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Boom Box Borgmann imTrio mit Akira Ando und Willi Kellers.
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Sehnsucht nach Theo – Der Saxophonist Thomas Borgmann stellt seine neue CD "Boom Box" vor

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Ein schwarzer Dackel spielt die Hauptrolle bei fast allen Auftritten von Thomas Borgmann. Theo ist sein Name. Das beginnt damit, dass er erst mal seelenruhig durch die Zuschauerreihen spaziert, danach sucht er sich seinen Platz auf der Bühne. "Sein Lieblingsplatz ist vor der Basstrommel. Wenn er sich da ganz entspannt hinlegt, wissen wir, dass er mit unserem Spiel zufrieden ist", sagt der 55 Jahre alte Saxophonist über seinen strengsten Kritiker.

Inzwischen gibt es sogar eine CD mit dem Titel "Sehnsucht nach Theo". Der Dackel ist überall dabei, wo Borgmann, sein Pflegevater, spielt. Selbstverständlich auch beim kleinen, aber feinen Festival im sächsischen Glauchau. Dort stellte Borgmann seine neueste CD "Boom Box" vor.
 
"Ich gebe zu, Boom Box, das klingt nach viel Technik, nach Computer, nach Krach. Das ist sicher ein bisschen irreführend, aber wir lassen den Namen der Gruppe jetzt so. Macht ja auch neugierig, vielleicht hat es ja sogar den Nebeneffekt, dass mal der eine oder andere Zuschauer, der sich sonst unsere Musik nicht angehört hätte", sagt Borgmann. Boom Box, das ist die Fortsetzung vom Boom Swing-Trio mit dem Bassisten Wilber Morris und dem Schlagzeuger Dennis Charles. Das war Ende der 90er Jahre Borgmanns Eintrittskarte nach Amerika. Dort hatte er mit den beiden Free-Jazz-Veteranen unzählige Auftritte und spielte eine ganze Reihe von CDs ein. Doch dann verstarben beide kurz nacheinander. Borgmann musste sich neu orientieren, aber nicht neu anfangen. "Von Wilber und Dennis habe ich unglaublich viel gelernt. Vor allem die Erkenntnis, dass Free Jazz eben nicht mehr das so oft und so falsch beschriebene Kaputtspielen ist. Es gibt Melodien, es gibt Rhythmus. da fühle ich mich zu Hause."
 
Da ist es nur ein scheinbarer Widerspruch, dass es auf der neuen Boom Box-CD den Titel "Albert & Frank" gibt, gewidmet den beiden Free-Jazz-Helden Albert Ayler und Frank Wright, unüberhörbar untermalt von "Ghosts", der Hymne des Free Jazz schlechthin. Das ganze hat Form und Struktur. "Ich bin überzeugt, so würde Ayler heute auch spielen", sagt Borgmann. Mit Melodien, die ins Ohr gehen. Tanzbar fast sind sie, bieten aber noch genügend Raum für Improvisation. Egal ob auf dem Tenorsaxophon, oder auf dem Sopran. Erfrischend klingt das bei Borgmann, modern halt. Ein Stück weit passt da sogar der Gruppenname Boom Box. Und die Hauptsache: Den Jazzfans gefällt es. Als solcher geht auch Theo durch, zufrieden mit sich und der Welt auf seinem Lieblingsplatz. Vor der Basstrommel.
 
CD-Tipps: Boom Swing (Trio miit Wilber Morris und Dennis Charles, Konnex KCD  5082)
Sehnsucht nach Theo (Quartett mit Ernst-Ludwig Petrowsky, Christoph Winckel und Willi Kellers, Tribar Music)
Boom Box (Trio mit Akira Ando und Willi Kellers, Jazzwerkstatt 106)
 
 

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