umsetzung eines Konzertprogramms aus. Der „JOP“ definiert Erfolg als Gemeinschaftsleistung.

… und stolz drauf!, die Sinfonietta Ulm. Fotos: Orchester
Hand made! Mit Herz!
Der laufende Wettbewerb zeigt, wie leidenschaftlich Jugendliche sich für ihr Orchester engagieren und für Konzertprojekte, die sie mit einer eigenen Idee gestalten. Gleichzeitig bestätigt sich, dass es einer konkreten Unterstützung der Orchester bedarf, damit sich Leitung und Mitspieler:innen zutrauen, ein solches Konzert mit „Add-on“ zu realisieren, für das sie sich aber im Idealfall als gut funktionierendes Team erleben. Denn für die Realisierung kreativer Konzertprojekte sind viele Aufgaben auf viele Hände und Rollen zu verteilen, sei es als Überblick-Bewahrerin, Plakatgestalter, Konzertmoderatorin, beim Erstellen des Programmhefts, Dekorateur der Konzert-Location oder Konzertmeister:in.
Mit dem Wettbewerb 2024/25 hat die JMD ihr Beratungsangebot erneut erweitert: Zur Ermutigung der Orchester boten Jugendorchester-Referentin Lisa Sohm und Projektorganisatorin Anja Knab wiederholt JOP-Online-Sprechstunden an, die sehr gut angenommen wurden. Offene Fragen zur Bewerbung konnten geklärt und Zweifel zerstreut werden. So konnten sogar zusätzliche Bewerbungen motiviert werden – und wie sich zeigte, mit beeindruckend vielversprechenden kreativen Projektentwürfen. Aufgrund des großen Engagements und der überzeugenden Konzepte fasste die Jury den Entschluss, statt 15 nun 20 Ensembles zu nominieren.
Auch für die JMD-Kolleginnen selbst waren die „Sprechstunden“ eine durchweg positive Erfahrung, bestätigte sich doch, wie entscheidend der persönliche Kontakt ist, und wie sich Stimmung und Motivation vollkommen drehen, in dem Moment, wo die Jugendlichen erleben, dass Jugendliche anderer Orchester ganz ähnliche Fragen haben und dass schon erste tolle Ideen vorangebracht und Pläne gefasst wurden. Es geht um die Erfahrung von Selbstwirksamkeit, um die Werte von Gemeinschaft, Engagement und persönlichem Sinn. In welch vielfacher Weise Jugendliche, Orchesterleitungen, ebenso wie Coaches, Juror:innen und Projektorganisatoren:innen dies beim Deutschen Jugendorchesterpreis verwirklichen, zeigen die folgenden kurzen Spotlights aus dem laufenden Wettbewerb: Das Sinfonische Blasorchester des Königin-Luise-Gymnasiums Erfurt widmet sich dem Thema Fantasy und Filmmusik: „Unser Thema soll ausdrücken, dass nicht nur Logik der Schlüssel zu allem ist, sondern Fantasie, die uns in Träume versetzen und uns glücklich machen kann“. Bereits zusammen mit der Dokumentationsmappe, deren Gestaltung ebenfalls noch in die Wertung einzahlt, erreichte Anja Knab das begeisterte Feedback: „Egal, wie unsere Bewertung ausfällt – wir sind als Team echt zusammengewachsen, wir hatten eine tolle Zeit, und wir haben geile Musik gespielt – was will man mehr?!“ Das Sinfonieorchester der Musik- und Kunstschule Bielefeld machte die Anforderung zur aktiven Mitwirkung der Orchestermitglieder stolz zum Programm-Titel: „Self made“. In Lahr gab es eine „BaRock Oper“. Das Streichorchester der Heimschule Lender reichte im Anschluss an sein Konzert eine Ordner-dicke Dokumentation ein. Nicht nur die Jury kann sich daraus ein umfassendes Bild der geleisteten Arbeit machen, das Orchester selbst hat damit eine Blaupause, die nachfolgenden Projektteams eine wertvolle Hilfe sein wird.
Während des gesamten Wettbewerbs werden die Orchester im persönlichen Kontakt begleitet, ein Wettbewerbsguide hält für die Projektteams zahlreiche praktische Tipps, Creative Tools und Checklisten bereit, und ein Begleitheft unterstützt den/die Orchesterleiter:in. Online-Meetings machten den Jugendlichen noch klarer, wie alles gemeint und gedacht war. Auch ein weiteres Wettbewerbselement hat sich bewährt: In individuell auf die Bedürfnisse der Orchester abgestimmten Coachings kommen Experten aus dem JMD-Netzwerk in eine Orchesterprobe vor Ort. Die Begegnung und dass ein „Experte“ sich persönlich Zeit für sie nimmt, sich für ihr Projekt interessiert und sie mit Herz in der Umsetzung unterstützt, erleben die Jugendlichen als eine große Wertschätzung. Als Coaches waren durchweg hochkarätige Kolleg:innen aus unterschiedlichen Positionen des Orchestermanagements engagiert, etwa Philipp Krechlak, Geschäftsführer des Deutschen Orchestertags und vormals Orchesterdirektor am Nationaltheater Mannheim, Daniel Richwien, Leiter des Orchesterbüros Oper am Gewandhaus Leipzig oder Judith Schlosser aus dem Team des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks. Kolleg:innen mit Fachkompetenz vermittelte die JMD auch zu den Themen Kommunikation, Konzertdramaturgie, Werbung, oder Sponsorensuche. Dies gilt in gleicher Weise für die jeweils dreiköpfigen Jugendorchesterpreis-Jurys. Das sind insgesamt 60 weitere Menschen, die sich für Jugendorchester begeistern. Auch JMD-Präsident Johannes Freyer und weitere Präsidiumsmitglieder haben es sich nicht nehmen lassen, kreative Jugendorchesterkonzerte zu besuchen und sich in einem persönlichen Gespräch von den Jugendlichen von ihren Erfahrungen erzählen zu lassen.

„Hamburg, das Tor zur Welt“, dieses Motto wählte das Blasorchester Hamburg.
Noch bis Anfang Juli finden die Wettbewerbskonzerte statt, und es ist schon jetzt klar: Es wird schwer werden zu entscheiden, welches Projekt am meisten begeisterte und überzeugte und mit einem Preis ausgezeichnet werden soll. Wie schön und gut ist es da, zu hören, dass die Jugendlichen selbst die Erfahrung gemacht haben: Bereits ihre Teilnahme ist ein Gewinn für ihre Orchestergemeinschaft und für ein begeisterndes Musikerlebnis, das dadurch hör- und spürbar an Qualität gewinnt.Die Preisverleihung zum Abschluss des Wettbewerbs wird im November im Umfeld der Mitgliederversammlung der JMD in Weikersheim stattfinden, verbunden mit einem Camp, zu dem die JMD Jugendliche aus allen nominierten Orchestern einlädt.
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