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PISA ist nicht nur Schule

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Oder: Was auf der Festveranstaltung des VdM in Hamm so geredet wurde
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Natürlich – da wird ein Verband 50 Jahre alt, und da muss man – wenn man als Redner geladen ist – auch etwas Freundliches sagen. Das fällt ja auch nicht allzu schwer in diesem Fall: Alle wollen sie, die Musikschulen, alle sind stolz und froh, dass es sie gibt. Wenn es aber ernst wird, verbleichen die Lippenbekenntnisse schnell, gibt es andere Prioritäten für das öffentliche Geldausgeben, dann „sind uns von der Finanzlage her die Hände gebunden“ oder „es liegt keine originäre Zuständigkeit“ vor.

Natürlich – da wird ein Verband 50 Jahre alt, und da muss man – wenn man als Redner geladen ist – auch etwas Freundliches sagen. Das fällt ja auch nicht allzu schwer in diesem Fall: Alle wollen sie, die Musikschulen, alle sind stolz und froh, dass es sie gibt. Wenn es aber ernst wird, verbleichen die Lippenbekenntnisse schnell, gibt es andere Prioritäten für das öffentliche Geldausgeben, dann „sind uns von der Finanzlage her die Hände gebunden“ oder „es liegt keine originäre Zuständigkeit“ vor. Immer auf den Punkt bringt es der Präsident des Deutschen Musikrats, Professor Dr. Franz Müller-Heuser, der nachdrücklich zu machen verstand, was der Deutsche Musikrat ja auch in seiner Kampagne „Hauptsache: Musik“ auf breiter Front thematisieren will: „Die Musikschulen sind die Basis des gesamten Musiklebens“. Und er setzte, als hätte er die Absicht seiner Nachrednerin, der Bundesjugendministerin, vorausgesehen – wozu ja seit PISA kaum hellseherische Fähigkeit gehört – den Satz fort mit einer Forderung, die fast allzu selbstverständlich daher kam, aber gerade darin umso provokanter nachhallte: „und ein unverzichtbarer Bestandteil des deutschen Bildungssystems.“ Hatte zuvor der VdM-Vorsitzende Dr. Gerd Eicker in seiner Begrüßungsrede den Blick auf die teilweise ernste Bedrohung der Musikschulen gelenkt, dann freilich nicht ohne perspektivisch ein optimistisches Bild zu zeichnen, in dem der PISA-Schock seine Rolle als – hoffentlich – heilsame Erfahrung der verantwortlichen Bildungspolitiker spielte. Nicht allein auf die Intensivierung des Lern- und Informationswissens sei zu setzen, vielmehr trage gerade die musikalische Bildung in hohem Maße dazu bei, „die gesamte Persönlichkeit auszubilden und Schlüsselkompetenzen zu vermitteln. Musikschulen sind dafür die idealen Partner“, so Eicker. Mit ihrem Vertrauen in der Bevölkerung, mit ihrem enormen Innovationspotenzial und ihrer aktiven Öffnung in alle Kunst- und Lebensbereiche und hin zu vielen interessanten Partnern, sei er um eine gute Zukunft nicht besorgt, zumal der Verband in vorbildlicher Weise substanzielle Hilfestellungen wie etwa Qualitätsmanagement und Fortbildung sowie Know-how-Transfer beizusteuern vermag.

So hatte der Musikratspräsident freilich eine optimale Steilvorlage, wenn er angesichts der bildungspolitischen Bedeutung der Musikschulen eine wesentliche Zuständigkeit doch auf einer Ebene erblickte, aus der bisher sehr unterschiedliche Winde wehten: „Die Unterstützung der Musikschulen muss als Staatsaufgabe hohen Ranges erkannt werden“, forderte Müller-Heuser und meinte damit jene Ebene des Staatswesens, welche die Bildungs- und Kultushoheit für sich zu beanspruchen gewohnt ist. Dank der Knappheit seines Auftritts klangen seine Worte noch über den langen Beifall hinaus.

Die nun wirklich freundliche, alle greifbaren Assoziationen des Wertes musikalischer Bildung ausschöpfende Festrede der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. Christine Bergmann, nahm – und dies sei nicht wegen einer möglichen Eintönigkeit der Wiederholung bemerkenswert, sondern vielmehr wegen der Einstimmigkeit, in der sich die Redner diese Staffel weiter gaben – erneut Bezug auf die Bildungsdiskussion: „PISA ist nicht nur Schule“, so die Ministerin in ihrer Ansprache. 65 Prozent aller Bildung – wie auch immer man dies messen mag: eine erstaunliche Größe – werde auch gar nicht in der Schule erworben, war zu erfahren. In außerschulische Bildung müsse vermehrt investiert werden. Neben der Frühförderung der Kinder müsse die kulturelle Grundversorgung, mithin auch die Musikschulen, „in das Bildungsgeschehen vor Ort eingebracht werden.“ Bergmann wörtlich weiter: „Das ist nicht zum Nulltarif zu haben. Hier müssen wir investieren.“ Man darf gespannt sein, ob und wie die versprochenen vier Milliarden aus dem Bundesbildungsministerium auch die Musikschulen erreichen werden. Jedenfalls leistete die Ministerin einer zentralen Forderung des VdM nach Berücksichtigung der Musikschulen und ihrer Angebote beim Ausbau der Ganztagsschule durchaus Schützenhilfe: „Die Kooperation zwischen allgemein bildenden Schulen und Musikschulen ist wichtig, um Kinder optimal fördern zu können.“

Leider war der Kultusminister des Landes Nordrhein-Westfalen, der zuvor – nicht ohne zweifelnden Seitenblick sowohl auf die vom Hammer Oberbürgermeister ebenso emphatisch wie sympathisch betonte kulturelle Mittelzentrumfunktion seiner Stadt als auch auf die Bemühungen des Bundes bei der außerschulischen Jugendbildung – selbstbewusst versichert hatte, dass sein Land die Musikschulförderung nicht gekürzt habe, zu diesem Zeitpunkt nicht mehr anwesend. NRW, ein Land, aus dessen Städten stets viele wichtige Impulse für die Entwicklung der Musikschulen kamen und kommen, engagiert sich immerhin mit ganzen 1,11 Prozent an den Kosten der öffentlichen Musikschulen im Lande. Bitte recht freundlich!

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