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Bühnenverein: Tarifabschluss kostet Theater 85 Millionen Euro +++ Bamberg setzt Weltkulturerbe-Stiftung gegen kulturellen Kahlschlag
Bühnenverein: Tarifabschluss kostet Theater 85 Millionen EuroKöln (ddp). Die von den Tarifpartnern des öffentlichen Dienstes ausgehandelte Lohnerhöhung von 4,4 Prozent wird die Theater nach Angaben des Deutschen Bühnenvereins jährlich rund 85 Millionen Euro kosten. Das betreffe die Stadt- und Staatstheater sowie Landesbühnen, teilte der Dachverband am Freitag in Köln mit.
Die Angleichung der Ostvergütungen an das Westniveau sei in Theatern und Orchestern der neuen Länder zudem mit einer Steigerung der Personalkosten von jährlich 50 Millionen Euro verbunden. Bühnenverein-Präsident Jürgen Flimm forderte angesichts dieser Zahlen Länder und Kommunen auf, den Kulturbetrieben die für diese Lohnsteigerungen notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen. «Aus eigener Kraft können wir das nicht schultern», sagte Flimm. Die Politiker, die diese Lohnerhöhungen zugesagt hätten, müssten nun zu ihren Verpflichtungen gegenüber den Theatern und Orchestern, Museen und Bibliotheken stehen.
Die Theater und Orchester haben in den vergangenen Jahren rund 6000 Stellen abgebaut. Wenn die Lohnsteigerungen durch einen weiteren Personalabbau erwirtschaftet werden müssen, würden etwa 2800 Theatermitarbeiter zusätzlich ihren Arbeitsplatz verlieren. «Das wird nicht gehen ohne betriebsbedingte Kündigungen beim nichtkünstlerischen Personal. Im künstlerischen Bereich ist personell nichts mehr zu holen, es muss Schluss sein mit Einbußen bei der Kunst zugunsten der Finanzierung von Lohnerhöhungen,» betonte Flimm.
Bamberg setzt Weltkulturerbe-Stiftung gegen kulturellen Kahlschlag
Bamberg (ddp-bay). Mit einer «Weltkulturerbe-Stiftung» will das oberfränkische Bamberg seine Kulturarbeit dauerhaft auf ein sicheres finanzielles Fundament stellen. Die Stiftungsinitiative geht nach Angaben der Stadt vom Donnerstag auf Oberbürgermeister Herbert Lauer (Freie Wähler) zurück. Ziel sei, eine Stiftung mit einem Kapital von 17,5 Millionen Euro aufzubauen und die jährlich anfallenden Zinserlöse in Höhe von rund 700 000 Euro zur Förderung von Kunst, Kultur und Denkmalpflege zu verwenden. Vor zehn Jahren nahm die UNESCO Bamberg als Weltkulturerbe auf.
Der Stadtrat hat die Verwaltung bereits beauftragt, eine entsprechende Satzung zu erarbeiten. Als Grundstock für die neue Stiftung will die Stadt eine Million Euro aus dem Erlös von Aktienverkäufen einbringen und jährlich aufstocken. Lauer appellierte aber auch an private Spender und Erblasser, «unser historisches Vermächtnis zu erhalten und es weiter mit kulturellem Leben zu erfüllen».
Aus Stiftungsmitteln bedacht werden sollen Förderpreise und Zuschüsse für Kulturarbeit sowie die Pflege und Erhaltung von Denkmälern und Kulturwerten. Fördermittel wären so nicht mehr von den «Zufälligkeiten und Nöten des städtischen Haushalts» abhängig, betonte Lauer. Wegen der massiven Verschlechterung der Haushaltssituation sind zahlreiche der bisherigen Fördermaßnahmen bedroht.
Bisher fördert die Stadt die Bamberger Symphoniker mit einer Million Euro, den so genannten «Bamberger Weg» in der Denkmalpflege mit nur noch 200 000 Euro und die Kulturarbeit pauschal mit 150 000 Euro. Für Ausstellungen stellt die Stadt rund 650 000 Euro bereit. Städtische Einrichtungen, wie etwa das ETA Hoffmann Theater werden mit jährlich zwei Millionen Euro bezuschusst.