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Dresden: Betrieb im Festspielhaus Hellerau offenbar gefährdet +++ Jena: Verband sieht Museen des Landes in Gefahr +++ Bremen: Senat sichert finanzielle Zukunft des Theaters
Dresden: Betrieb im Festspielhaus Hellerau offenbar gefährdetDresden (ddp-lsc). Ein halbes Jahr nach seiner Wiedereröffnung ist der Betrieb des Festspielhauses Hellerau offenbar gefährdet. Sollte Dresden nicht weiteres Geld zuschießen, könne das dort angesiedelte Europäische Zentrum der Künste in der zweiten Jahreshälfte keine Veranstaltungen mehr anbieten, sagte dessen Intendant Udo Zimmermann der «Sächsischen Zeitung» (Mittwochausgabe). Das Rathaus plant nach Angaben des Kulturamtes für 2007 und 2008 einen zusätzlichen Zuschuss von jeweils rund 1,3 Millionen Euro. Unklar sei aber noch, woher das Geld kommen soll. Bislang finanziert die Stadt das Zentrum im 2006 wiedereröffneten Festspielhaus mit rund 1,7 Millionen Euro pro Jahr.
Das Festspielhaus Hellerau galt bis zum Ersten Weltkrieg als europaweit bedeutendes Zentrum der Moderne. Allein zwischen 1911 und 1914 hielten sich dort zahlreiche Größen der europäischen Kulturelite auf, darunter der Architekt Le Corbusier, die Schriftsteller Franz Kafka, Rainer Maria Rilke, Gerhart Hauptmann und Stefan Zweig, die Komponisten Sergej Rachmaninow und Ferruccio Busoni sowie die Maler Oskar Kokoschka und Emil Nolde.
Das Festspielhaus ist Teil der 1909 gegründeten Gartenstadt Hellerau. 1939 bauten die Nationalsozialisten das Festspielgelände zur Polizeischule um. 1945 zog die Rote Arme auf das Gelände. Nach 1992 wurde das stark beschädigte Festspielhaus nach und nach wieder für kulturelle Zwecke genutzt.
Jena: Verband sieht Museen des Landes in Gefahr
Jena (ddp-lth). Der Thüringer Museumsverband sieht die Museumslandschaft des Freistaats in ihrem Kern gefährdet. Grund sei, dass «eine angemessene Finanzierung durch die öffentliche Hand nicht mehr gewährleistet ist», erklärte der Verband, der am Mittwoch in Jena Stellung zur aktuellen Situation der Museen Stellung nehmen will. Viele der 184 im Museumsverband organisierten Museen könnten ihren öffentlichen Auftrag nur noch eingeschränkt wahrnehmen.
Auswirkungen dieser Krise würden auch für die Besucher durch weniger Sonderausstellungen, weniger museumspädagogische Angebote sowie unzureichende Finanzmittel für dringend notwendige Restaurierungen und Neuerwerbungen spürbar.
Die Thüringer Museen in sechs Daten
- 184 Museen gehören dem Museumsverband Thüringen an
- 2006 zählten sie 3 731 531 Besucher, ein Minus von 6,02 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Jahr 2000 waren es noch 4,05 Millionen
- die vom Land bewilligten Projektfördermittel verringerten sich von 370 000 im Jahr 2004 auf 154 000 Euro in diesem Jahr
- Von den 54 gestellten Projektanträgen wurden etwa 30 teilweise bewilligt
- An institutioneller Förderung stellte das Land in diesem Jahr 6,6 Millionen Euro zur Verfügung
- Thüringen gibt pro Kopf 16,50 Euro für Museen und Ausstellungen aus. Spitzenreiter ist Berlin mit 31,40 Euro, Schlusslicht Schleswig-Holstein mit 6 Euro. Spitzenreiter der neuen Länder ist Sachsen mit 27,80 Euro.
(Quelle: Museumsverband Thüringen)
Bremen: Senat sichert finanzielle Zukunft des Theaters
Bremen (ddp). Der Bremer Senat hat die Zukunft des finanziell angeschlagenen Bremer Theaters langfristig gesichert. Er beschloss am Dienstag eine Festschreibung der Zuschusshöhe bis zur Spielzeit 2012/13. Es gebe nur wenige Theater, die mit so langfristigen Zuschüssen planen könnten, sagte Kultursenator Jörg Kastendiek (CDU). Der Senat setzt bei der Sanierung des Bremer Theaters auf ein so genanntes Drei-Säulen-Modell. Dabei hätten sowohl die Mitarbeiter des Theaters als auch die Geschäftsführung und die Stadt Bremen als Gesellschafter Lasten zu tragen.
Die Mitarbeiter müssen weiterhin auf Sonderzahlungen verzichten. Zugleich ist die Geschäftsführung verpflichtet, bis zur Spielzeit 2012/13 durch innerbetriebliche Effekte 4,4 Millionen Euro zusätzlich zu erzielen beziehungsweise einzusparen. Der größte Teil soll durch bereits beschlossene Preiserhöhungen erzielt werden, zudem soll auf Neueinstellungen verzichtet werden.
Bremen will dem Theater im Gegenzug einen Teil seiner Schulden von derzeit 4,2 Millionen Euro erlassen. Zugleich sollen aber die Zuschüsse für das Theater von derzeit jährlich 23,7 auf knapp 23,4 Millionen Euro gekürzt werden. Erklärtes Ziel sei es, dass das Theater in sechs Jahren schuldenfrei ist.
Das Bremer Theater war im Herbst 2005 in eine finanzielle Schieflage geraten. Daraufhin hatte der Senat dem Vier-Sparten-Haus einen Kredit in Höhe von rund 4,5 Millionen Euro bewilligt. Damit war die Liquidität des Theaters zunächst gesichert worden. Im Gegenzug wurden Spareigenleistungen des Theaters erwartet.