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20.12.: kulturfinanzierung aktuell +++ kulturfinanzierung

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Lotto sei Dank! Kulturförderung in NRW +++ Weitere Bibliotheksschließungen in Sachsen-Anhalt +++ Geldmangel gefährdet einen der Wittenberger Cranach-Höfe +++ Verband warnt vor Lücken im Netz der Leihbüchereien


Lotto sei Dank! Kulturförderung in NRW
Düsseldorf (ddp-nrw). Mit rund 9,5 Millionen Euro hat die Kunststiftung NRW im laufenden Jahr Kulturschaffende an Rhein und Ruhr gefördert. Die Mittel kamen Bildenden Künstlern, Theater-, Tanz- und Literaturprojekten sowie Museen, Musikern und Medienkünstlern zugute, wie Geschäftsführer Peter Schmehl der Nachrichtenagentur ddp in Düsseldorf sagte.
In Zeiten leerer Kassen habe die Einrichtung keine großen Probleme, Fördergelder zu verteilen. Den Grund dafür sieht Schmehl darin, dass die Stiftung zur Finanzierung der Kulturprojekte nicht an öffentliche Etats gebunden sei. Stattdessen würden die Mittel durch eine Gewinnbeteiligung der Einnahmen von West-Lotto aufgebracht.
«Bei und sieht es gut aus», sagte Schmehl, «je schlechter die Zeiten, desto mehr spielen wohl die Menschen.» Mit der Beteiligung an Rubbellotterie, Spiel 77 und Oddset-Wetten konnte die Stiftung 2004 insgesamt 359 Projekte unterstützen, fügte der Geschäftsführer hinzu. Der Bärenanteil sei in die Bereiche Bildende Kunst und Musik sowie an Museen zur Ankaufsförderung geflossen.
In den vergangenen drei Jahren schloss die Kunststiftung mit ähnlichen Bilanzen ab und konnte jeweils zwischen 8,4 und 9 Millionen Euro an 300 bis 400 Projekte pro Jahr weitergeben, wie Schmehl sagte.
Besondere Bedeutung käme der Förderung des künstlerischen Nachwuchses zu, unterstrich der Geschäftsführer. Seit 1990 unterstützt die Kunststiftung NRW «herausragende Vorhaben« sowie die Sicherung von Kunstgegenständen und Kulturgütern mit großer Bedeutung für das Bundesland. Das Kuratorium der Stiftung, dem Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD) vorsitzt, entscheidet über Fördersummen ab 250 000 Euro.

Weitere Bibliotheksschließungen in Sachsen-Anhalt
Magdeburg (ddp-lsa). Die Blütezeit der öffentlichen Bibliotheken in Sachsen-Anhalt ist vorüber. Gab es nach Angaben der Landesfachstelle für öffentliche Bibliotheken 1993 noch 153 hauptamtlich geführte Leihbüchereien in Sachsen-Anhalt, so waren es zuletzt nur noch 106, nach immerhin 111 im Jahr 2003. Regina Meinicke, zuständige Referatsleiterin im Landesverwaltungsamt in Halle, fürchtet, dass es trotz der bisherigen Entwicklung wegen der miserablen Finanzlage der Kommunen noch mehr Schließungen geben wird.
Auch bei den Schulbibliotheken hält ihren Angaben zufolge der Abwärtstrend an. So habe es 2004 nur noch 332 in Sachsen-Anhalt gegeben, nach noch 502 im vergangenen Jahr. Der starke Rückgang sei vor allem auf die Schulschließungen zurückzuführen, sagte Meinicke der Nachrichtenagentur ddp in Halle.
Neben den größeren Bibliotheken betreute ihre Landesfachstelle 2004 auch die 237 von Ehrenamtlichen geführten kleinere Büchereien, vor allem in kleineren Gemeinden. Auch bei diesen sei ein Rückgang zu verzeichnen, sagte Meinicke, was daneben auch für die mobilen Fahrbibliotheken gelte. Von diesen habe es 2004 noch sieben gegeben, nachdem im Jahr 1994 noch zwölf vor allem auf dem Land unterwegs gewesen seien.
Den Grund für den langsamen Niedergang sieht Meinicke vor allem in der kommunalen Finanzmisere und im Sparzwang des Landes. Für die Erneuerung des noch immer fleißig genutzten Bestands stünden heute nur noch 51 Cent pro Einwohner zur Verfügung. Dabei koste gerade der Aufbau des vor allem von jüngeren Leuten stärker nachgefragten Bestandes an audio-visuellen Medien wie Filmen auf DVD und Video sehr viel Geld, erklärte die Referatsleiterin.
Inzwischen erhebe mittlerweile die Hälfte der verbliebenen
Bibliotheken Gebühren. Daneben gebe es die Tendenz in den größeren Städten wie Magdeburg, Halle und Dessau, die Zweigstellen der Stadtbibliotheken zu schließen. Zugleich sinke der Gesamtbestand an ausleihbaren Medien, Büchern, Ton- und Bildträgern. Nach dem mit 5,7 Millionen Stück höchsten Stand 1997 waren es 2003 nur noch 4,9 Millionen. Die Quote bei der Erneuerung lag laut Meinicke 2004 bei nur noch 3,8 Prozent, der Deutsche Bibliotheksverband empfehle 10 bis 12 als Richtwert.
Trotzdem schätzt die Expertin den Stand des öffentlichen Bibliothekswesen im Land noch immer als gut ein. Dafür stünden rund 3 Millionen Nutzer, mehr als 9 Millionen Entleihungen im Jahr und rund 7000 Veranstaltungen wie Lesungen und Führungen.

