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21.12.: kulturfinanzierung aktuell +++ kulturfinanzierung

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Gesamtpersonalrat kritisiert Flierl +++ Wowereit schaltet sich in Opern-Streit ein +++ Theater- und Orchester-Kommission Elbtal/Mittelsachsen gebildet +++ Fusion von Klassik-Stiftung und Kunstsammlungen in Weimar besiegelt +++ Kulturpalast des "Bitterfelder Weges" vor dem Aus


Gesamtpersonalrat kritisiert Flierl
Berlin (ddp-bln). Im Streit um die Zukunft der drei Berliner Opernhäuser üben nun auch die Arbeitnehmervertreter Kritik an Kultursenator Thomas Flierl (PDS). Ein Konzept für ein neues Organisationsmodell sei «noch nicht erkennbar», sagte am Freitag Gesamtpersonalratschef Klaus Grunow nach einem Gespräch mit den drei Opernintendanten. «Alle Beteiligten» seien sich einig, «dass für Berlin als Hauptstadt drei autonome, künstlerisch selbstständige Opernhäuser unverzichtbar sind». Zum Erhalt der künstlerischen Freiheit werde vom Gesamtpersonalrat eine Generalintendanz abgelehnt, betonte Grunow.
Zugleich kündigte er eine gemeinsame Personalversammlung der drei Opernhäuser mit insgesamt etwa 2000 Beschäftigten an. Die zu erbringenden Einsparungen von 15 Millionen Euro ließen einen «massiven Personalabbau» befürchten. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der Kultursenator und die kulturpolitischen Sprecher aller Abgeordnetenhausfraktionen seien aufgefordert, vor den Mitarbeitern «Lösungswege für den Erhalt der drei Opernhäuser» aufzuzeigen.

Wowereit schaltet sich in Opern-Streit ein
Berlin (ddp-bln). Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) will sich in den Streit um eine Reform der drei hauptstädtischen Opernhäuser einschalten. Er werde im Januar mit den Intendanten «intensiv darüber reden», welche Möglichkeiten für Strukturveränderungen es gebe, sagte Wowereit in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur ddp.
Der Regierungschef kritisierte die Weigerung der drei Opernchefs zur Mitwirkung an dem geplanten Stiftungsmodell für die Musikhäuser. Er finde es «nicht richtig», dass sie sich der Diskussion über eine Rechtsformänderung hinter verschlossenen Türen entziehen wollten. Besonders bedauerte Wowereit deren Gang an die Öffentlichkeit, zumal Vertraulichkeit vereinbart worden sei.
Die Intendanten von Deutscher Oper, Lindenoper und Komischer Oper, Udo Zimmermann, Peter Mussbach und Albert Kost, hatten in einem in der «Süddeutschen Zeitung» verbreiteten Brief an Berlins Kultursenator Thomas Flierl (PDS) ihre Mitarbeit an einem Stiftungsmodell aufgekündigt. Grundsätzlich wollen sie aber gesprächsbereit bleiben.
Nach Darstellung Wowereits will der rot-rote Senat die «Eigenidentität der Häuser erhalten und sie weiterhin auskömmlich finanzieren». Aber jeder wisse, dass Berlin in einer «insgesamt schwierigen Situation» sei. Aus diesem Grund müsse geprüft werden, wie die Strukturen verbessert werden könnten, «auch unter teilweise geringerem Mitteleinsatz».
Der Senat will Berlin nach den Worten Wowereits als «unbezweifelbare Kulturmetropole Europas weiter auf hohem Niveau stabilisieren». Vor diesem Hintergrund seien Diskussionen um Strukturveränderungen «immer schädlich für das Klima im Kulturbereich», räumte der Regierende Bürgermeister ein. Allerdings würde er sich freuen, wenn statt über Rahmenbedingungen in Berlin einmal eine kulturpolitische Debatte über die inhaltliche Profilierung der Opernhäuser - ihren Qualitätsanspruch und die Umsetzung - geführt würde. Doch die gebe es nicht.

Theater- und Orchester-Kommission Elbtal/Mittelsachsen gebildet
Dresden (ddp-lsc). Die neue sächsische Theater- und Orchester-Kommission ist startbereit. Wie das Kunstministerium in Dresden mitteilte, hat Minister Matthias Rößler (CDU) die Mitglieder am Freitag berufen. Die Kommission soll den Angaben zufolge die Theaterstruktur im Elbtal und in Mittelsachsen prüfen. Ziel sei es, die vorhandenen Ressourcen wirksamer einzusetzen und den Bühnen in der Elbtalregion Planungssicherheit zu geben. Dem Gremium gehören neben den Intendanten und Geschäftsführern der Häuser unter anderem auch Vertreter des Landes, der mittelsächsischen Theater- und Philharmonie GmbH Freiberg sowie der Stadt Dresden und des Sächsischen Kultursenats an.

