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SWR2 Extra – Die Macht der Musik (14.12.08 bis 6.1.09)
SWR2 Extra – Die Macht der Musik (14.12.08 bis 6.1.09)
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SWR2-Schwerpunkt „Die Macht der Musik“ startet mit Sendungen zu „Musik und Gehirn“

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Lange galt die Liebe zur Musik als ein Abfallprodukt der Evolution. Doch zunehmend rückt die Wissenschaft von dieser Haltung ab. Zu sehr scheint die Musik in unserem Gehirn verankert zu sein. Im Rahmen des Schwerpunkts „Die Macht der Musik“ widmet sich SWR2 diesem Phänomen mit einigen Sendungen und einem Thementag.

Acht Monate alte Babys verfügen noch über ein absolutes Gehör. Und wenn sie bis zum 6. Lebensjahr mit dem Musizieren anfangen, steigen die Chancen, dass sie es auch behalten. Bei Sechsjährigen, die Flöte spielen, können Hirnforscher bereits nach 20 Minuten Üben die ersten Effekte beobachten: Im Gehirn vernetzen sich die Hör-Areale mit den sensomotorischen Regionen. Musizierende Kinder können sich im Schnitt besser konzentrieren und zeigen bessere schulische Leistungen. Allerdings halten sich diese Effekte in Grenzen, und in der späteren Jugend verschwinden die Unterschiede. Bei Musikern allerdings ist die Verbindung zwischen rechter und linker Gehirnhälfte ausgeprägter, was vor allem auf die häufig erforderliche Koordination von rechter und linker Hand zurückgeht.

Keine Beweise gibt es dafür, dass Musik die Intelligenz insgesamt fördert – und etwa mozart-berieselte Säuglinge später den höheren IQ aufweisen würden. Viele Befunde sprechen jedoch dafür, dass Musizieren die so genannte emotionale Intelligenz fördert und die Gewaltbereitschaft mindert – so dass Ex-Innenminister Otto Schily letztlich recht hatte mit seinem Satz: „Wer Musikschulen schließt, gefährdet die Innere Sicherheit.“ Und damit hätte die Musik dann doch wieder einen Sinn. Sie kann emotionale Stimmungen und Feinheiten vermitteln, bei denen die Sprache versagt. Und sie kann nachweislich ähnliche Glücksgefühle auslösen wie manche Drogen oder auch Sex.

Zur faszinierenden Beziehung zwischen Musik und Gehirn geben Interviews mit renommierten Wissenschaftlern und Features Aufschluss. Andere Beiträge und Features hinterfragen Klischees, gehen oft gestellten Fragen und Rätseln aus dem täglichen Leben nach, erklären aber auch Leistungen des Gehirns, das uns nicht selten mit kleinen Tricks auf die Sprünge hilft.


Musik und Gehirn – Ausgewählte Sendungen
 

Sonntag, 14.12.2008, 8.30 Uhr
SWR2 Aula
Klavierspielen macht klug. Über die Wirkung von Musik
Von Prof. Eckart Altenmüller
Durch Musik kann das Gehirn verändert werden, das zeigen aktuelle neurowissenschaftliche Studien. Intensives Musizieren hat große Auswirkungen auf die Grobstruktur des Gehirns und die Größe des Kleinhirns. Das Musizieren gilt deshalb heute als Paradebeispiel für die viel beschworene Plastizität des Gehirns. Hinzu kommt, dass Menschen, die ein Instrument spielen, über eine große soziale und emotionale Kompetenz verfügen. Macht Musik also den Menschen klüger und auch besser? Professor Eckart Altenmüller, Direktor des Instituts für Musikphysiologie an der Universität Hannover, gibt Antworten.

Montag, 15.12.2008, 8.30 Uhr
SWR2 Wissen
Die Schwester der Sprache. Wie der Mensch die Musik entdeckte
Von Gabor Paal
Die Musik hat Evolutionspsychologen ratlos gemacht: Unser Gehirn ist offenbar darauf angelegt, Musik zu genießen oder gar hervorzubringen. Diese Fähigkeit scheint genetisch angelegt zu sein. Doch wozu? Offenkundig bringt das Musizieren keinen unmittelbaren Überlebensvorteil – warum also wurde der Mensch musikalisch? Hirnforscher können inzwischen ihre Entstehung besser erklären. Viele Indizien sprechen dafür, dass Musik mit Sprache verwandt ist. Musik und Sprache wären demnach – ähnlich wie Mensch und Affe – aus einem gemeinsamen Vorgänger hervorgegangen: einer Kommunikationsform, für die der Prähistoriker Steven Mithen einen einprägsamen Fachausdruck gefunden hat. Er nennt sie „Hmmmmmmm“.

