Ein Vibraphonist ist mit sich selbst im Dialog. Zwei verschiedene Trommelsignale fungieren wie wechselseitige Echos. Akkordeon und Orgel ergänzen sich und bleiben sorgsam getrennt. Und Flöte, Posaune und Stimme fügen sich kontrovers zum Quartett. Klanglich apart, unspektakulär, zugleich beredt, also auch linear – so klingt Thomas Beimels Musik.
Betriebsamkeit, Lärm, Attitüden vom Festivalmarkt sind dieser Handschrift ganz fremd. Beimel, Jahrgang 1967, bewegt sich auf einem höchst eigenen Weg. Er begeistert sich für außereuropäische Klänge und Dramaturgien, er nahm Privatunterricht in Bukarest bei Myriam Marbé, und Komponieren beginnt für ihn beim Improvisieren.
Solche Wegmarken finden sich auch auf seiner zweiten CD. Ein spanisches Wort, Tinieblas (dt. Finsternis), betitelt ein homophones, sich ab und an reizvoll auffächerndes Akkordeontrio, das auf Material gregorianischer Choräle zurückgreift. Hasret (dt. Sehnsucht) heißt ein türkisches Lied, dessen Gesangspart recht variabel erscheint. Mezzosopranistin Elmira Sebat und Musiker aus dem Umfeld der Formation Partita radicale realisieren die insgesamt sechs und in den letzten acht Jahren entstandenen Kompositionen auf der CD sehr adäquat.
Inner- wie außerhalb des musikalischen Parts geht es dem Wuppertaler Komponisten um Fragen des Kommunizierens. Musikalischer Gleichklang ist für ihn etwas Kostbares, meist interagieren Instrumente und Stimmen nur flüchtig. Exemplarisch dafür ist das Titelstück der CD – Tanâvar, ein usbekischer Liebesgesang. Im Verhältnis von Querflöte, Posaune und Mezzosopran fügt sich nur wenig, wiewohl das Klingende wohl fasziniert. Liebe – das versteckte Sujet vielleicht auch anderer Titel der Platte – definiert der Komponist musikalisch: als lebendige Dissonanz. In diesem Fall inspirierten türkische, griechische, arabische Klänge aus dem Wuppertaler Stadtambiente.
Ihren Niederschlag finden sie in der 17-minütigen Deklamation allerdings nicht in Gestalt von Folklore; Vibrati, Glissandi, mikrotonale Verläufe fügen sich zu einem beinah unendlichen Melos, das Distanz hält und doch Nähe verrät.