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Finanzsicherheit für Theater Nordhausen und Rudolstadt +++ Metropol-Theater an Liegenschaftsfonds übertragen +++ Berliner Schlossparktheater attackiert Flierl: Konzept liegt vor +++ Klangforum Wien bangt um Existenz
Finanzsicherheit für Theater Nordhausen und RudolstadtErfurt (ddp-lth). Für die Theater Rudolstadt und Nordhausen sowie die Thüringer Symphoniker Saalfeld und das Loh-Orchester Sonderhausen geht eine Zitterpartie zu Ende. Das Land Thüringen werde mit den Einrichtungen am Mittwoch die entsprechenden Verträge zur Finanzierung beider Häuser bis 2008 unterzeichnen, teilte das Kunstministerium am Montag in Erfurt mit. Die Theater GmbH Nordhausen/Loh-Orchester Sonderhausen erhalte ab 2004 jährlich 4,91 Millionen Euro, der Rudolstadt-Saalfelder Zweckverband als Träger der dortigen Bühne und der Symphoniker 3,12 Millionen Euro.
Beide Häuser verpflichten sich zur Kooperation und zur Übernahme von Angeboten des Partners. Während sich die Nordhäuser künftig auf das Musiktheater konzentrieren, haben in Rudolstadt Sprech-, Kinder- und Jugendtheater Priorität. Die Finanzierungsverträge des Landes Thüringen mit den Theatern und Orchestern in Rudolstadt/Saalfeld sowie Nordhausen/Sonderhausen setzt die Reihe der Vereinbarungen zur Neuordnung der Thüringer Theater- und Orchesterlandschaft fort. Als erste hatte kürzlich die Jenaer Philharmonie einen solchen Kontrakt geschlossen.
Metropol-Theater an Liegenschaftsfonds übertragen
Berlin (ddp-bln). Das seit 1997 geschlossene Metropol-Theater ist jetzt vom Liegenschaftsfonds Berlin (LFB) übernommen worden. Der Fonds hat den Auftrag, das Theater in einem Bieterverfahren zu veräußern, sagte eine Sprecherin am Dienstag. Das Verfahren beginne voraussichtlich Anfang Dezember. Insbesondere sollen der Umfang des Denkmalschutzes und die verschiedenen Nutzungs- und baulichen Erweiterungsmöglichkeiten mit den zuständigen Stellen geklärt werden.
Bevor das Bauensemble am S-Bahnhof Friedrichstraße ausgeschrieben werden kann, müssen nach den Worten der Sprecherin entsprechende Planungsunterlagen erstellt und eine umfangreiche Bestandsanalyse durchgeführt werden. Die Bausubstanz des 1911 errichteten Gebäudes ist seit der Schließung stark gefährdet. Leer geräumt friste der Bau seither einen für die Metropole Berlin unbefriedigenden Zustand.
Berliner Schlossparktheater attackiert Flierl: Konzept liegt vor
Wie die Berliner Morgenpost berichtet, widerspricht das Schlossparktheater Kultursenator Thomas Flierl. Der hatte am Montag vor dem Kulturausschuss gesagt, dass der Verwaltung kein Konzept zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs in Steglitz vorliege. Deshalb sehe er «keine Unterstützungsmöglichkeiten» für die Bühne. Laut Theater habe Flierl aber eine mündliche Zusage zur Weitersubventionierung gegenüber dem Schauspieler Ezard Haußmann gegeben. Daraufhin sei bei einem Treffen mit dem Senator ein Spiel- und Wirtschaftsplan für 2003/04 vorgelegt worden. Bei dieser Zusammenkunft machte der Senator nach Angaben des Theaters einen Rückzieher und teilte Haußmann und Frank Wisniewski, dem Geschäftsführer des Schlossparktheaters, mit, dass keine Mittel zur Verfügung gestellt werden könnten. Die Senatskulturverwaltung bestätigte gestern das Treffen, wollte sich zu der angeblichen Zusage aber nicht äußern.
