Ohne Musikschulen sähe es in vielen Regionen Deutschlands kulturell düster aus. Während städtische Ballungsräume ein breites Angebot haben, sind es im ländlichen Raum die kommunalen Musikschulen, die Kultur und Bildung lebendig halten. Das gemeinsam mit dem Verband deutscher Musikschulen ausgearbeitete Positionspapier des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DStGB) hält fest: Musikschulen sind nicht Luxus, sondern elementare Infrastruktur.
Musikschulen sind das Rückgrat des ländlichen Raums
Nahezu 1.000 öffentliche Musikschulen an über 21.000 wohnortnahen Standorten bilden derzeit das flächendeckende bundesweite Rückgrat außerschulischer musikalischer Bildung“, steht zu Beginn des Papiers. Mit über 1,5 Millionen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen leisten sie einen Beitrag, der weit über die Musik hinausgeht: Sie fördern Kreativität, Empathie und Selbstvertrauen – Fähigkeiten, die in einer fragmentierten Gesellschaft unverzichtbar sind.
Doch während der Anspruch steigt, geraten die Häuser selbst immer mehr unter Druck. Das Herrenberg-Urteil des Bundessozialgerichts verändert vielerorts Beschäftigungsmodelle von Lehrkräften. Wo früher flexible Honorarverträge möglich waren, drohen nun teure Umstellungen. Das Papier fordert eine „eindeutige und rechtlich belastbare Definition“, um den Kommunen Planungssicherheit zu geben.
Mindestens ebenso brisant ist der Fachkräftemangel: Viele Musikschulen finden kaum noch qualifiziertes Personal. Die Ursache liegt auch im System selbst: „Die tarifliche Eingruppierung der Lehrkräfte im TVöD […] ist seit 37 Jahren unverändert“, heißt es im Positionspapier. Während die Anforderungen stetig steigen, stagniert die Bezahlung. Kein Wunder also, dass viele junge Musikerinnen und Musiker in allgemeinbildende Schulen oder ganz andere Berufe abwandern.
Dabei bräuchten gerade die ländlichen Musikschulen dringend Nachwuchs. Denn sie erfüllen Aufgaben, die weit über das Unterrichten von Instrumenten hinausgehen: Sie arbeiten mit Kitas, Schulen, Vereinen, Chören zusammen – und sie schaffen Orte der Begegnung, sogenannte „Dritte Orte“. In einer Zeit, in der gesellschaftlicher Zusammenhalt brüchig wird, sind diese offenen Räume von unschätzbarem Wert.
Zukunftsfähig werden Musikschulen aber nur, „wenn sie mit dem permanenten Wandel Schritt halten“. Sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse, der große Bedarf an Nachwuchskräften, „die Zunahme von Kooperationen und spezifische Transformationsprozesse in die Digitalität und in eine nachhaltige Musikpädagogik sowie der Inklusionsauftrag machen eine schrittweise Weiterentwicklung erforderlich“, so die Feststellung.
Öffentliche Musikschulen stehen vor wachsenden Herausforderungen. Als Teil der Bildungsinfrastruktur sind sie eine Gemeinschaftsaufgabe von Kommunen, Ländern und Bund (letzterer insbesondere im Investitionsbereich). Gefordert werden daher klare Zuständigkeiten und mehr Mittel: Länder sollen ihren Finanzanteil deutlich erhöhen, der Bund Investitionen in Bau, digitale Ausstattung und Steuerrecht flankieren. Nötig seien zudem gesetzliche Fördergrundlagen.
Auch Musikhochschulen sollten die Arbeit der Musikschulen stärker wertschätzen, Studiengänge attraktiver machen und gezielt auf Tätigkeiten auch im ländlichen Raum vorbereiten.
Das Positionspapier konstatiert auch, dass Musikschulen Versäumnisse des Schulsystems nicht auffangen können: „Klar sein muss, dass öffentliche Musikschulen nicht in der Lage sind, schulische Unterrichtsausfälle im Fach Musik zu kompensieren.“ Stattdessen müssten Länder und Kommunen enger zusammenarbeiten, um Kooperationen sinnvoll zu gestalten. Gefordert wird dabei eine engere Zusammenarbeit von Kultur- und Kultusressorts für den Ganztag und Lösungen für finanzschwache Kommunen.
Gegen den Fachkräftemangel sollten Maßnahmen mit flexibleren Ausschreibungen, begleitete Berufseinstiege und Fort- und Weiterbildungen geprüft werden. Insgesamt braucht es verbindliche Partnerschaften vor Ort und verlässliche Ressourcen.
Das Fazit des Positionspapiers fällt deutlich aus: Musikschulen sind mehr als freiwillige Leistungen der Kommunen. Sie sind Orte der Bildung, der Kultur, der Demokratie – und gerade im ländlichen Raum unverzichtbare Pfeiler der Daseinsvorsorge. Damit das so bleibt, müssen Bund, Länder und Kommunen ihre finanzielle und politische Verantwortung ernst nehmen.
Das Positionspapier ist veröffentlicht unter www.musikschulen.de
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