Fusion von Klassik-Stiftung und Kunstsammlungen in Weimar besiegelt
Weimar (ddp-lth). Der Vertrag über die Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen ist perfekt. Mit ihrer Unterschrift unter das Dokument haben Weimars Oberbürgermeister Volkhardt Germer (parteilos) und Stiftungspräsident Hellmut Seemann am Freitag den letzten formalen Akt für die Fusion der beiden Institutionen zum Beginn des Jahres 2003 vollzogen. Der Vertrag regelt den Übergang sämtlicher Vermögenswerte der städtischen Kunstsammlungen mit Schloss-, Bauhaus- und Neuem Museum an die Stiftung Weimarer Klassik.
Danach werden alle Mitarbeiter der Kunstsammlungen von der neuen Stiftung übernommen. Ein entsprechender Personalüberleitungsvertrag ist Bestandteil der so genannten Zustiftungsvereinbarung. Sie kann wirksam werden, sobald das Thüringer Landesverwaltungsamt zustimmt. Die Zustiftung wird ungültig, falls die Stadt Weimar ihren finanziellen Verpflichtungen gegenüber der neuen Kulturinstitution nicht nachkommt. Die Kunstsammlungen würden dann an die Stadt zurückfallen.
Die Fusion von Klassik-Stiftung und Kunstsammlungen war im Dezember 2001 zwischen Bund, Land Thüringen und Stadt Weimar unterzeichnet und Mitte November dieses Jahres vom Thüringer Landtag gebilligt worden. Darin hatte sich die Kommune verpflichtet, Stiftung und Kunstsammlungen entsprechend der bisherigen Anteile bis zum Jahr 2006 weiter zu fördern. Das bedeutet für Weimar die Zahlung von knapp 2,1 Millionen Euro für den insgesamt fast 14,3 Millionen Euro umfassenden Verwaltungshaushalt, während das Land annähernd 6,9 Millionen Euro und der Bund mehr als 5,4 Millionen Euro übernehmen. Hinzu kommen 4,3 Millionen Euro für Bauvorhaben, die allein von Bund und Land getragen werden.

Kulturpalast des "Bitterfelder Weges" vor dem Aus
mdr - Der Kulturpalast Bitterfeld muss wegen schwerer Brandschutzmängel wahrscheinlich zum Jahresende schließen. Wie aus dem Rathaus verlautete, hat sich der Stadtrat mit knapper Mehrheit dagegen ausgesprochen, rund eine Million Euro fuer dringende Sanierungsarbeiten zur Verfügung zu stellen. Grund dafür sei der knappe Finanzhaushalt Bitterfelds. Stadtsprecherin Vogel hofft unterdessen auf eine Gnadenfrist des Landratsamtes, das unter anderem den Einbau einer neuen Brandmeldeanlage gefordert hat. Im Gespräch mit mdr.de verwies sie auf den vorerst letzten Ortstermin am 27. Dezember. Dabei wolle Bitterfeld noch einmal darüber verhandeln, ob der Veranstaltungsbetrieb unter bestimmten Auflagen einige Zeit fortgeführt werden kann. Von einem erneuten Aufschub will das Landratsamt jedoch nichts wissen. "Unsere Forderungen sind seit vier Jahren bekannt und in dieser Zeit wurden immer wieder Sondergenehmigungen erteilt", betont Pressesprecher Pawelczik. Nun sei ein Punkt erreicht, an dem der Bestandsschutz für das Kulturhaus nicht mehr aufrecht erhalten werden könne: "Die alte DDR-Brandschutztechnik ist nicht repariert worden, sondern in den letzten Jahren noch weiter verfallen." Vor diesem Hintergrund hält Pawelczik einen Kompromiss beim Ortstermin für unwahrscheinlich; das Landratsamt werde an seiner Forderung nach einem Sanierungskonzept festhalten. Auch wenn die Stadt derzeit kein Geld hat, verlangt die Behörde zumindest einen Zeitplan. "Wenn Bitterfeld sagen würde, im Juni fangen wir an, dann könnte man sich auch über eine Zwischenlösung unterhalten", so Pawelczik zu mdr.de.
Der Kulturpalast verfügt über tausend Plätze und war 1954 als Kulturhaus für das spätere Chemiekombinat Bitterfeld errichtet worden. Fünf Jahre später wurde in dem Haus auf einer SED-Kulturkonferenz der legendäre "Bitterfelder Weg" beschlossen. Danach sollte die Arbeiterklasse im Mittelpunkt des künstlerischen Schaffens der DDR stehen. Anfang der neunziger Jahre war der Palast Schauplatz für ein deutsch-deutsches Künstlertreffen, bei dem gemeinsame Positionen über die Kunst im vereinten Deutschland abgesteckt wurden. Derzeit ist das Haus nur noch zu 23 Prozent ausgelastet.
http://www.mdr.de/nachrichten/kultur/471182.html