Wie der Mensch die Musik entdeckte. Hörprobe aus der Sendung vom 15. Dezember 2008 (1:10 min)

Freitag, 19.12.2008, 8.30 Uhr
SWR2 Wissen
Hören, was nicht erklingt. Gehirnforscher auf der Spur akustischer Täuschungen
Von Jochen Paulus
Warum hören wir einen Opernsänger laut und klar, obwohl das Orchester doch viel lauter tönt als er? Weil das Gehirn für die menschliche Wahrnehmung Klänge ergänzt, die eigentlich gar nicht hörbar sind. Solche kleinen Betrügereien begeht es ständig. Forscher haben akustische Täuschungen konstruiert, mit denen die Tricks des Gehirns hörbar werden. Wissenschaftler lassen beispielsweise eine Melodie erklingen, die in Wirklichkeit aus Momenten der Stille besteht. Gesprochene Sprache erscheint auf einmal gesungen. Musiker haben mit ähnlichen Effekten gespielt. Pink Floyd verwendet in einem Stück eine scheinbar endlos ansteigende Tonfolge. Peter Tschaikowsky orchestrierte eine Passage seiner 6. Sinfonie so verwirrend, dass Konzertbesucher die Geigen auf der Seite des Orchesters hören, auf der sie gar nicht sind.

Musik und Gehirn – Thementag

Samstag, 20.12.2008
10.05 Uhr
SWR2 Leben: Der Mann, den ein Blitzschlag zum leidenschaftlichen Klavierspieler machte. Der Neurologe Oliver Sacks über Musik und Gehirn
Von Martina Rampas
Musik spielte keine große Rolle im Leben von Tony Cicoria – bis ein Blitzschlag alles veränderte und eine überwältigende Musikleidenschaft in ihm weckte. Viele Stunden am Tag treibt es ihn seitdem ans Klavier. Ein Fall, der den Neurologen und Bestsellerautor Oliver Sacks fasziniert hat. Ihn interessieren die pathologischen Erscheinungsformen des Musikempfindens. Patienten wie Clive zum Beispiel, der eine Gedächtnisspanne von nur wenigen Sekunden hat, aber noch genauso meisterlich einen Chor dirigieren kann wie vor seiner Krankheit. Oder Sylvia: Sie hat panische Angst vor neapolitanischen Volksliedern, denn ein paar Takte davon lösen epileptische Anfälle aus, die bis zur Bewusstlosigkeit führen können. Was geht in diesen Gehirnen vor? Sind wir alle musikalischer als wir denken?

10.30 Uhr
SWR2 Treffpunkt Klassik Extra: Gäste im Studio: Andreas Grau und Götz Schumacher, das Piano-Duo
„Telepathie des Zusammenspiels“ bescheinigt „Die Zeit“ den „Synchronsprintern“ Andreas Grau und Götz Schumacher. Als eines der international führenden Klavierduos mischen sie ihre Programme aus vierhändigen Kompositionen und Werken für zwei Klaviere. Am Vierhändigen schätzen sie die kammermusikalische Intimität, die die Präzision des Zusammenspiels erleichtert, doch heikler in der Klangbalance ist. Das Spiel an zwei Klavieren, wesentlich konzertanter angelegt, erfordert „zwei Individuen im Dialog“, wie beide versichern. Dazu muss man jedoch ständig in Blickkontakt bleiben, und deshalb haben sie sich früh entschieden, alles auswendig zu spielen – eine Ausnahmeerscheinung in der Klavierduo-Szene. Dass gerade Pianisten noch im hohen Alter phänomenale Gedächtnis-leistungen erbringen, legt die Vermutung nahe, dass dafür die komplexe Tätigkeit der Fingerkoordination verantwortlich ist, zusammen mit den ungeheueren Notenmengen, die ein Berufspianist im Laufe seines Lebens ins Gedächtnis schaufelt. Ob sich das Geheimnis des pianistischen Elefanten-Gedächtnisses in dieser Sendung lüftet?

17.05 Uhr
SWR2 Zeitgenossen: Otto Heinrich Silber, Arzt, im Gespräch mit Jürgen Hoeren
Alle Lebensvorgänge sind mit Schwingungen verbunden. Von den periodisch ablaufenden Organfunktionen über die elektrischen Aktivitäten von Herz, Nerven und Gehirn bis zu den Schwingungen auf der Ebene von Molekülen und Atomen. Die Gesamtheit der Schwingungen und ihrer Resonanzen entsprechen dem individuellen Klang des menschlichen Körpers. Unter dieser Voraussetzung beschäftigt sich der Konstanzer Arzt Otto-Heinrich Silber seit über 20 Jahren mit der Klangtherapie. Durch längere Aufenthalte in Indien und China hat er sich auch mit asiatischen Heilmethoden auseinandergesetzt. Die Macht, die Wirkung des Klangs auf körperlicher wie seelischer Ebene setzt er seit Jahren gezielt in der Behandlung von Patienten ein.

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