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Klaus-Dieter Lehmann - Foto: GI
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Goethe-Institut im Wandel: Integration nach innen, Kooperation nach außen

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2008 konnte sich das Goethe-Institut nach seiner erfolgreichen Umstrukturierung wieder verstärkt inhaltlichen Schwerpunkten und internationalen Projekten widmen. Die kulturelle Bildung und der Aufbau kultureller Infrastrukturen in Ländern der Entwicklungszusammenarbeit sowie eine Vielzahl von Aufgaben zur Integration von Migrantinnen und Migranten in Deutschland sind wichtige neue Arbeitsfelder der Institution.

Durch Sondermittel des Auswärtigen Amtes kann die größte deutsche Mittlerorganisation auch 2009 ihr Engagement in Subsahara-Afrika intensivieren, das Netz internationaler Partnerschulen ausbauen und weltweit neue Anlaufstellen schaffen. Voraussichtlich im März 2009 werde in Nowosibirsk ein Gründungs-Büro eröffnet.

Dies alles sei, so der Präsident des Instituts Klaus-Dieter Lehmann, auch durch einen neuen institutionellen Ansatz möglich geworden, der die Goethe-Institute stärker untereinander und mit Partnern vernetze: "Integration nach innen und Kooperation nach außen macht aus Einzelakteuren Gestalter." "Das Goethe-Institut ist im Wandel", betonte Klaus-Dieter Lehmann auf der Jahrespressekonferenz am 4. Dezember in Berlin. Es habe 2008 einen Reformprozess gestaltet, der weniger Verwaltung, mehr Eigenverantwortung und mehr Programm bedeute. "Leitlinie", so Lehmann, "war die konsequente Dezentralisierung mit einer Stärkung der Auslandsinstitute. Wir haben erkannt: Innovation geht von der Peripherie aus."

Die stärkere Berücksichtigung der spezifischen Erfahrungen in den Gastländern und die enge Zusammenarbeit der Institute untereinander und mit Partnerorganisationen seien das neue Markenzeichen. "Das Goethe-Institut", so der Präsident, "gewinnt seine institutionelle Identität durch die Verbindung von lokaler Expertise mit globaler Vernetzung." Globale Vernetzung und Kooperation waren auch die Stichworte, unter denen Generalsekretär Hans-Georg Knopp die Ereignisse 2008 zusammenfasste: So sei in Berlin die erfolgreiche Ausstellung des Goethe-Instituts "Die Tropen. Ansichten von der Mitte der Weltkugel" nur durch die Zusammenarbeit mit dem Ethnologischen Museum und der Förderung durch die Kulturstiftung des Bundes möglich gewesen. "Die Tropen" hätten mit Unterstützung des HAU und anderer Partner ganz Berlin erreicht. Mit dieser Ausstellung und der großen Konferenz im Frühjahr "Wiedervorlage: Nationalkultur" habe das Goethe-Institut ein Zeichen dafür gesetzt, so Knopp, "dass Deutschland künftig bei internationalen Projekten in die Netzwerkarbeit einbezogen werde". Dadurch wirke die Arbeit des Goethe-Instituts viel unmittelbarer nach Deutschland zurück: "Sie befruchtet hier den Dialog und fördert die Internationalisierung."

Die Unabhängigkeit des Goethe-Instituts, verbunden mit einer jahrzehntelangen Erfahrung mit interkulturellen Prozessen und in der Sprachvermittlung, betonte Klaus-Dieter Lehmann, sei die Grundlage für ein neues Aufgabenfeld des Goethe-Instituts: Die Förderung der Integration von Migrantinnen und Migranten. Mit Sprachunterricht, der sich an ihrer Lebenswirklichkeit orientiert, Sprachprüfungen, Deutschunterricht im Kindergarten oder der Entwicklung des Rahmencurriculums für Integrationskurse leiste das Goethe-Institut bereits heute wertvolle Beiträge zur Integration.

Diese Aufgaben an der Schnittstelle zwischen Außen- und Innenpolitik werde das Goethe-Institut künftig weiter ausbauen. Der Präsident des Goethe-Instituts betonte am Beispiel der Sonderprojekte, wie der Afrika-Initiative oder "Schulen: Partner der Zukunft", dass auswärtige Kulturarbeit als Generationenprojekt angelegt sein müsse. "Wir haben", so Lehmann. "bereits 250 Schulen für das internationale Partnerschulnetzwerk identifiziert. Der Ausbau des Netzes und die Qualifizierung der Lehrer gehen mit großem Tempo voran." Er appellierte an die Politik: "Wir müssen diesen Schulen und vor allem den jungen Menschen eine langfristige Perspektive bieten und die Laufzeit des Projekts deutlich verlängern." Nur so könne man auf die demografischen Entwicklungen im Ausland reagieren. Lehmann sagte weiter: "Wir bilden aber nicht nur international Eliten von morgen aus, sondern besetzen auch selbst verstärkt Stellen mit Nachwuchskräften: Eine junge Generation mit jungen Ideen belebt heute die Arbeit der Goethe-Institute weltweit."

Gleichzeitig, so Lehmann, investiere das Goethe-Institut 2009 nachhaltig in eine moderne Informationsinfrastruktur, um die junge Generation mit interaktiven Angeboten weltweit zu erreichen und in einen aktiven Dialog einzubeziehen.

