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Landesoffensive für öffentliche Musikschulen in NRW

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Zur Stärkung der öffentlichen Musikschularbeit hat das Land NRW mit der „Musikschuloffensive“ ein Programm aufgelegt, bei dem es im Schwerpunkt darum geht, den Anteil sozialversicherungspflichtiger Arbeitsverhältnisse an den Musikschulen zu erhöhen und den Musikschulen gleichzeitig mehr Möglichkeiten zur qualitativen Weiterentwicklung zu geben. Die Landesförderung wird seit 2019 bis 2022 stufenweise erhöht. Ab 2022 stehen dann dauerhaft jährlich 6,5 Mio. Euro zusätzlich zur bisherigen Förderung zur Verfügung.

Die Landesinitiative ist die erste umfassende und auf Dauer angelegte Qualitäts- und Strukturoffensive zur Zukunftssicherung der musikalischen Bildung in Nord­rhein-Westfalen. Das Land fördert die kommunal getragenen Musikschulen im Rahmen einer pauschalen Festbetragsfinanzierung mit einem Personalkostenzuschuss – je nach Größe der Musikschule – für sozialversicherungspflichtige Stellen. Zur praktischen Umsetzung der Förderung haben das Kulturministerium und die kommunalen Spitzenverbände in Nordrhein-Westfalen in Abstimmung mit dem Landesverband der Musikschulen in Nordrhein-Westfalen (LVdM) einen öffentlich-rechtlichen Zuwendungsvertrag für die Gewährung von Förderungen des Landes an die einzelnen Musikschulträgerinnen und -träger vereinbart. Über 60 Zuwendungsverträge zwischen dem Land NRW, vertreten durch die jeweilige Bezirksregierung, und den Kommunen wurden inzwischen geschlossen. Die Landesförderung ist hier unter anderem an die Zusicherung des Beitrages der Kommunen geknüpft und wird für mehrere Jahre festgeschrieben. Dieses Förderkonzept wurde vom Land NRW gemeinsam mit den kommunalen Spitzenverbänden und dem LVdM konzipiert.

Inhaltlich leistet die Musikschuloffensive einen Beitrag zur Sicherung der Zukunft der Einrichtungen in Gestalt einer fachlichen und strukturellen Begleitung durch den LVdM. Für die Entwicklung wichtiger Zukunftsfelder an den öffentlichen Musikschulen konnte der LVdM NRW daher bereits zum Jahresende 2020 fünf Referent/-innen einstellen, die sowohl Beratungsaufgaben bei der Abwicklung der Musikschuloffensive übernehmen als auch jeweils eine Expertise in den Themenfeldern Kooperationsmanagement, Elementare Musikpädagogik und Kita-Kooperationen, Diversität, Digitalisierung in der Musikpädagogik sowie Talentförderung und Personalentwicklung mitbringen. Die Referent/-innen werden über die Geschäftsstelle des LVdM beschäftigt, ihre Beratung steht sowohl den 160 Mitgliedsschulen des Verbandes wie auch den weiteren 20 öffentlich geförderten Musikschulen in NRW zur Verfügung.

Digitalisierung an Musikschulen und die Digitalisierungsoffensive des Landes NRW

Im Musikschulalltag ist Digitalisierung in den Bereichen Kommunikation, Zusammenarbeit, Datenverarbeitung, Verwaltung, Mediennutzung, Medienherstellung und Musizierpädagogik wirksam. Der Landesverband der Musikschulen in NRW unterstützt alle Beteiligten mit Beratungs- und Fortbildungsangeboten, die helfen sollen, den Prozess der Digitalisierung an Musikschulen zu formen, kritisch zu reflektieren und zu entwickeln. So bietet etwa die monatliche Veranstaltung „up:load“ Zeit zum Austausch. Fragen, Ideen und Probleme rund um das vielfältige Thema Digitalisierung wie auch kleine, kompakte Webinare zu Digital-Themen aus der Musikschul-Community finden beim up:load eine Plattform. Weitere bereits gestartete Projekte in diesem Bereich sind die Entwicklung von Gamification-Angeboten und der Aufbau einer Best Practice-Sammlung für digitale musizierpädagogische Konzepte.

Nicht zuletzt bietet die im September gestartete Digitalisierungsoffensive der nordrhein-westfälischen Landesregierung fundierte Unterstützung in diesem Bereich: Mit einem Fördervolumen von 6,2 Millionen stellt das Land im Rahmen des Kulturstärkungsfonds einmalig zusätzliche Mittel für die öffentlichen Musikschulen zur Verfügung. So kann in NRW eine den neuesten technischen und pädagogischen Standards entsprechende digitale Infrastruktur an öffentlichen Musikschulen aufgebaut werden. Die Förderung umfasst Pakete für das mobile Arbeiten (Tablets, USB-Mikrofone und Blue­tooth-Boxen) und für die Gestaltung von vielfältigen digitalen Raum-Set-ups mit Smartboards, Laptops, Set-Top-Boxen und Videostudios. Um den Kolleg/-innen für den Umgang mit den neuen digitalen Optionen eine stetige Weiterbildung und Entwicklung anbieten zu können, hat der LVdM im Rahmen der Offensive eine langfristig angelegte Struktur zum kontinuierlichen Wissensaufbau erarbeitet.

