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nmz-Streaming-Empfehlungen vom 20.11. bis zum 26.11.2020
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Unübersehbar #28 – nmz-Streaming-Empfehlungen vom 20.11. bis zum 26.11.2020

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Auch da stecken immerhin ein paar unserer Gebühren drin: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk kann kraft seiner Infrastruktur weiterhin flexibel agieren und viele seiner geplanten Programme als Livestream anbieten. In den kommenden Tagen stehen der WDR mit seinem Funkhausorchester, der BR mit dem Sinfonieorchester und der SWR mit dem Vokalensemble bereit. Dazu Zeitgenössisches aus Leipzig und Wien sowie Barockes aus Stuttgart. Zauberhaft! [jmk]


19. bis 22. November


Ensemblefestival für aktuelle Musik Leipzig 2020
Donnerstag, 19.11., bis Sonntag, 22.11.2020 und als Video on demand bis ca. 06.12.2020
Livestreams und Video on demand auf der Festivalwebseite

Veranstalter der Konzerte und Gesprächsveranstaltungen sind das Ensemble Tempus Konnex (Leitung: JiYoun Doo) und das Forum Zeitgenössische Musik Leipzig (Leitung: Thomas Christoph Heyde). Wegen des derzeitigen Lockdowns wurden der Auftritte von Tempus Konnex und das Uraufführungskonzert ins Frühjahr 2021 verschoben. Auch das Konzert „Stimmkunst im 21. Jahrhundert“ entfällt pandemiebedingt, das vom Zentrum für Gegenwartsmusik der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ veranstaltete Symposium des Kultursalons findet am 21. und 22. November online statt.
Die digitale Präsentation einiger Konzerte war bereits im ersten Programmentwurf vorgesehen. Es gastieren die Ensembles ConTempo Beijing (19.11., 19.30 Uhr), Nomad (20.11., 19.30 Uhr), MCME (21.11., 19:30) und Musikfabrik (22.11., 19.30).
Die Jury des Kompositionswettbewerbs kürte aus 243 Einsendungen Werke von Tobias Fandel und Rafael Rentería, die sich den 2. Preis teilen, sowie von Jug Marković (3. Preis). Ein 1. Preis wurde nicht vergeben. Wissenschaftliche Beiträge über Spielpraxis auf Orchesterinstrumenten und die Verwendung von Instrumenten regionaler Musikkulturen in der zeitgenössischen Musik ergänzen das Angebot, das sich vor allem den Ländern Japan, China, Russland und Deutschland zuwendet. Einen besonderen Höhepunkt verspricht die Uraufführung am Ende des Herbstzyklus: Enno Poppe (Jahrgang 1961) brachte während des ersten Lockdowns die vor fünf Jahre unterbrochene Komposition „Prozession“ zum Abschluss
[Roland H. Dippel]


20. November


WDR Funkhausorchester: Gaming Sounds – Musik aus Computer- und Videospielen
Freitag, 20.11.2020, 19:00 Uhr:
Livestream über die Website des WDR; Programmflyer als pdf

Normale angesetzte Konzerte im November sind ja nicht. Anders als im März/April dürfen aber die Musiker*innen spielen. Nur das Publikum vor Ort bleibt außen vor. So auch die symphonische Realisation von Musik aus Computerspielen. Interessant vor allem daher auch für Menschen, die nicht unbedingt ihre Zeit mit derlei Unterhaltung verbringen können oder wollen. Der WDR schreibt dazu: „Vom Bit-Gepiepse zum opulenten Orchestersound – Die Klangwelten von Computerspielen sind längst so gewaltig wie ihre Bilderwelten. Das Herz des WDR Funkhausorchesters schlägt nun schon seit einigen Jahren im Rhythmus von Mausklicks und Controllerbuttons. Nun entdecken die Musiker*innen neue Sounds aus der Welt des Gamings – diesmal u.a. mit Musik aus ‚Assassin's Creed Syndicate‘, ‚Anno 1701‘ oder ‚Die Siedler‘. Live aus dem WDR Funkhaus per Stream dabei sein.“
[Martin Hufner]

