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Medien sollen über Finanzierung von Kulturevents berichten +++ Bühnenvereins-Studie zur Theater- und Orchesterstruktur
Medien sollen über Finanzierung von Kulturevents berichten
Berlin (ddp). Der Arbeitskreis Kultursponsoring (AKS) fordert von den Medien mehr Aufmerksamkeit für die Finanzierung von Veranstaltungen. Dadurch könne das gemeinsame Interesse von Kulturinstitutionen, Unternehmen und Medien, «nämlich die Förderung von Kultur als Grundlage unseres Wirtschafts- und Gesellschaftssystems» gestärkt werden. Michael Roßnagl, Vorstandssprecher der AKS, sagte am Dienstag auf dem Kongress «Kultursponsoring - zwischen gesellschaftlichem Engagement und Marketingstrategie» in Berlin, Grundlage der erfolgreichen Partnerschaft zwischen Unternehmen und Kulturinstitutionen sei die Erkenntnis, gemeinsam wachsen zu können.
Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) betonte, «Wirtschaft und Kultur sind aufeinander angewiesen». Kultursponsoring durch die Wirtschaft sei eine Investition in die eigene unternehmerische Zukunft und keine Subvention.
Den Angaben zufolge geben deutsche Unternehmen jährlich rund 400 Millionen Euro für Kultursponsoring aus. Auf dem Kongress wurde ein besonderes Augenmerk auf Bereiche wie Tanz und Sprechtheater gelegt, in denen bisher nur wenige Sponsorengelder flössen.
Die AKS ist eine Initiative des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im Bundesverband der Deutschen Industrie.
Bühnenvereins-Studie zur Theater- und Orchesterstruktur
Der Bühnenverein hat eine knapp 300 Seiten umfassende Studie zu den rechtlichen und strukturellen Rahmenbedingungen der Theater und Orchester vorgelegt. Das Papier analysiert diese Bedingungen und legt dar, welche Reformen in den letzten Jahren stattgefunden haben.
Darüber hinaus fasst es die Gestaltungsvorschläge zusammen, die in ständiger Zusammenarbeit des Bühnenvereins mit seinen Mitgliedern entwickelt, jedoch seitens der Politik nicht aufgegriffen wurden. ?Mit der Studie wirft der Bühnenverein einen Blick in die Theater- und Orchesterzukunft und lädt alle Beteiligten erneut zu einem konstruktiven Dialog ein?, so der Direktor des Bühnenvereins, Rolf Bolwin. Die Studie richtet sich auch an die Enquete-Kommission ?Kultur in Deutschland? des Deutschen Bundestages, die sich mit der Situation der Theater und Orchester befassen will.
Um auch zukünftig durch flexibles und ökonomisches Arbeiten die künstlerische Qualität zu sichern, sieht das Papier nach wie vor sowohl Gesetzgeber und Tarifparteien als auch die Theater und Orchester gemeinsam in der Pflicht. Bund und Länder müssen ihre Rolle als Mitgestalter der rechtlichen Rahmenbedingungen für die Theater und Orchester endlich ernst nehmen und dürfen in Zukunft keine Gesetze erlassen, die in diesen künstlerischen Institutionen die Kosten in die Höhe treiben. Vielmehr sind Änderungen im Bereich des Arbeitsrechts, Urheberrechts, Steuerrechts und Sozialversicherungsrechts unaufschiebbar, um die Kulturbetriebe zu entbürokratisieren. Zu den Ergebnissen der Studie gehört auch die Forderung an Kommunen und Länder, Tariferhöhungen ausschließlich dann zu vereinbaren, wenn sie ohne Personalabbau aus den Mitteln der öffentlichen Hand finanziert werden können. Nur so kann langfristig ein künstlerisches Ausbluten der Theater- und Orchesterbetriebe vermieden werden. Erneut gefordert wird ein theaterspezifischer Tarifvertrag für das nichtkünstlerische Personal.
Die Studie wendet sich auch gegen eine Kommerzialisierung der Kunstbetriebe. Sie fordert ein Ende der Strukturdebatte. Entscheidend ist es, dass es den Theatern und Orchestern gelingt, ihr Publikum durch die Vermittlung künstlerischer Inhalte für sich zu gewinnen. Notwendig ist zudem die Sicherung der ästhetischen Bildung in den Schulen, die nicht nur wesentlicher Bestandteil der Erziehung junger Menschen ist, sondern auch dafür Sorge trägt, dass Werke der Literatur und Musik in Zukunft noch verstanden werden.
Deutscher Bühnenverein, Köln, den 8. November 2004