Klangforum Wien bangt um Existenz
orf - Vor drei Jahren trat Sven Hartberger die Nachfolge Peter Oswalds als Intendant des Klangforum Wien an. Der übernommene Schuldenstand von 3,3 Millionen Schilling (239.820 Euro) wird mit Jahresende abgebaut sein. Dennoch macht Hartberger die finanzielle Situation des international renommierten Solistenensembles für Neue Musik Sorgen. Einerseits benötigt das Ensemble, das 70 Prozent des Etats selbst erwirtschaftet, eine Erhöhung der Subventionen, andererseits hat der Bund seine laut Hartberger von Kunststaatssekretär Franz Morak (V) persönlich zugesagte, mit Wien analoge Förderung noch nicht überwiesen. "Ich gehe davon aus, dass der Staatssekretär Handschlagqualität hat und sein Versprechen einlösen wird", so Hartberger heute bei einer Bilanzpressekonferenz.
Konkret seien noch 36.500 Euro vom Bund ausständig, nachdem die Stadt Wien ihren Beitrag im Jahr 2002 auf 436.500 Euro erhöht hatte, rechnete der Klangforum-Leiter vor. Im September 2000 habe Morak ihm und dem Vorstandsvorsitzenden des Klangforum, Thomas Stelzer, zugesichert, das Ensemble künftig in gleicher Höhe wie die Stadt zu fördern, schilderte Hartberger. Nun stünden nicht nur seine, Hartbergers, Glaubwürdigkeit gegenüber der Stadt Wien auf dem Spiel, da man sich dort auf seine diesbezügliche Angaben verlassen habe, sondern auch die künftige Qualität des Klangkörpers.
Aus dem Büro von Kunststaatssekretär Franz Morak hieß es dazu auf Anfrage des Ö1 Kulturjournals, dass es Bundeskanzleramt und Außenamt ohnehin mehr Subventionen geben würden, als die Stadt Wien und dass es ein so langfristiges Versprechen nicht gegeben habe, ja nicht geben hätte können, weil man so lange seitens des Bundes nicht plane. Franz Morak selbst war zu keiner Stellungnahme zu erreichen.
Seit 1999 hätten die Orchestermitglieder mit der Akzeptierung eines Brutto-Monatsbezugs von 1.500 Euro größtes Entgegenkommen gezeigt. Diese "untragbare Unterbezahlung" habe aber bereits zum Abgang von zwei Musikern geführt und bedeute eine "drohende Korrosion" des Ensembles. "Ich bin in Sorge, ob das Klangforum weiter existieren kann, wenn sich die finanzielle Situation nicht bessert", meinte Hartberger, der in dem von ihm errechneten "notwendigen Jahresetat" von 2,66 Mio. Euro auch eine Bezugs-Erhöhung für die Musiker auf rund 2.100 Euro kalkuliert hat. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten Bund und Stadt Wien allerdings ihre jährlichen Beiträge auf je 508.000 Euro erhöhen. "Es wäre in höchstem Maß unvernünftig, diesen eigentlich geringfügigen Beitrag nicht zu leisten."
Dringend zu verbessern wären auch die "gesundheitsschädigenden Probenbedingungen", die bereits zu Hörstürzen bei Ensemblemitgliedern geführt hätten. Eine vor einiger Zeit ins Auge gefasste Lösung in den Räumen der kurz vor der Übersiedlung stehenden städtischen Hauptbücherei in der Skodagasse scheine sich zu verzögern, meinte Hartberger, der sich im Übrigen über eine Vervierfachung der Sponsorenleistungen seit 1999 freut.
Künstlerisch zog Hartberger, über dessen mögliche Verlängerung seines bis Ende 2003 laufenden Vertrages "demnächst zu reden sein wird", eine Erfolgsbilanz. Mehr als 30 CD-Veröffentlichungen und 67 Uraufführungen innerhalb von drei Jahren, internationale Einladungen sonder Zahl und eine Verfünffachung des Abo-Publikums, die dazu geführt hat, dass sämtliche Abos des Mozartsaal-Zyklus verkauft wurden, sprächen eine deutliche Sprache: "Überdies ist ein Klangforum-Abo offenbar gesundheitsfördernd, denn die Rate jener, die ihr Abo nicht verlängern, liegt unter der natürlichen Mortalität der Bevölkerung!" Sylvain Cambreling bleibt bis 2005, dem 20-Jahres-Jubiläum des Klangforum, Erster Gastdirigent.