Oksana Lyniv dirigiert das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Freitag, 20. November 2020, 20:30 Uhr
Live-Videostream auf der Webseite des BR

Die ukrainische Dirigentin Oksana Lyniv(*1978) wird im nächsten Jahr den Fliegenden Holländer bei den Bayreuther Festspielen dirigieren und damit als erste Frau in der Geschichte der Festspiele eine Premiere leiten. An diesem Freitag gibt sie ihr Debüt beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, das durch den Tod Mariss Jansons seit knapp einem Jahr ohne Chefdirigent*in ist. Man munkelt, dass aus dem Kreis der Gastdirigent*innen dieser Saison die zukünftige Leitung gewählt wird. Gegeben werden Felix Mendelssohn Bartholdys Symphonie Nr. 4 A-Dur, op. 90 („Italienische“) und Wolfgang Amadeus Mozarts Sinfonia concertante Es-Dur, KV 364. Die Solo-Streichpartien übernehmen Jehye Lee, Konzertmeisterin der Zweiten Geigen, und Tobias Reifland, Solo-Bratscher. Wer unterwegs ist, kann das Konzert auch über BR-Klassik live im Radio hören.
[Juana Zimmermann]


21. November


SWR Vokalensemble – Antrittskonzert Yuval Weinberg
Samstag, 21.11.2020, 18:00 Uhr
Live-Videostream auf der Webseite des SWR

Mit dem Rückzug von Marcus Creed nach 18 Jahren als Chefdirigent ist beim SWR Vokalensemble eine Ära zu Ende gegangen (siehe nmz 9/2020 https://www.nmz.de/artikel/mit-den-haenden-zeigen-statt-sprechen). Dem Neustart mit Yuval Weinberg – ein Interview wird in der Dezember/Januar-Ausgabe der nmz zu lesen sein – kann man im Livestream beiwohnen und damit Weinbergs Aussage verifizieren: „Wir haben von Anfang an gleich dieselbe Sprache gesprochen.“ Auf dem Programm:
Johannes Brahms: Zwei Gesänge für sechsstimmigen Chor aus op. 42
Olivier Messiaen: Cinq Rechants, Chant d'amour für 12 Stimmen
Ørjan Matre: Orphic Songs für 16-stimmigen Chor
[Juan Martin Koch]


21. bis 24. November


Wien Modern
Live-Videostreams über die Festivalwebseite

Der Neue Musik-November in Österreich steht traditionell unter dem Zeichen von Wien Modern, das gleich in der ersten Festival-Woche mit dem neuerlichen Lockdown konfrontiert war. Seitdem wird ein Großteil des verbleibenden Programms live oder um wenige Tage zeitversetzt kostenlos als Streamingangebot zur Verfügung gestellt. Vier Termine seien besonders empfohlen:
Zwischen Jazz und Neuer Musik bewegt sich das üppig besetzte Ensemble Studio Dan und spielt am 21.11. (21:00 Uhr) Stücke von Samu Gryllis, Daniel Mayer, Veronika Mayer, Axel Seidelmann und Juan Pablo Trad Hasbun, die Elektronik, Improvisation und Instrumentalkomposition miteinander verschränken.
Am 22.11. (18:30 Uhr) agiert das erfrischend untypisch besetzte Duo Hedda live im Reaktor. Sophia Goidinger-Koch (Violine) und Klaus Haidl (Gitarre) interpretieren ausschließlich selbst in Auftrag gegebene Werke von Peter Ablinger, Hannes Dufek, Tamara Friebel, Susanna Gartmayer, Veronika Mayer und Gunter Schneider – ein reines UA-Programm also.
Das Baseler Mondrian Ensemble feiert am 23.11. (20:00 Uhr) sein 20-jähriges Bestehen mit Kompositionen von Thomas Wally und Martin Jaggi. Letzterer war Gründungsmitglied und langjähriger Cellist des Ensembles und hat den Zyklus „Kôrd I-III“ (2017) seinen Ex-Kolleg*innen auf den Leib geschrieben. Auch der Österreicher Thomas Wally ist Streicher und Komponist in Personalunion und hat zwei frische Klavierquartette im Gepäck.
Ein umfangreicher Abend mit akusmatischer Musik ereignet sich am 24.11. (18:00 Uhr), wenn The Acousmatic Project: From outer Space zwar nicht wie geplant in der Kuppelhalle des Musikhistorischen Museums Vergangenheit, Gegenwart und Science-Fiction zur ästhetischen Kugelgestalt verschmelzen wird, so doch wenigstens als Online-Fassung mit flugs gestalteten Videos. Dann gibt es nicht nur 8-Kanal-Kompositionen von João Pedro Oliveira, das abendfüllende „Le Projet «Ouïr». Scènes de la vie de l'écoute. Oktophonie in fünf Sätzen“ des elektroakustischen Altmeisters Francois Bayle, sondern auch Uraufführungen von Caroline Profanter, Martina Claussen, Thomas Gorbach und den „Steel Girls“, die geschweißte Stahlinstrumente und Elektronik zusammenbringen. Verantwortlich für Konzept und Installation ist Volkmar Klien.
[Dirk Wieschollek]


