Die Mitglieder des Verbands Bayerischer Sing- und Musikschulen (VBSM) freuten sich am 26. Bayerischen Musikschultag in und mit der Stadt Starnberg über den 30. Geburtstag ihrer Städtischen Musikschule. Anlass genug den Mitbegründer dieser Einrichtung und ehemaligen ersten Bürgermeister und Ehrenbürger der Stadt Starnberg sowie ehemaligen Präsidenten des Bayerischen Gemeindetags und Senats, Heribert Thallmair, mit der Carl Orff-Medaille, der höchsten Auszeichnung des VBSM, zu ehren. Sowohl der Laudant als auch sein Laudator Landrat Hanns Dorfner, Präsident des VBSM, forderten, auch die musikalische Bildung in das Recht auf Bildung einzubeziehen. Präsident Hanns Dorfner erachtete die in Finanzkrisen als freiwillige Aufgabe leider schnell beiseite geschobene Musikschule sogar als Pflichtaufgabe der Kommunen.
Kultusministerin Monika Hohlmeier versicherte in ihrer Festrede vor den rund 250 Gästen, dass bereits im nächsten Schuljahr in den allgemein bildenden Schulen unter Zusammenarbeit mit den öffentlichen Musikschulen neue, auch unkonventionelle Formen des Musikunterrichts erprobt werden und stärkere systematische Vernetzungen in der Kooperation zwischen allgemein bildender Schule und Musikschule aufgebaut werden sollen.
So forderte die Staatsministerin, „gemeinsam kreativ und leistungsorientiert zu arbeiten, um die für den Kulturstaat Bayern lebensnotwendigen Bereiche – und dazu zähle ich die Musikschulen – aufrecht zu erhalten“, denn „Musikschulen sind Träger eines tief empfundenen bayerischen Kulturverständnisses“.
Über das Fortbestehen von Musikschulen in Zeiten knapper Kassen und sich rasch verändernder soziokultureller Landschaft und über die dafür notwendige Qualitätsförderung referierte Professor Urs Frauchinger (Bern) unter dem Thema „Musik hilft überleben – überleben auch die Musikschulen?“. So resümierte er in seinem faszinierend umfassenden Vortrag, dass Qualität nichts Absolutes, sondern eine „gesellschaftliche Übereinkunft auf Zeit“ sei, die „permanent reflektiert und revidiert werden“ müsse in prozessorientierter Kommunikation und unablässig neu entstehender Inspiration. Vordringlichste Aufgabe der Musikschule sei, das Handwerk zu vermitteln mit „Leidenschaft, Begeisterung und Humor“. Dabei muss Musikschule mehr als bloßen Spaß anbieten, schließlich kann Musik als Kulturgut, Lebensmittel, Bildungsgegenstand und Therapeutikum noch viel mehr: sie vermag tiefe emotionale Bereiche zu berühren.
Davon konnten sich die Besucher des Musikschultags überzeugen bei der musikalischen Umrahmung des Festaktes, sowie in den zwei großen Konzerten und bei den Beiträgen der Bläserensembles aus den Musikschulen Freising und Starnberg im Zentrum der Stadt.
Das Orchester der städtischen Musikschule Starnberg beeindruckte unter der Stabführung des Musikschulleiters Rüdiger Schwarz mit Händels Wassermusik, feucht ging es weiter mit der Dampferfahrt auf dem Starnberger See, beschwingt begleitet vom Salonorchester der Musikschule. Die reichhaltige Palette des Angebots der Musikschulen begeisterte das Publikum im Konzert des Musikschultags, das Solisten und Ensembles aus 14 oberbayerischen und schwäbischen Musikschulen unter der unterhaltsamen Moderation des Bad Tölzer Musikschulleiters Harald Roßberger gestalteten.
Bei dieser Fülle und hohen Qualität von engagierten Rednern, Referenten und musikalischen Beiträgen stellte sich vielleicht manchem Teilnehmer des Musikschultags die Frage: Musik hilft überleben – wie überlebt unsere Gesellschaft ohne Musikschulen?