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10.1.: kulturpolitik in sachsen-anhalt +++ kulturpolitik aktuell

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Kultusminister Olbertz: Kultur braucht gerade in schwierigen Zeiten eine Lobby +++ Städte sparen bei der Kultur - Schließungen nicht ausgeschlossen

Kultusminister Olbertz: Kultur braucht gerade in schwierigen Zeiten eine Lobby
Magdeburg (ddp-lsa). Die Kultur in Sachsen-Anhalt wird nach Eischätzung von Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz (parteilos) trotz Sparhaushalt in diesem Jahr die nötigen Mittel vom Land erhalten. Die Einsparungen seien proportional geringer als in anderen Bereichen, sagte Olbertz der Nachrichtenagentur ddp in Magdeburg. Der Kulturetat werde weiterhin etwa ein Prozent des Landeshaushaltes umfassen. Der Minister räumte ein, dass es trotzdem schmerzhafte Abstriche geben könne.
Die Theater könnten sich darauf verlassen, dass die vom Land eingegangenen Verträge eingehalten würden, betonte Olbertz. Für die Zeit nach deren Auslaufen müssten jedoch jetzt schon Lösungen gesucht werden. So gebe es in Halle eine Arbeitsgruppe, die über die Zukunft der beiden Orchester berät. Olbertz plädiert für intelligente Lösungen, Synergien und Verdichtungen, die Kosten senken. Die bestehenden Strukturen seien nicht immer effizient. «Es können auch mit weniger Geld Projekte von hoher künstlerischer Qualität auf die Beine gestellt werden», sagte der Minister.
«Ich wünsche mir eine starke Lobby für die Kultur», sagte Olbertz. Auch die Kommunen sollten nicht zuerst in diesem Bereich sparen. Sie sollten daran denken, welche Wirkungen Theater und Museen auf die Motivation der Menschen hätten. Auch die Anziehungskraft einer Region auf Touristen hänge unmittelbar mit der kulturellen Angebotspalette zusammen. Kultur sei daher auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Das Engagement der Kommunen für die Kultur falle sehr unterschiedlich aus, stellte der Minister fest.

Städte sparen bei der Kultur - Schließungen nicht ausgeschlossen
Magdeburg (ddp-lsa). Die knappen Kassen in den Kommunen werden in diesem Jahr zu Einschnitten bei der Kultur führen. Das ergab eine Umfrage der Nachrichtenagentur ddp in größeren Städten des Landes. Das von der Landesregierung geplante Streichen von Lottogeldern für Vereine verschärfe die Situation zusätzlich, sagte Jürgen Leindecker vom Städte- und Gemeindebund. In den vergangenen Jahren wurden durchschnittlich 15 Millionen Euro an Verbände, Vereine und Kirchen ausgereicht. Durch den Griff des Landes in die Lottokasse wird künftig nur noch die Hälfte des Geldes für die Förderung von Projekten zur Verfügung stehen.
Die Kommunen stecken derzeit mitten in den Haushaltsberatungen. Während in der Landeshauptstadt Magdeburg bereits eine Streichliste auch mit Posten aus der Kultur von Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) vorliegt, hat sich die Verwaltung in Halberstadt dazu bekannt, keine Abstriche an den Ausgaben der Kultur vorzunehmen. Es solle auf dem Niveau des vergangenen Jahres weitergehen, sagte die Sprecherin der Stadtverwaltung, Ute Huch. Es sei das «letzte Mittel», an der Kultur zu sparen, stellte sie fest. Die Einrichtungen müssten so effizient wie möglich geführt werden. In den Bibliotheken würden durch Vorruhestand oder Rente frei gewordene Stellen nicht mehr besetzt.
Trümper plant unter anderem die Schließung des Technikmuseums und von Stadtteilbibliotheken. Kulturbeigeordneter Rüdiger Koch betonte, dass in Magdeburg die Kultur einen Anteil von zehn Prozent am Verwaltungshaushalt habe. Vor sieben Jahren seien es erst fünf Prozent gewesen. Mit den prozentualen Ausgaben für diesen Bereich gehöre Magdeburg zu bundesweit zu den Top Ten. Koch verwies auf die Investitionen in den vergangenen Jahren für die neue Zentralbibliothek, den Wiederaufbau der Johanniskirche und die laufende Sanierung des Puppentheaters. Auch an Künftiges sei gedacht - die Umgestaltung des Gesellschaftshauses zum Haus der Musik und die Ausstellung «Das heilige römische Reich» in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Historischen Museum. «Trotz schwieriger Kürzungen müssen wir den Optimismus behalten», sagte er.
Auch die Lutherstadt Wittenberg wird nicht um Kürzungen im kulturellen Bereich herumkommen, sagte Stadtsprecher Jörg Bielig. Durch die Schließung des Theaters in Wittenberg müsse der Stadthaushalt nur noch die Abwicklungskosten zahlen. Von dem Theaterprojekt «Romeo und Julia» musste sich die Stadt aus Kostengründen verabschieden. Der Zuschuss für den Verein «Wittenberg Kultur e.V.» werde allerdings nicht gekürzt.
In Dessau gibt es Überlegungen, das Naturkundemuseum, das Museum für Stadtgeschichte und die Anhaltische Gemäldegalerie gemeinsam zu verwalten. Im vergangenen Jahr sei dies vom Stadtrat noch abgelehnt worden, sagte Stadt-Pressesprecher Carsten Sauer. Es sei schwierig, bei der Kultur zu kürzen, fügte er hinzu. In diesem Bereich sei alles gleichrangig.
Die Kommunalpolitiker in Köthen sind froh, dass sie bereits eine Stiftung für Kultur, Sport und Soziales ins Leben gerufen haben. «Das war eine ganz wertvolle Idee», sagte Sprecherin Waltraud Siersleben. Damit ist die Vereinsförderung unabhängig vom Stadthaushalt. Die Stiftung wurde vom Verkaufserlös der Stadtwerke eingerichtet. Die Förderung des nationalen Bachwettbewerbes ist im Haushalt 2003 verankert, der im Dezember vergangenen Jahres verabschiedet wurde. Die Kulturstätten und Museen in Köthen sind in Trägerschaft des Landkreises. Zeitz hat nach Angaben der Stadtverwaltung alle freiwilligen Aufgaben auf eine Liste gesetzt, die jetzt nach Sparmöglichkeiten durchforstet wird.