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Carl Mörner Ringström im Doppelkegel. Foto: Ssirus W. Pakzad
Carl Mörner Ringström im Doppelkegel. Foto: Ssirus W. Pakzad
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Entwarnung: München steht noch – Carl Mörner Ringströms Majestic Orchestra beim BMW Welt Jazz Award

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Die Vorrunde ist beendet. Die Frage, wer es ins Finale des BMW Welt Jazz Awards schafft, ist spannender als der renommierte Wettbewerb selbst es war. In einem musikalisch schwachen Jahrgang bemühte sich der Schwede Carl Mörner Ringström als Letzter um eine Endrunden-Teilnahme.

Große Worte im Vorfeld. Auf Facebook. Er und sein Majestic Orchestra würden München schreddern und den Pott selbstverständlich anschließend nach Hause holen, tönte Carl Mörner Ringström im sozialen Netzwerk. War natürlich irgendwie augenzwinkernd gemeint. Weckte aber auch Erwartungen. Ob die beim BMW Welt Jazz Award erfüllt wurden? Um es vorweg zu nehmen: der Jazzrock des in Kopenhagen lebenden Schweden war viel lyrischer, viel schlanker, viel filigraner als zuvor vermutet. Statt hartem Brett und Dauerdröhnung gab es jede Menge ruhige Passagen – die waren im Programm so angeordnet, dass keine besonders glückliche Dramaturgie entstand. Sieht man vom letzten, langen und suitenartig angelegten Stück ab, in dem durchaus einiges los war, fehlte es den meisten Nummern auch an innerer Spannung.

Die Defizite konnte der Gitarrist, der ohne gefährlich aussehende Kajalbemalung (wie auf seinem Pressefoto), dafür mit frisch gewaschener Popelbremse nach München kam, auch mit seinen Eskapaden auf der achtsaitigen Ibanez nicht wettmachen. Man schnalzt einerseits mit der Zunge, wenn er im Mach-3-Tempo seinem Vorbild Allan Holdsworth nacheifert oder ungewöhnliche Harmoniefolgen vom Griffbrett holt – und trotzdem fehlt was. Ecken und Kanten vielleicht, Dynamik, Power.

Ein überraschungsarmes, aber wahrlich auch kein schlechtes Matinee-Konzert lieferte Carl Mörner Ringström da mit dem Tastenmann William Larsson, dem Bassisten Paul Hinz und dem Schlagzeuger Daniel Johansson ab. Ob die Leistung fürs Finale reichte, das am 18. April im Auditorium der BMW Welt über die Bühne geht?

Darüber muss nun die Jury befinden und sich mit der Frage quälen, wie ernst man das Motto „Playing My Guitar“ nimmt, das über dem Wettbewerb stand. Welche Kriterien spielen eine Rolle, um zwei der sechs angetretenen Acts in die Endrunde zu schicken? Sind Ausstrahlung, Präsentation, Spielfreude und Persönlichkeit höher zu bewerten als Innovation, Eigensinn oder Handwerk? In Kürze wird bekannt gegeben, wer ein letztes Mal in den Ring steigen darf, um am Ende den Pokal und das satte Preisgeld des BMW Welt Jazz Awards einzusacken.

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