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Berliner Symphoniker nun doch vor dem Aus +++ Goethe-Institut fordert Stopp der Mittelkürzungen +++ Weiss plädiert für Bestandsaufnahme der kulturellen Leuchttürme +++ Thüringen bekommt eigene Kulturstiftung
Berliner Symphoniker nun doch vor dem Aus
Berlin (ddp-bln). Die Berliner Symphoniker stehen offenbar vor dem Aus. Intendant Jochen Thärichen erklärte am Dienstag in Berlin, dass die SPD/PDS-Koalition am Abend beschlossen habe, den Symphonikern «keine weiteren Subventionen zu gewähren». Damit sei das Solidaritätsangebot der Orchester der Komischen Oper, der Deutschen Oper, der Staatsoper und des Berliner Sinfonieorchesters in Höhe von 1,2 Millionen Euro zu Gunsten der Berliner Symphoniker abgelehnt worden. Thärichen kündigte an, dass die Berliner Symphoniker «diesen kulturpolitischen Kahlschlag nicht unwidersprochen hinnehmen» wollten.
Goethe-Institut fordert Stopp der Mittelkürzungen
München (ddp). Die Mitgliederversammlung des Goethe-Instituts fordert einen Kürzungsstopp der Mittel für die Arbeit der Institute. Wie das Goethe-Institut am Dienstag in München mitteilte, verabschiedete die Versammlung am Montag eine Resolution zu den am Freitag im Bundestag debattierten Kürzungsplänen in der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Darin wird gefordert, dass das Institut keine weiteren Einsparungen erbringen muss und für die Goethe-Institute spätestens ab 2005 die Budgetierung eingeführt wird.
«Die Kultur- und Bildungspolitk endet nicht an den Grenzen unseres Landes, sondern findet auch im Ausland statt», heißt es in der Mitteilung. Sie sei eine «notwendige Zukunftsinvestition in den Standort Deutschland» und leiste darüber hinaus «einen substantiellen Beitrag zur Konfliktprävention in Krisenregionen».
Zu den Unterzeichnern der Resolution gehören unter anderen der CSU-Bundestagsabgeordnete Peter Gauweiler, die kulturpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Antje Vollmer, die ehemalige FDP-Politikerin Hildegard Hamm-Brücher und der Vorsitzende des Stiftungsrates der Paul-Ehrlich-Stiftung, Hilmar Kopper.
Weiss plädiert für Bestandsaufnahme der kulturellen Leuchttürme
Berlin (ddp). Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) hat das Interesse des Bundes an einer systematischen Bestandsaufnahme der kulturellen Spitzeneinrichtungen bekräftigt. Nach einem Besuch am Stand der für Ostdeutschland zuständigen Konferenz Nationaler Kultureinrichtungen (KNK) auf der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) in Berlin sagte Weiss am Dienstag, eine Ausdehnung auch auf die alten Länder erscheine ihr sinnvoll. Es gebe Anzeichen dafür, dass ein derartiges Verzeichnis recht bald zumindest für die norddeutschen Länder vorbereitet werden könne.
In der KNK sind 23 herausragende Kulturinstitutionen aus den neuen Ländern zusammengeschlossen. Unter dem Motto «Schatzkammer Deutschland» präsentierten sie sich erstmals gemeinsam auf der ITB.
Für den Kulturtourismus im Osten Deutschlands sieht Weiss eine große Zukunft. «Die neuen Bundesländer bieten ein ganz besonderes Reservoir an Chancen und Möglichkeiten». Sie freue sich, dass die KNK die Möglichkeit nutze, sich für die Strahlkraft der «Kulturellen Leuchttürme» einzusetzen. Damit scheine ein «anderes, selbstbewusstes Bild vom Osten» auf.
Die über sieben Millionen Besucher im vergangenen Jahr stellten einen «erstrangigen Wirtschaftsfaktor» dar, der aber noch «verbesserungsfähig» sei, sagte KNK-Sprecher Hellmut Seemann. «Hinter uns liegen 40 Jahre DDR», fügte er hinzu. Das sehe man den Einrichtungen an, und es gebe sehr viel zu tun bei der Grundlagenarbeit am historischen Erbe.
