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Die Teilnehmer:innen des LSJO-Hessen stehen Spalier.

Von „nur gucken“ bis aktiv posten – im „LSJO“ Hessen ist das Nutzungsverhalten der Jugendlichen überraschend unterschiedlich. Foto: Momo Yamamoto

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Musikalisch, sozial, smart

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JMD unterstützt Jugendorchester dabei, ihre Potenziale zu erschließen
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In ihrem personell neu aufgestellten Fachreferat „Jugendorchester“ entwickelt die JMD eine neue Angebotsreihe: Orchester bekommen zu unterschiedlichen Themen und Fragestellungen fachliche Unterstützung, die eine aktive Mitwirkung der Orchestermitglieder motiviert. Die Erfahrungen aus den ersten Workshops dieser Art sind positiv, zeigen sie doch, dass viele spontane Aha-Effekte auch längerfris­tig weiterwirken, indem sie in den Orchestern eine (Denk-)Bewegung anstoßen.  

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Mit voller Tatkraft dabei: Was tun für die Orchester-Gemeinschaft?!

„Engagement im Jugendorchester“ – zu diesem Thema hatte Orchesterleiter Alexander Beer mit der JMD einen Workshop verabredet. Anfang März kam Jugendorchester-Referentin Lisa Sohm vor Ort in die Stuttgarter Musikschule, wo er die rund 50 Jugendlichen seines Orchesters 2 Stunden vor dem Beginn der wöchentlichen Probe zusammengeholt hatte.

Im Sinfonischen Jugendblasorches­ter Stuttgart (SJBO) treffen viele verschiedene Charaktere aufeinander und neben der Probenarbeit fallen auch organisatorisch zahlreiche Aufgaben an. Die Orchestergemeinschaft in Stutt­gart steht, wie viele Orchester, aktuell vor einem großen Umbruch: Viele der Älteren im Orchester machen in Kürze ihren Schulabschluss und werden die Stadt zum Studium, für eine Ausbildung oder ein Freiwilliges Jahr verlassen. Nachwuchsprobleme hat das Orchester glücklicherweise nicht, doch damit durch den Wechsel nicht zu viel „Orchestergeist“ und -wissen verloren gehen, hat Alexander Beer zum gemeinschaftlichen Diskurs eingeladen, kurzweilig moderiert und methodisch begleitet durch die JMD-Referentin. 

Im Workshop wurden zunächst die besten Erlebnisse der Orchestermitglieder gesammelt: Die letzte große Konzertreise, die Spendenaktion zu Weihnachten und auch viele kleine, tolle Momente aus dem Orchesteralltag. Die spontane Sammlung machte den jungen Musiker*innen deutlich, wie viele und sehr unterschiedliche Aufgaben jeweils hatten erledigt werden müssen, damit dieses Erlebnis überhaupt stattfinden konnte. Mal musste ein Raum gesucht oder ein Bus gemietet werden, ein anderes Mal wurden Plätzchen zum Verkauf gebacken, damit die nächste Reise finanziert werden konnte – viele, gerade der Jüngeren waren erstaunt, wie lang die Lis­te am Ende wurde. 
Nach einem kleinen Ausflug in die Soziologie, zum Modell der sogenannten Partizipationspyramide, ging die Gruppe in einen produktiven und wertschätzenden Austausch. Es sprudelten viele tolle Ideen, und erste konkrete Pläne wurden geschmiedet, mit welchen Initiativen sich die Orchestergemeinschaft nach der Winterpause wieder beleben lässt. So begann die unmittelbar anschließende Orchesterprobe aufgeladen mit neuer Motivation. Und der gerade entwickelte Gedanke, dass auch das gemeinsame Aufräumen des Schlagwerks dem Zusammengehörigkeitsgefühl gut tut, wurde direkt in die Tat umgesetzt. 

Orchestermarketing von innen oder: man kann nicht nicht kommunizieren

Für die Frühjahrsarbeitsphase des Landesjugendsinfonieorchesters Hessen hatte Projektmanagerin Cordelia Berggötz mit Lisa Sohm einen Workshop verabredet. Die jungen Musiker*innen waren im April in der Musikakademie Schloss Weikersheim zu Gast. Ergänzend zu den intensiven Proben in der TauberPhilharmonie war das Treffen in lockerer Atmosphäre im Gärtnerhaus eine willkommene Abwechslung und der Nachmittag brachte inspirierende Anregungen. Die rund 70 Orchestermitglieder beschäftigten sich mit dem Thema „Social Media und Co: Orchestermarketing von innen“.

Dabei nahmen sie wichtige neue Denkanstöße mit. Gemeinsam machten sie sich, orientiert an einer Linie auf dem Boden, ihren eigenen Umgang mit Social Media bewusst. Im Rückschluss aus ihren Erfahrungen und ihrem Nutzungsverhalten entdeckten sie Merkmale, die ihr Orchester einzigartig machen. Dahinter steckten Fragen wie: Wie hast du das letzte Mal jemandem vom „LJSO“ erzählt? Welche Aspekte musst du Freunden und Bekannten dabei immer wieder erklären? Dass sie auf diese Weise ganz nebenbei das im Marketing als „unique selling point“ bezeichnete Alleinstellungsmerkmal ihres Orchesters herausarbeiteten, war ein motivierender Lerneffekt. Bei den Jugendlichen wuchs damit auch das Bewusstsein dafür, dass die Wortwahl, wie sie über ihr Orchester sprechen, einen großen Unterschied machen kann, und dass sie diese als wichtige Multiplikatoren auch clever einsetzen können, etwa um potenzielle Konzertbesucher zu gewinnen. 

Nach dieser ersten Session im Orches­ter Tutti, fand der zweite Teil mit einer kleineren Gruppe Interessierter statt, die gerne tiefer in die Welt von Social Media eintauchen wollten. Lisa Sohm richtete ihre Anregungen unmittelbar auf die praktische Umsetzung aus: Schnell entwickelten die Jugendlichen Ideen, wie sie ihre aktuelle Probenphase in Weikersheim in einen Beitrag umsetzen könnten, der ihr aktuelles Hochgefühl und ihre Orchesterbegeisterung in Filmbilder übersetzen würde – gar nicht so einfach. Auch theoretische Inhalte hatten ihren Platz: Welche Personengruppen wollen wir auf Social Media erreichen und ansprechen, und was könnte diese Menschen interessieren? Welche unterschiedlichen Elemente hat ein Beitrag auf Social Media, und welches Format ist für welchen Inhalt am besten geeignet? Im Idealfall wird das, was das Orchester so besonders macht, in einem Post, einem Reel oder Story, etcetera smart verwoben. 

Für einige Teilnehmer*innen waren das Thema und solch konzeptionelle Überlegungen noch gänzlich neu, andere waren schon selbst aktiv und kreativ im Social Media Business. Gemeinsam entwickelte die Gruppe eine gute Idee, die dann als Collab-Post zwischen den Profilen Jeunessesmusicales.de und ljso.hessen auf Instagram veröffentlicht­ wurde.

Die JMD wird ihre Aktivitäten zum Thema „Partizipation“ mit Fort­bildung­s­angeboten sowohl für Jugendorchestermitglieder als auch -Leiter*innen in den kommenden Monaten weiterentwickeln. 

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