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13.12.: kulturfinanzierumg aktuell +++ kulturfinanzierung

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Weitere Theaterverträge in Thüringen unter Dach und Fach ++ Oberlausitzer Theaterintendanten legen Strukturmodell vor +++ Aachens Theaterleute gehen auf die Straße - Stadt will ihrem größten Subventionsempfänger viel Geld kürzen +++ Sächsischer Landtag ebnet Weg für "Dreiklang"

Weitere Theaterverträge in Thüringen unter Dach und Fach
Erfurt (ddp-lth). Die Zukunft weiterer Theater in Thüringen ist gesichert. Die Verträge zur Finanzierung des Theaters Erfurt, der Deutschen Nationaltheaters (DNT) und der Staatskapelle Weimar sowie der Theater Eisenach und Meiningen werden am Mittwoch durch Ministerin Dagmar Schipanski (CDU) unterzeichnet, wie das Kunstministerium am Freitag in Erfurt mitteilte. Damit seien die Häuser finanziell bis Ende 2008 geregelt.
Für die Theaterbetriebs-gGmbH DNT und Staatskapelle Weimar stehen jährlich 15,845 Millionen Euro zu Buche. Erfurt erhält pro Jahr 6,475 Millionen Euro, das dortige Puppentheater Waidspeicher 656 000 Euro. Die Zuweisungen für die Theater Meiningen und Eisenach belaufen sich auf 10,92 Millionen und 4,19 Millionen Euro. Dabei können die Mittel bei der geplanten Kooperation zwischen den Häusern konvertibel eingesetzt werden.
Damit sind die Finanzierungsverträge für die meisten Thüringer Theater und Orchester unter Dach und Fach. Einzig die der Thüringen Philharmonie Gotha-Suhl und des Theaters Altenburg-Gera stehen noch aus. In Gera steht der Entwurf des Vertrages am 19. Dezember im Stadtrat zur Diskussion. Die Altenburger Gesellschafter haben ihn bereits bestätigt. Danach kann die fusionierte Ostthüringer Bühne mit einem Landeszuschuss von 9,72 Millionen Euro rechnen.

Oberlausitzer Theaterintendanten legen Strukturmodell vor
Bautzen (ddp-lsc). In der Diskussion um neue Strukturen für die Oberlausitzer Theaterlandschaft melden sich die Intendanten der ostsächsischen Bühnen zu Wort. Auf einer Klausursitzung in Schmochtitz erarbeiteten sie in dieser Woche ein gemeinsames Strukturmodell, das am Montag dem Konvent des Kulturraumes Oberlausitz-Niederschlesien vorgestellt werden soll. Wie das Deutsch-Sorbische Volkstheater in Bautzen am Freitag mitteilte, lehnt sich der Entwurf im Wesentlichen an den Vorschlag des Direktors der Stiftung für das sorbische Volk, Marko Suchy, an, wonach eine Theater-Holding mit zentralisierter Verwaltung und gemeinsamen Werkstätten gegründet werden soll.
Auf der Konventssitzung im November hatte Suchy empfohlen, unter dem Dach der Holding eine Musiktheater GmbH in Görlitz, eine Schauspiel GmbH in Zittau sowie eine Bautzener-Theater-GmbH zu vereinen. Die Holding-Tochter in Bautzen sollte durch den Zusammenschluss des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters und des Sorbischen National-Ensembles entstehen. Somit könnten die Angebote beider Institutionen weitergeführt werden, zu denen Schauspiel und Puppentheater in deutscher und sorbischer Sprache sowie sorbische Folklore gehören.
Angesichts der zunehmenden Sparzwänge hatte der Konvent des Kulturraumes im April beschlossen, die Theater in Görlitz, Bautzen und Zittau sowie die Neue Lausitzer Philharmonie ab 1. Januar 2003 unter einem Dach zu vereinen. Das geplante Kulturraumtheater soll ab 2004 mit Zuschüssen von insgesamt 15 Millionen Euro auskommen. Dafür müssten 54 der derzeit insgesamt 389 Stellen gestrichen werden.