Elementare Musikpädagogik und Kita-Kooperationen

Im Bereich der Elementaren Musikpädagogik (EMP) widmet sich der LVdM vor allem der Vernetzung und Stärkung der Fachbereiche EMP an den öffentlichen Musikschulen. So bietet der Verband Fachtreffen für die Lehrkräfte, Workshops und Fortbildungen zu aktuellen Themen der Elementaren Musikpädagogik an und gründet derzeit das Netzwerk EMP-NRW. Ziel ist es, das große Potenzial an Kompetenz, Kreativität und inhaltlicher Vielfalt aus diesem Fachbereich an den öffentlichen Musikschulen herauszustellen und für alle nutzbar zu machen. Zudem werden, entweder in individuell vereinbarten Terminen oder der regelmäßigen offenen Sprechstunde, Beratungsgespräche zu verschiedenen Themenstellungen der EMP und aus den Kita-Kooperationen angeboten.

Auch die Zusammenarbeit mit den EMP-Studiengängen der Hochschulen in NRW steht im Fokus des Fachbereichs EMP beim LVdM: zur Gewinnung von EMP-Nachwuchslehrkräften und der Weiterentwicklung des Arbeitsfeldes EMP an den Musikschulen sowie zur wissenschaftlichen Begleitung für Neuentwicklungen, beispielsweise zur Gestaltung der musikalischen Bildung im Übergang zur Grundschule im Hinblick auf das Landesprogramm JeKits.

Und nicht zuletzt wird die vielfältige Kooperationslandschaft der öffentlichen Musikschulen mit den Kitas insbesondere mit dem bildungsgerechten Konzept „Kita und Musikschule“ unterstützt und erweitert. Dazu bietet der Verband Informationsveranstaltungen für Kitaträger und Kommunen an, Praxisworkshops für die Fachkräfte-Tandems der Standorte und die Gestaltung gemeinsamer Konzeptionstage von Musikschulen und Kitas mit Hilfen zur strukturellen und inhaltlichen Umsetzung des Konzeptes.

Diversität

Der Fachbereich Diversität bündelt mehrere Arbeitsfelder, die in den vergangenen Jahren an vielen Musikschulen in NRW bereits erfolgreich – auch durch Projekte und Initiativen des LVdM – starten konnten: Der Bereich „Interkultur“, zu dem unter anderem seit 2016 das Projekt „Heimat: Musik“ für Projekte mit Geflüchteten an Musikschulen gehört, widmet sich der kulturellen Vielfalt an öffentlichen Musikschulen. Daneben stellt „Musik mit Menschen mit Einschränkungen“ ein Arbeitsfeld dar, das an fast allen Musikschulen in NRW aktiv gelebt wird – etwa in inklusiven Ensembles oder auch in aktuellen Projekten mit digitalen Endgeräten.

Ein weiterer Diversitäts-Schwerpunkt, der aktuell an vielen Musikschulen in NRW verstärkt in den Blick genommen wird, ist „Musik mit älteren Menschen“. Im Rahmen der neuen Diversitäts-Workshopreihe „Mindset Vielfalt“ bietet der LVdM hier etwa mit dem Workshop „Schüler:innen 60plus? Impulse und Ideen für den Start und die Organisation von musikgeragogischen Angeboten“ Hilfestellung bei der Initiierung, Vorbereitung und Finanzierung musikgeragogischer Angebote.

Des Weiteren sind Fortbildungen und Beratungen zu den Themen Rassismus und Diskriminierung, zur Frage der finanziellen Zugänglichkeit und Sozial­ermäßigungen, zu Schutzkonzepten (Prävention und Kindeswohl) wie auch zum Thema Gender Pay Gap bei Mitarbeitenden an Musikschulen in Planung. Übergeordnet nimmt die Netzwerkarbeit eine wichtige Rolle ein, sowohl für Musikschulleitungen als auch Musikpädagog/-innen, auf organisatorischer und pädagogischer Ebene. Zentral ist derzeit der Aufbau eines Netzwerks von Inklusionsbeauftragten, das sich regelmäßig austauscht. Die Themen auf der Agenda des Netzwerks sind u.a. die Erarbeitung von Voraussetzungen, Kriterien und Qualifizierungsbedarfen für diversitätsbewusste Öffnungsprozesse an Musikschulen, mit dem Ziel, daraus einen Handlungsleitfaden zu entwickeln.

Stellenwert der Musikschulen

Das Land NRW würdigt mit der Musikschuloffensive „den großen Beitrag, den die Musikschulen für die kulturelle Basis in ganz Nordrhein-Westfalen leisten“, so Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen bei einem Pressetermin Anfang September 2021. „Musikschulen sind aus den kommunalen Bildungslandschaften nicht mehr wegzudenken“, sagt Bernd Smalla (Vorsitzender des LVdM) „und ermöglichen allen Kindern und Jugendlichen das aktive Musizieren, fördern Talente, machen die kulturelle Vielfalt in unserer Gesellschaft hör- und erlebbar, befördern die Diversität und entwickeln sinnvolle digitale bzw. hybride Unterrichtsformen für den Instrumental- und Vokalunterricht. Dieser Entwicklung trägt die Musikschuloffensive der Landesregierung Rechnung mit zusätzlichen sozialversicherungspflichtigen Personalstellen, die der Sicherung und Fortentwicklung der Qualität von Musikschularbeit dienen.“

 

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