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Die Bildunterschrift sagt es bereits. Der Seminarraum hat Dachschrägen, die Studierenden spielen einfach aufgebaute Percussioninstrumente und Gitarren

Studierende erproben im Rahmen des Unterrichts in Fachdidaktik Musik ein schülergerechtes Arrangement.
Foto: Monika Hümmer

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Vom Musiker- zum Lehrberuf – mit mittlerem Abschluss

Untertitel
Ausbildung von Fachlehrkräften für Musik und Informationstechnik (M/IT) am Staatsinstitut in Ansbach
Vorspann / Teaser

Einblick in den Unterrichtsalltag: Es ist Montag, 13:00 Uhr, gerade beginnt die siebte Unterrichtsstunde am Staatsinstitut in Ansbach. Die Studierenden des Seminars M/IT 2 haben um diese Zeit schon Unterrichtseinheiten in Pädagogik, Schulpädagogik und Psychologie hinter sich und freuen sich nun auf eine Doppelstunde in Fachdidaktik Musik. Ihre Dozentin hat den Musikraum bereits für die Präsentation einer handlungsorientierten Sequenz zur Erarbeitung eines Musikstils mit Achtklässlern vorbereitet. Im Rahmen der Fachdidaktik Musik werden allgemeine didaktische Grundsätze und Unterrichtsprinzipien wie Schüler-, Sach-  und Handlungsorientierung sowie Veranschaulichung und Differenzierung in Bezug auf die Umsetzung musikalischer Vorhaben im Unterricht konkretisiert, handelnd erprobt und reflektiert.

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Den acht Studierenden, die sich bereits im zweiten Jahr der Ausbildung befinden, wird in dieser Fachdidaktik-Einheit sehr anschaulich vermittelt, wie eine Sequenz­planung zum Thema „Calypso – Musik der Karibik“ aussehen kann und welche Aufgabenstellungen für die Schülerinnen und Schüler dabei handlungsorientiert, differenziert und anschaulich realisiert werden können. Immer wieder schlüpfen die Studierenden in die Rollen der Achtklässler und erproben die gestellten Aufgaben, um sie anschließend in ihrer Eigenschaft als Studierende kritisch zu hinterfragen und im Hinblick auf die didaktischen Grundsätze und Unterrichtsprinzipien zu reflektieren. Ein besonderes Augenmerk wird unter anderem auf die Erstellung von anschaulichen Spielhilfen gelegt, die es den Schülerinnen und Schülern ermöglichen sollen, beim Klassenmusizieren die Stimme ihres Instruments auch ohne umfangreiche Notenkenntnisse selbstständig zu erarbeiten. Im Laufe der Unterrichtseinheit erproben die Studierenden so die Bewegung zum Beat der Musik, das bewusste Hören auf die verwendeten Instrumente, sehen kurze Videos über die Herstellung von Steeldrums oder Calypso-Tanzschritte an und setzen ein didaktisch reduziertes Calypso-Arrangement auf den vorhandenen Instrumenten des Schulinstrumentariums um.

Die Stimmung ist gelöst, es wird gelacht, gesungen und gegroovt und dennoch ernsthaft über die damit verbundenen Anforderungen an die Musiklehrkraft nachgedacht. In den folgenden Unterrichtseinheiten werden die Studierenden der Reihe nach jeweils eine selbst ausgearbeitete handlungsorientierte Sequenz zu verschiedenen Musikstilen wie Beat, Pop, Reggae und so weiter vorstellen – als bewerteten Leistungsnachweis nach transparenten Bewertungskriterien.
Die rechtliche Grundlage für den am Staatsinstitut erteilten Unterricht bildet der „Lehr- und Ausbildungsplan für Fachlehrkräfte“, der zum geschilderten Beispiel aus der Fachdidaktik Musik folgende Anforderungen formuliert: „In der Fachdidaktik setzen sich die Studierenden mit den Aufgaben einer Musiklehrkraft an allgemeinbildenden Schulen und den damit verbundenen fachlichen, didaktischen und methodischen Anforderungen auseinander. Sie lernen den Musikunterricht unter Berücksichtigung pädagogischer und fachdidaktischer Aspekte der Musikvermittlung zu planen und durchzuführen.“

Der Ausbildungsort: das Staatsinstitut III in Ansbach

Die Ausbildung zur Fachlehrkraft an allgemeinbildenden Schulen wird in Bayern an den vier  Staatsinstituten in Ansbach, Augsburg, Bayreuth und München angeboten, die für jeweils unterschiedliche Fächer ausbilden, nämlich Ernährung, Gestaltung, Informationstechnik, Technik, Sport, Englisch und Musik. Am Staatsinstitut III in Ansbach studieren jährlich insgesamt mehr als 200 Studierende in zweijährigen und vierjährigen Ausbildungsgängen in unterschiedlichen Kombinationen die Fächer Ernährung, Gestaltung, Informationstechnik, Englisch oder Musik.
Die Fachlehrerausbildung mit dem Fach Musik wird seit 2004 nur in Ansbach und bisher nur in Kombination mit dem Fach Informationstechnik (bis 2021/22 Kommunikationstechnik KT) als zweijährige Ausbildung angeboten. Die Studierenden mit dieser Fächerkombination gehören deshalb zur kleinsten Gruppe der Fachlehrkräfte, die an bayerischen Staatsinstituten ausgebildet werden. Seit Einführung der Ausbildungsrichtung M/KT im Jahr 2004 absolvierten rund 200 Studierende mit dieser Fächerkombination erfolgreich die erste Lehramtsprüfung (1. LAP).