Geldmangel gefährdet einen der Wittenberger Cranach-Höfe
Wittenberg (ddp-lsa). Die Wittenberger Cranach-Stiftung sorgt sich um den Erhalt eines der beiden so genannten Cranach-Höfe. Rund drei Millionen Euro sind für dessen Sanierung notwendig, sagte Geschäftsführerin Eva Löber. Dringend notwendig sei vor allem die Beseitigung von Schwammschäden. Auf dem Grundstück in der Schloßstraße 1 wirkte und arbeitete der Maler Lucas Cranach der Ältere (1472 - 1553).
Ein Nutzungskonzept sieht unter anderem die Schaffung einer einfache Herberge mit etwa 60 Plätzen vor. Im Februar kommenden Jahres soll die Entscheidung fallen, ob Cranachs Wirkungsstätte als Baudenkmal mit nationaler Bedeutung registriert wird. Bund und Land hätten bislang Unterstützung signalisiert, konkrete Zusagen sind offen.
Dagegen gehen die Arbeiten am zweiten so genannten Cranach-Hof am Markt 4 weiter. Das Vorderhaus war 1998 fertig gestellt worden, beherbergt Ausstellungsräume, Stiftungssitz und Künstlerwohnungen. Bis etwa 2007 soll in einem zweiten Bauabschnitt der Südflügel wieder hergestellt werden.

Verband warnt vor Lücken im Netz der Leihbüchereien
Zwickau (ddp-lsc). Der sächsische Bibliotheken-Verband befürchtet wegen klammer kommunaler Kassen die Schließung von Leihbüchereien. Es sei bereits eine Tendenz spürbar, dass Kommunen aus finanziellen Gründen Leistungen einschränken und Zweigstellen von Bibliotheken schließen, sagte der Landesvorsitzende im Deutschen Bibliotheksverband, Lutz Mahnke, der Nachrichtenagentur ddp in Zwickau. Die Zahl der Bibliotheken in Sachsen sei zwar in den vergangenen Jahren geringfügig gesunken, bei rund 200 aber noch weitgehend stabil. «Einen großen Einbruch hat es bislang zum Glück nicht gegeben», sagte Mahnke.
Finanzielle Engpässe wirkten sich vor allem auf kleine Bibliotheken verheerend aus. «Wenn kein Geld mehr für neue Anschaffungen da ist, bleiben auch die Nutzer weg. Da geraten die Einrichtungen schnell in einen Teufelskreis», warnte Mahnke. Auch eine Ausdünnung der Präsenz in der Fläche sei gefährlich, denn dann würde vor allem für ältere, weniger mobile Nutzer die Bibliotheksnutzung erschwert.
Dabei seien die Bibliotheken die meistbesuchten Kultureinrichtungen im Freistaat. Die Nutzerzahlen seien sogar höher als zu DDR-Zeiten. Im Durchschnitt registriere jede Bibliothek bis zu vier Ausleihen am Tag. Inhaltlich habe sich das Angebot der Häuser stark gewandelt. «CDs, Hörbücher und Videos werden immer stärker nachgefragt, Bücher dagegen weniger», sagte Mahnke. Generell seien die Leihbüchereien eine preisgünstige Alternative zum Kauf eines Buches oder Videos. Das erkläre auch deren ungebrochenen Zuspruch.
Bei den Büchern seien in den vergangenen Jahren vor allem Sachbücher stärker nachgefragt worden. Aber auch Belletristik werde nach wie vor ausgeliehen. «Und die im Zusammenhang mit der Pisa-Studie gemachte Aussage, dass Kinder immer weniger lesen, kann ich nicht bestätigen», betonte Mahnke, der Direktor der Ratsschulbibliothek in Zwickau ist. «Bei Lesungen merke ich immer wieder, dass beispielsweise Kinder der 1. bis 4. Klasse die Geschichten von Max und Moritz und russische Märchen kennen», sagte er. Es werde also doch viel gelesen.