Nach Angaben von Weiss fließen jährlich rund 90 Millionen Euro aus ihrem Haushalt an die KNK. Davon gehen 75 Millionen Euro an die Einrichtungen, neun Millionen Euro in Projekte und sechs Millionen Euro in die Substanzerhaltung und Restaurierung. Hier sei die Voraussetzung eine Kofinanzierung von 50 Prozent durch Länder, Kommunen oder Dritte.
Zu den Zukunftsplänen der KNK gehört der Aufbau eines gemeinsamem digitalen Bildarchivs und eine Ausstellung mit dem Arbeitstitel «Topographien (ost-)deutscher Kultur 1505-2005». Die Schau soll im Oktober 2005 in der Bundeskunsthalle in Bonn eröffnet werden und Exponate aus allen Häusern und Sammlungen der KNK zeigen, sagte Seemann. Mit ihr solle ein anderes Bild von deutscher Kultur kreiert werden.
Die Gründung der KNK am 1. März 2002 geht auf das so genannte Blaubuch «Kulturelle Leuchttürme in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen» zurück. In der auf Initiative der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien erstellten Evaluationsstudie wurden kulturelle Einrichtungen aufgrund von festgelegten Qualitätskriterien überprüft und mit einem Gütesiegel versehen.
http://www.konferenz-kultur.de
Thüringen bekommt eigene Kulturstiftung
Magdeburg (ddp-lsa). Sachsen-Anhalt wird eine eigene Kulturstiftung bekommen. Ein dazu Gesetz beschloss das Kabinett am Dienstag in Magdeburg. Die neue Stiftung solle zeitgenössische Kunst fördern sowie einzelne Künstler unterstützen, sagte Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz (parteilos) am Dienstag in Magdeburg. Neben der Pflege des kulturellen Erbes gehe es dabei um «neue, spannende und außergewöhnliche Kulturprojekte».
Ausdrücklich im Mittelpunkt des Förderprofils der Stiftung sollen neue Ansätze im Kulturleben des Landes stehen. Dazu gehöre auch die Förderung von internationalen Gemeinschaftsprojekten und Künstlerbegegnungen. Außerdem sei auch die Förderung des künstlerischen Nachwuchses von besonderem Interesse.
Die Stiftung wird den Angaben zufolge mit dem Vermögensanteil Sachsen-Anhalts an der sich auflösenden Stiftung Kulturfonds (SKF) in Höhe von 8,4 Millionen Euro ausgestattet. Das Kapital werde in zwei Raten in den Jahren 2005 (5,88 Millionen Euro) und 2006 (2,52 Millionen Euro) verfügbar sein. Zusätzlich werden der Landeskulturstiftung jährlich Lottomittel in Höhe von rund 433 000 Euro zur Verfügung gestellt.
Zur Zukunft der bisher von der SKF verwalteten Künstlerhäuser teilte Olbertz mit, dass Sachsen-Anhalt seine Anteile an den Häusern in Ahrenshoop und Wiepersdorf ruhen lassen werde. Die Häuser würden von den jeweiligen Ländern, in denen sie sich befinden, weiter betrieben und kulturellen Zwecken zur Verfügung gestellt. Die sich in Sachsen-Anhalt befindliche Max-Klinger-Gedenkstätte und die Anlage Sonneneck sollen wie bisher weitergeführt werden. Beide Liegenschaften seien langjährig verpachtet, so dass für das Land keine weiteren Aufwendungen entstünden.
Die von den ostdeutschen Ländern und Berlin getragene SKF war Rechtsnachfolgerin der Kulturstiftung der DDR. Ende Dezember 2003 war Sachsen-Anhalt ebenso wie Thüringen aus der Stiftung Kulturfonds ausgetreten, die sich derzeit in Liquidation befindet.