Ausbildungsvoraussetzungen

Laut ZAPO-F I (Zulassungs-, Ausbildungs- und Prüfungsordnung für die Erste Lehramtsprüfung von Fachlehrkräften) §4 ist die Aufnahmevoraussetzung für die Ausbildung zur Fachlehrkraft an allgemeinbildenden Schulen mit der Fächerkombination M/IT neben einem mittleren Bildungsabschluss und einem Eignungstest ein erfolgreicher Abschluss als staatlich geprüfte*r Chor- und Ensembleleiter*in (C-Prüfung). In der Regel wird dieser Berufsabschluss nach einer zweijährigen Ausbildung an einer Berufsfachschule für Musik erworben. Die derzeit 17 Studierenden mit der Fächerkombination M/IT am Ansbacher Staatsinstitut haben ihre C-Qualifikation beziehungsweise den Berufsabschluss als staatliche geprüfte*r Chor- und Ensembleleiter*in an neun verschiedenen bayerischen Berufsfachschulen für Musik oder an der Hochschule für Musik erworben. Anerkannt wird aber auch eine nebenberuflich abgelegte C-Prüfung in Musik. Somit wären musikalische Schülerinnen und Schüler, die aktiv musizieren und sich durch entsprechende C-Kurse und Prüfungen qualifizieren, direkt nach dem mittleren Bildungsabschluss ebenfalls geeignete Bewerber*innen für die Aufnahme am Staatsinstitut. Anbieter von geeigneten C-Kursen ist beispielsweise der Popularmusikverband Bayern.

Ausbildungsinhalte

Die Ausbildung zur Fachlehrkraft an allgemeinbildenden Schulen erfolgt in Vollzeit und umfasst im ersten Ausbildungsjahr 39 und im zweiten Ausbildungsjahr 31 Wochenstunden. Optional können im zweiten Jahr sechs Wochenstunden (je zwei in Englisch, Deutsch und Sozialkunde) zur Erlangung der fachgebundenen Hochschulreife belegt werden.

Einen wesentlichen Schwerpunkt bildet in beiden Ausbildungsjahren die Schulpraxis. Die Studierenden erleben jeden Mittwoch einen Vormittag im Fachunterricht der Fächer Wirtschaft und Kommunikation sowie Musik an einer Mittelschule und werden dabei von erfahrenen Praktikumslehrkräften betreut. Im Laufe der beiden Ausbildungsjahre konzipieren die Studierenden in jedem Fach zunehmend selbstständig zwei Lehrversuche und absolvieren im zweiten Ausbildungsjahr als Zulassungsvoraussetzung für die 1. LAP eine benotete Schulpraktische Leistung, die in Qualität und Umfang einer Lehrprobe ähnelt. Der hohe Stellenwert der Schulpraxis und die enge Verbindung von Praxis und Theorie sind zentrale Merkmale der Fachlehrerausbildung am Staatsinstitut. „Unsere Ausbildung zeichnet sich durch eine enge Verbindung von Theorie und Praxis aus. Studierende erhalten die Möglichkeit, ihr Wissen und Können direkt im Klassenzimmer anzuwenden, was ihre pädagogischen Fähigkeiten weiterentwickelt und sie bestmöglich auf den Lehrberuf vorbereitet“, sagt Dr. Irene Fina, Leiterin des Staatsinstituts, Abteilung III.

Da die fachliche Ausbildung in Musik Zulassungsvoraussetzung ist, liegt – abgesehen von einer Wochenstunde Fachdidaktik Musik und der genannten Schulpraxis in Musik – der Schwerpunkt im ersten Ausbildungsjahr fast ausschließlich auf der fachlichen Ausbildung in Informationstechnik.  Die Inhalte umfassen die Bereiche Multimedia, Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, relationale Datenstrukturen, kaufmännische Wirtschaft, Grundlagen der Datenverarbeitung, Informatische Prozesse, Netzwerke, Technisches Zeichnen/CAD und digitale Medienbildung. Nach einer erfolgreichen fachlichen Abschlussprüfung in Informationstechnik am Ende des ersten Ausbildungsjahres kann das zweite Ausbildungsjahr absolviert werden, in dem die pädagogisch-didaktische Bildung im Mittelpunkt steht. Die Erziehungswissenschaften Pädagogik, Schulpädagogik und Psychologie sowie die Fachdidaktiken bilden hier den Schwerpunkt. Im Fach Musik erfolgt eine ergänzende fachpraktische Ausbildung in den Bereichen Singen und Sprechen, Rhythmik, Instrumente, Tanz und Bewegung, Musik und Szene sowie Musikhören, die eng mit der Fachdidaktik und Schulpraxis verknüpft wird: „Die Studierenden erwerben in Verbindung von Fachdidaktik, ergänzender Fachpraxis und Schulpraxis ein auf den Musikunterricht in Klassenstärke zielendes Handlungswissen und Methodenrepertoire, das sie dazu befähigt, Klassenmusizieren mit Schülerinnen und Schülern verschiedenen Alters erfolgreich und bildungswirksam zu praktizieren.“ (Lehr- und Ausbildungsplan für Fachlehrkräfte)