Exemplarisch für die zentralen Projekte 2009 nannte der Generalsekretär des Goethe-Instituts Hans-Georg Knopp das europäische Theaterprojekt "After the Fall". Es sei ursprünglich vom Goethe-Institut London und der Zentrale in München entwickelt worden. "Heute sind an diesem Großprojekt zum Mauerfall 15 Goethe-Institute, 18 Dramatiker und 18 Partnertheater vor allem aus Nordwest- und Nordosteuropa beteiligt. Hier wird die Wende nicht als deutsches, sondern als gesamteuropäisches Phänomen verstanden. Die Stücke, die 2009 entstehen, bilden ein Kaleidoskop des epochalen Umbruchs von 1989."

Die finanzielle Basis für diese Entwicklungen bezeichnete der Kaufmännische Direktor des Goethe-Instituts Jürgen Maier als gut. Vor allem die Zuwendung von Sondermitteln, etwa für die Initiative "Schulen: Partner der Zukunft" mit rund 19,4 Millionen und für das verstärkte Engagement des Goethe-Instituts in Subsahara-Afrika mit 5,6 Millionen Euro hätten das Finanzvolumen vergrößert. Auch das Verhältnis zwischen öffentlichen Zuwendungen und selbst erwirtschafteten Finanzmitteln entwickele sich erfreulich.

Das Goethe-Institut finanziere durch Sprachkurse, Prüfungsgebühren, Veranstaltungseinnahmen sowie Drittmittel und Sponsoring etwa 30 Prozent seiner Kosten selbst. "Noch geht das Goethe-Institut vergleichsweise optimistisch in die Zukunft," so Maier. "Wir hoffen aber, nicht zum Spielball konjunktureller Entwicklungen zu werden. Die Stärkung der Auswärtigen Kultur- und Bildungsarbeit ist keine Schönwetteraufgabe." Präsident und Vorstand des Goethe-Instituts sprachen sich zum Abschluss dafür aus, die derzeitige Stärkung der Auswärtigen Kultur- und Bildungsarbeit konsequent fortzusetzen: "Wenn wir weiterhin so erfolgreich Deutschland mit der Welt und die Welt mit Deutschland verknüpfen sollen, brauchen wir weiterhin die volle Unterstützung."

Das Goethe-Institut in Kürze:

Das weltweit tätige deutsche Kulturinstitut fördert die Kenntnis der deutschen Sprache im Ausland, pflegt die internationale kulturelle Zusammenarbeit und vermittelt ein umfassendes Deutschlandbild. In Zeiten neuer globaler Herausforderungen zielt die Arbeit des Goethe-Instituts auf ein vertieftes Verständnis der Kulturen untereinander und auf die Stärkung des Ansehens Deutschlands in der Welt. Derzeit verfügt das Goethe-Institut über 134 Institute und 12 Verbindungsbüros in 82 Ländern sowie über 13 Institute in Deutschland. Das Goethe-Institut betreut außerdem neben 74 Lesesälen, Dialogpunkten und Informationszentren 66 ausländisch-deutsche Kulturgesellschaften, 46 Sprachlernzentren und 195 Lehrmittelzentren. 2007/2008 ...lernten 175.721 Menschen die deutsche Sprache an den 134 Goethe-Instituten im Ausland, ...kamen 21.167 Menschen nach Deutschland, um an den Goethe-Instituten im Inland in 3.843 Sprachkursen Deutsch zu lernen, ...besuchten mehr als acht Millionen Menschen die 10.918 Kulturveranstaltungen des Goethe-Instituts weltweit, darunter 5.107 im Bereich Film, 1.740 im Bereich Tanz und Theater, sowie 1.282 im Bereich Musik, ...entliehen 707.496 Menschen Medien aus den Bibliotheken der Goethe-Institute, die zusätzlich 341.112 Informationsanfragen im Ausland verzeichneten, ...förderte das Goethe-Institut rund 249 Buchübersetzungen in 38 Sprachen, ...wurden die Seiten der Goethe-Institut-Website monatlich durchschnittlich 15 Millionen Mal abgerufen, ...wurden 1.430 Multiplikatoren aus dem Ausland betreut, die umfassend über Deutschland informiert in ihre Heimatländer zurückkehrten.

Haushalt:

Das Jahresbudget des Goethe-Instituts beläuft sich 2008 auf rund 292 Millionen Euro. Rund 204 Millionen Euro erhielt das Goethe-Institut durch Zuwendungen des Auswärtigen Amtes. Ca. 88 Millionen Euro werden die Goethe-Institute im Jahr 2008 im In- und Ausland durch Sprachkurse, Prüfungsgebühren, Veranstaltungseinnahmen sowie Drittmittel und Sponsoring erwirtschaftet haben. Das Goethe-Institut finanziert damit etwa 30 Prozent seiner Kosten selbst. Für das Jahr 2009 liegt der Gesamtetat des Goethe-Instituts voraussichtlich bei 307 Millionen Euro. Es erhält Zuwendungen vom Auswärtigen Amt in Höhe von rund 218 Millionen Euro. Die Einnahmen durch Sprachkurs- und Prüfungsgebühren an den Goethe-Instituten im In- und Ausland werden auf rund 89 Millionen Euro geschätzt. Das Goethe-Institut erhielt im Jahr 2008 für die Initiative "Schulen: Partner der Zukunft" Sondermittel in Höhe von rund 19,4 Millionen Euro vom Auswärtigen Amt. Im Jahr 2009 werden Mittel in vergleichbarer Höhe in diese Initiative fließen. Im Rahmen der "Aktion Afrika" des Auswärtigen Amtes erhielt das Goethe-Institut 2008 zusätzliche Mittel in Höhe von rund 5,6 Millionen Euro für sein verstärktes Engagement in Subsahara-Afrika; im Jahr 2009 werden es voraussichtlich rund 6,6 Millionen Euro sein.

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