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21.3.: kulturfinanzierung aktuelll +++ kulturfinanzierung

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Berlin: Symphoniker erwägen rechtliche Schritte gegen Abwicklung +++ Dresden: Stadtratbeschluss stößt bei Musikfestspielen auf Skepsis


Berlin: Symphoniker erwägen rechtliche Schritte gegen Abwicklung
Berlin (ddp-bln). Die Berliner Symphoniker wollen vor Gericht um ihr Überleben kämpfen. Gegen die Streichung der Zuschüsse durch das Berliner Abgeordnetenhaus sollen «geeignete Rechtsmittel» eingelegt werden, teilten am Freitag Intendant Jochen Thärichen und Vereinsvorstand Hans-Bodo von Dincklage mit. Man werde nicht zulassen, dass der Senat das Orchester in die Insolvenz treibt. Zudem würden die Symphoniker die Konzertsaison 2004/2005 wie geplant durchführen.
Das Parlament hatte am späten Donnerstagabend im Zuge der Haushaltsberatungen mit den Stimmen der SPD/PDS-Koalition beschlossen, ab 2005 dem Orchester keine Gelder mehr zu geben. Dagegen hatte sich zuvor der Kulturausschuss einstimmig für den Erhalt des Orchesters ausgesprochen. Zudem hatten 80 000 Bürger mit ihrer Unterschrift den Fortbestand des Orchesters gefordert.
CDU, FDP und Grüne hatten verlangt, dem Orchester 2005 einen Zuschuss von 2,1 Millionen Euro zu gewähren. Zudem wollten andere Klangkörper die Symphoniker mit etwa 1,2 Millionen Euro unterstützen.
Die kulturpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Monika Grütters, warf Kultursenator Thomas Flierl (PDS) vor, sich dem Willen des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) gebeugt zu haben. Mit der Deutschen Orchestervereinigung seien nur «Scheinverhandlungen» über den Fortbestand der Symphoniker geführt worden.
Die Grünen-Kulturpolitikerin Alice Ströver warf der SPD vor, die Abwicklung «wider besseres Wissen» betrieben zu haben, nur um den Kultursenator zu schwächen. Flierl habe den «Dammbruch» zugelassen, betonte die Abgeordnete, nun laufe der Senator Gefahr, «selbst von den Fluten weggeschwemmt zu werden».
Der fraktionslose Abgeordnete Wolfgang Jungnickel kritisierte das Verhalten der rot-roten Koalition als Doppelmoral. Zwar werde beteuert, nicht über die Köpfe der Menschen hinweg zu regieren. Doch 80 000 Unterschriften für die Symphoniker - fast ein kleiner Volksentscheid - seien «rüde in den Wind geblasen worden».
Die Deutsche Orchestervereinigung warf dem Regierenden Bürgermeister vor, «von Anfang an» gegen die Symphoniker gewesen zu sein. Wowereit habe nach «Gutsherrenart» gehandelt. Auf einige Abgeordnete sei auch Druck ausgeübt worden, «brutaler als bei den Entscheidungen um die Bankgesellschaft».


Dresden: Stadtratbeschluss stößt bei Musikfestspielen auf Skepsis
Dresden (ddp-lsc). Der vom Dresdner Stadtrat beschlossene Erhalt der Dresdner Musikfestspiele mit gekürztem Stadtzuschuss ab 2007 stößt bei den Veranstaltern auf Skepsis. Erhalt sei zwar besser als Schließen, jedoch würden die Musikfestspiele durch die geplante Mittelkürzung «nicht mehr das sein, was sie mal waren», sagte Pressesprecher Michael Ernst am Freitag der Nachrichtenagentur ddp in Dresden. Da die Pläne zudem bisher nur vom Stadtrat, noch nicht aber vom Regierungspräsidium beschlossen seien, gebe es überhaupt keine Planungssicherheit.
Ernst betonte, durch die Pläne, ab 2007 den städtischen Zuschuss um 500 000 Euro zu kürzen, reduzierten sich zugleich die Förderungen des Landes und des Bundes. Damit könne der jetzige Sparbeschluss «schnell die doppelte Summe» bedeuten. Folgen wären weniger Kunst, weniger verkaufte Eintrittskarten, weniger Sponsoren und damit auch weniger Ausstrahlung. Ernst verwies zudem darauf, dass der jetzige Intendant der Musikfestspiele, Hartmut Haenchen, mit der Stadt einen Vertrag bis 2008 abgeschlossen habe.
Der Stadtrat hatte am Donnerstagabend beschlossen, Deutschlands größtes klassisches Musikfestival auch ab 2007 bestehen zu lassen, dabei jedoch die Dauer von bisher knapp 20 Tage auf 10 Tage zu verkürzen und den städtische Zuschuss von bisher 1,5 Millionen Euro im Jahr 2007 auf eine Millionen Euro zu senken. Anfang Februar war vorgeschlagen worden, zur Sanierung ihres Haushalts die seit 1978 bestehenden Musikfestspiele 2006 zum letzten Mal stattfinden zu lassen. Die Debatte um eine Abschaffung hatte überregional Protest ausgelöst.
Die Stadt trägt in diesem Jahr rund 1,48 Millionen Euro der Kosten des Festivals. Der Freistaat beteiligt sich nach eigenen Angaben mit 345 000 Euro. Insgesamt verfügen die Festspiele 2004 über einen Etat von 2,8 Millionen Euro. Ein erheblicher Teil der Ausgaben wird zudem durch Sponsoren und Eintrittsgelder gedeckt.