Vorbereitungsdienst und Berufsperspektive

Nach der erfolgreich absolvierten ers­ten Lehramtsprüfung (1. LAP) folgt der zweijährige Vorbereitungsdienst als Fachlehramtsanwärter*in mit Zuweisung in ein Studienseminar und Dienstort an einer Mittelschule zunächst im Beamtenverhältnis auf Widerruf. Nach erfolgreich abgelegter 2. LAP steht einer Festanstellung im Beamtenstatus auf Probe und bei Bewährung auf Lebenszeit nichts mehr im Weg.

Von den bisher ausgebildeten Fachlehrkräften für Musik und Informationstechnik sind einige  mittlerweile selbst als Praktikumslehrkräfte für die Studierenden dieser Fächerkombination tätig. Als „eine gute Entscheidung“ bewerten sie rückblickend ihre Berufswahl. Ursprünglich als Musiker an der Berufsfachschule fachlich bestens ausgebildet, bereichern sie durch ihre Fachkompetenz und die Begeisterung für das Fach Musik nicht nur den Musikunterricht, sondern prägen auch das Schulleben durch musikalische Veranstaltungen positiv. Auch das zweite Fach Informationstechnik wissen sie zu schätzen, weil es das berufliche Spektrum erweitert und in Zeiten der Digitalisierung einen hohen Stellenwert besitzt.

Nachwuchs an Musiklehrkräften

Die Qualität des Musikunterrichts hängt maßgeblich sowohl von der fachlichen als auch von der fachdidaktischen und pädagogischen Kompetenz der Musiklehrkräfte ab. Ausgebildete Musiker im Musikunterricht einzusetzen ist daher eine sehr gute Idee, da sie Fachkompetenz und Begeisterung für die Musik mitbringen, die auf die Schüler überspringen kann. Allerdings reicht allein die fachliche Ausbildung nicht aus. Die Fachlehrerausbildung in Ansbach baut auf die an der Berufsfachschule erworbene musikalische Fachkompetenz auf und qualifiziert durch eine praxisorientierte, erziehungswissenschaftlich und fachdidaktisch fundierte Ausbildung für den Musikunterricht in der Primar- und Sekundarstufe. Schülerinnen und Schüler mit musikalischem Potential und sozialer Kompetenz sollten auf die berufliche Möglichkeit, nach dem mittleren Bildungsabschluss einen Lehrberuf ergreifen zu können, aufmerksam gemacht werden.

Weitere Informationen und Kontakt:

Fachbetreuer, die mehr Informationen zur Weitergabe an interessierte und geeignete Schülerinnen erhalten möchten, können sich an die Berufsfachschulen als vorbereitende Ausbildungsorte oder direkt an die Abteilung III des Staatsinstituts Ansbach wenden. Die Anmeldefrist für das kommende Studienjahr 2024/25 läuft bis zum 15. Februar. Wer angemeldet ist, bekommt eine Einladung zum Eignungstest im März 2024, der grundlegende Kenntnisse in Deutsch und im Umgang mit dem Computer abfragt.
Staatsinstitut Ansbach, Abteilung III
Schlesierstraße 26 + 28, 91522 Ansbach, Tel. 97258-03
E-Mail: abteilung3atstaatsinstitut.de (abteilung3[at]staatsinstitut[dot]de)
www.staatsinstitut.de

Zur Person

Institutsrektorin Monika Hümmer ist am Staatsinstitut III in Ansbach seit 2020/21 als Dozentin für Fachdidaktik Musik, Ergänzende Fachpraxis Musik und Erziehungswissenschaft tätig und betreut die Schulpraxis in Musik. Nach dem Studium des Lehramts an Grundschulen mit dem nicht vertieften Unterrichtsfach Musik an der KUE unterrichtete sie als Lehrkraft und wirkte unter anderem als Fachberaterin für Musik in der Grund- und Hauptschule, als abgeordnete Lehrkraft an der Professur für Musikpädagogik der FAU, als Konrektorin und als Studienseminarleitung im Mittelfränkischen Seminar.

 

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