Bis 27. November


Staatsoper Stuttgart: Georg Friedrich Händel – „Alcina“
Video on demand auf der Theaterwebseite

Auf der Homepage der Stuttgarter Oper gelangt man unter dem Stichwort „Spielplan“ zu der bereits im Frühjahr erprobten Rubrik #OpertrotzCorona. Die ist wieder aktiviert und führte zunächst (bis 20.11.) in die – passend zur Jahreszeit und allgemeinen Stimmung – dunkel düstere Welt von „Herzog Blaubarts Burg“. Den Einakter von Béla Bartók hatte der belgische Allround-Künstler Hans Op de Beeck als Regisseur und Ausstatter im November 2018 in eine Rauminstallation im ehemaligen Paketpostamt zu einem düster charismatischen Ereignis gemacht.
In der kommenden Woche wird es bis zum 27.11., wenn schon nicht ausgelassen, so doch bei der psychologischen Tiefenlotung zumindest optisch deutlich freundlicher. Da bietet die Oper nämlich eine Wiederbegegnung mit einer etwas älteren Erfolgsinszenierung von Jossi Wieler. Von 2011 bis 2018 war Wieler dann selbst Intendant der Staatsoper Stuttgart. Zusammen mit Sergio Morabito hatte Georg Friedrich Händels mittlerweile geradezu populäre Zauberinnenoper „Alcina“ in einer Ausstattung von Anna Viebrock 1998 inszeniert. Der Zusammenarbeit mit der kongenialen Raumerfinderin verdanken Wieler und Morabito einige ihrer erfolgreichsten Inszenierungen. Musikalisch glänzt der gestreamten Mitschnitt mit der Premierenbesetzung. Darunter Catherine Nagelstadt als Alcina, Catriona Smith als deren Schwester Morgana, mit Alice Coote als Ruggiero und Rolf Romei als Oronte. Und mit Alan Hacker am Pult des „normal“ – also nicht mit historischen Instrumenten – ausgerüsteten Staatsorchesters.
Was man szenisch in einer der besten Wieler-Inszenierungen miterleben kann, ist das erzwungene Ende einer ausführlich zelebrierten Verwirrung der Gefühle. Mit einem riesigen Goldrahmen, der vielleicht ein Spiegel für Selbsterkenntnis, vielleicht der Durchgang von einer Welt in eine andere ist? Es ist ein Spiel mit Ambivalenzen und des Versuchs hinter die Oberfläche zu schauen. Die Oper Stuttgart bietet die Wiederbegegnung mit einer Inszenierung, die in den inzwischen vergangenen zwanzig Jahren nichts vor ihrer Spannung und Faszination verloren hat. (Diese Produktion ist übrigens auch bei Arthaus als DVD erschienen.)
[Joachim Lange]

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