Aachens Theaterleute gehen auf die Straße - Stadt will ihrem größten Subventionsempfänger viel Geld kürzen
Aachen (ddp-nrw). Die Mitarbeiter von Aachens Stadttheater verbringen augenblicklich viel Zeit vor ihrem Gebäude anstatt darin. Sie informieren, sammeln Unterschriften von Passanten und Theaterbesuchern, bitten um Unterstützung. Denn die Stadt will ihrem größten Subventionsempfänger viel Geld kürzen. 3,9 Millionen Euro soll das Haus bis 2004 einsparen, rund 25 Prozent seines jährlichen Zuschusses von 15,4 Millionen Euro. Und das, so befürchten die Theaterleute, werde rund 300 Arbeitsplätze und 20 Lehrstellen direkt sowie 1400 Lieferanten indirekt gefährden.
«Dieses Theater ist kurz davor zu implodieren», sagt der Intendant des Theaters, Paul Esterhazy. «Die jetzige Situation ist an Absurdität nicht zu überbieten.» Als er vor zweieinhalb Spielzeiten von Bonn nach Aachen kam, habe ihm der Stadtrat finanzielle Forderungen erfüllt, sieben Technikerstellen bewilligt. «Jetzt haben wir genau den Zustand erreicht, den ich anfangs vorausgesagt hatte, nämlich größere Vielfalt, mehr Produktionen, eine höhere Zahl an Aufführungen und eine höhere Prosperität.»
Die Zuschauerzahlen seien um rund 20 Prozent gestiegen, etliche Veranstaltungen lange im Voraus ausverkauft, die aktuelle Shakespeare-Komödie «Was ihr wollt» ist laut Schauspieldirektor Michael Helle das am besten besuchte Stück seit Jahren. Und plötzlich tauchen Vorschläge auf, zur Rettung des städtischen Haushalts das Schauspiel zu schließen, das Theater zu privatisieren oder es als reines Gastspielhaus zu nutzen.
«Die Schließung des Schauspiels ist eine Idee von Hinterbänklern», glaubt Esterhazy, der auch Mitglied in der städtischen Strukturkommission ist, die für die Politik Vorschläge zur Zukunft des Theaters erarbeitet. Er sei zuversichtlich, dass «diese sehr langwierige, detailreiche, Zeit raubende Arbeit» der Kommission sinnvoll sei, sagt er. Mit dem Ergebnis dieser Arbeit werde aber wohl keine der beiden Seiten, also weder Stadt noch Theater, zufrieden sein. «Wir werden sicherlich einen Konsolidierungsbeitrag leisten müssen.»
«Dieses Theater, so wie es jetzt spielt, kommt nicht mit weniger Geld aus», sagt hingegen Schauspieldirektor Michael Helle. «Wenn es bei den 3,9 Millionen Euro Einsparung bleibt, wird das Theater in seiner heutigen Form nicht länger existieren!» Lange habe man zu den Sparvorschlägen «geschwiegen, geschwiegen, geschwiegen, weil wir dachten, das sei nicht ernst gemeint und werde sich in einer sachlichen Diskussion von selbst erledigen».
Nun gehen die Theater-Mitarbeiter also auf die Straße. Rund 150 Steckbriefe mit Foto und Arbeitsplatzbeschreibung flattern in einer Art Klagemauer im Wind, einige Tausend Unterschriften sind zusammengekommen. «Es ist eine verdammt arme Gesellschaft, die sich nur noch um die Knete kümmert», lautet Helles Urteil: «Das subventionierte Theater hat einen gesellschaftlichen Auftrag und spielt eine wichtige Rolle im demokratischen Prozess eines Landes. Der Auftrag des Theaters lautet Menschenforschung.»
Für Helle geht es nicht in erster Linie um «die armen Leute am Theater», die sich um ihren Arbeitsplatz sorgten. Schließlich seien sie mit ihren Zwei-Jahres-Verträgen gewohnt, aus künstlerischen, konzeptionellen oder eben auch finanziellen Gründen ihren Arbeitsplatz wechseln zu müssen. Nach etlichen Jahren ohne Etaterhöhung und zahlreichen Einsparungen könne man nun einfach nicht mehr preiswerter produzieren. Auch Kooperationen mit anderen Häusern brächten keine Abhilfe, weil dabei wieder andere Kosten entstünden.
«Ich hoffe, dass die Politiker wissen, was sie anrichten, wenn sie an der falschen Stelle sparen», sagt Helle: «Hier geht es darum, Aachen als lebenswerte Stadt zu erhalten.» Esterhazy gibt sich mit Blick auf die Strukturkommission zuversichtlicher: «Ich glaube, dass niemand in dieser Stadt das Theater schließen möchte.»
Am Samstag (22 Uhr) folgt, im Anschluss an die ebenfalls äußerst erfolgreiche Aufführung «Der Lebkuchenmann», eine Podiumsdiskussion im Großen Haus unter dem sprechenden Titel «Rückkehr in die Wüste. Sinn geht. Chaos kommt. Theater bleibt». Neben Helle als Vertreter des Hauses diskutieren der Vorsitzende der Intendantengruppe des Deutschen Bühnenvereins, Holk Freytag, der Kritiker Peter Iden sowie Peter Cloesges vom Bund der Steuerzahler die entscheidende Frage: Kann sich eine Stadt wie Aachen sein Theater leisten, oder kann sie es sich leisten, darauf zu verzichten?

Sächsischer Landtag ebnet Weg für "Dreiklang"
Das Lausitzer Musikfestival "Dreiklang" wird auch 2003 vom Freistaat Sachsen unterstützt. Die Fördersumme ist Teil der geplanten Gesamtförderung für alle Festivals in Sachsen, die jetzt mit den Haushaltsberatungen im Landtag bestätigt wurde. "Dreiklang" kann mit 400 000 Euro rechnen.
Diese Summe will das Kunstministerium allerdings nicht bestätigen. Anfang Februar entscheide ein Beirat, wie viel Geld jedes Festival bekomme. Minister Matthias Rößler werde sich hüten, diesem Gremium vorzugreifen, heißt es aus dem Ministerium. 2,1859 Millionen Euro stehen jetzt für die Förderung der Darstellenden Kunst und Musikpflege im Haushalt, der heute noch bestätigt werden muss. 26 Anträge gibt es für Festivals und weitere Projekte. Darauf, dass ?Dreiklang? 400 000 Euro erhalten könnte, deutet auch, dass sich die Fördersumme gegenüber dem Vorjahr um fast dieselbe Summe erhöht hat. Zuvor war das Fest beim Wirtschaftsministerium angesiedelt. Mit der Übergabe an das Kunstministerium ist auch die "Übergabe" einer Fördersumme verbunden.
Dieses Jahr wurde das Fest mit 1,6 Millionen Euro finanziert. Intendant Arkadi Zenziper rechnet 2003 noch zusätzlich mit Fördermitteln der EU. Das dritte Festival soll dennoch etwas schlanker sein. Geplant sind zwei Wochen vom 23. August bis 7. September. Im vorigen Sommer waren es vier Wochen. Erneut soll nicht nur in der Lausitz musiziert werden, sondern auch in Polen und Tschechien.