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22.11.: kulturfinanzierung aktuell +++ kulturfinanzierung

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Nullrunde für Deutsche Theater +++ Landtag stimmt Fusion der Stiftung Weimarer Klassik zu +++ Loest protestiert gegen Bibliotheksschließungen in Leipzig


Nullrunde für Deutsche Theater
Der Deutsche Bühnenverein hat vor dem Hintergrund leerer öffentlicher Kassen eine Null-Runde für die Theater gefordert. Ansonsten bestünden die Gefahr, dass einige Sparten oder sogar komplette Theater schließen müssten, sagte Bühnenvereins-Direktor Rolf Bolwin anlässlich der Verwaltungsratssitzung in München.
«Wir sind uns mit den Kulturpolitikern und den Theaterchefs einig, dass wir uns keine Lohnrunde leisten können», meinte Bolwin. Nun müsse man abwarten, wie die Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst ausgehen. «Die Lage ist sehr ernst», meinte Bolwin. Weitere Schritte und Lösungsmöglichkeiten sollen auf der nächsten Verwaltungsratssitzung Mitte Februar in Köln beraten werden.
Gleichzeitig kritisierte Bolwin, dass sich die Kulturpolitik zu sehr auf Berlin focussiere. Es gehe nicht nur um Berlin, sondern um die gesamte Theaterlandschaft in Deutschland. Von der öffentlichen Finanzmisere seien alle Theater und Orchester betroffen. Bolwin hofft darauf, dass das vom Bundespräsidenten initiierte Bündnis für Theater bei seiner Sitzung im Dezember erste Ergebnisse bringen wird.
Der Bühnenvereins-Direktor wird an diesem Freitag die Ergebnisse der Verwaltungsratssitzung auch in die derzeit in München tagende Deutsche Opernkonferenz einbringen. Der Bühnenverein handelt als Arbeitgeberverband zusammen mit den Gewerkschaften die Lohn- und Gehaltstarife für das künstlerische Personal aus.

Landtag stimmt Fusion der Stiftung Weimarer Klassik zu
Weimar (ddp-lth). Der Thüringer Landtag hat der Fusion der Stiftung Weimarer Klassik und der Kunstsammlungen zu Weimar zugestimmt. Das Parlament verabschiedete am Donnerstag in Erfurt mit den Stimmen aller drei Fraktionen ein Gesetz, mit dem der Name der Stiftung festgelegt und der Zweck der Stiftung Weimarer Klassik erweitert wird. Dies ist Voraussetzung für die Aufnahme der Kunstsammlungen. Die Stiftung wird künftig den Namen «Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen» tragen. Zugleich nahmen die Abgeordneten bei einer Stimmenthaltung einen Entschließungsantrag der CDU-Fraktion an, in dem die Stadt Weimar aufgefordert wird, auch künftig ihren Beitrag zur finanziellen Ausstattung der erweiterten Stiftung zu leisten.
Die Stiftung Weimarer Klassik hatte noch Ende Oktober die geplante Fusion gestoppt, nachdem die Stadt zunächst beschlossen hatte, sich aus der Finanzierung zurückzuziehen. Erst in der vergangenen Woche hatte der Stadtrat den Weg zur weiteren Mitfinanzierung frei gemacht. Vor einem Jahr hatten Bund, Land Thüringen und die Stadt Weimar einen Vertrag zur Finanzierung der Fusion geschlossen. Darin hatte sich die Kommune verpflichtet, Stiftung und Kunstsammlungen entsprechend ihrem bisher gezahlten Anteil bis zum Jahr 2006 weiter zu fördern. Das bedeutet für Weimar die Zahlung von knapp 2,1 Millionen Euro für den insgesamt fast 14,3 Millionen Euro umfassenden Verwaltungshaushalt, während das Land annähernd 6,9 Millionen Euro und der Bund mehr als 5,4 Millionen Euro tragen. Hinzu kommen 4,3 Millionen Euro für Bauvorhaben, die allein von Bund und Land gezahlt werden.

Loest protestiert gegen Bibliotheksschließungen in Leipzig
Leipzig (ddp-lsc). Der Schriftsteller Erich Loest wendet sich strikt gegen Bibliotheks-Schließungspläne der Stadt Leipzig. Kindern eine Fahrzeit von 25 Minuten zur nächsten Bücherei zuzumuten, sei unverantwortbar, protestierte Loest am Donnerstag in Leipzig. Damit würden ganze soziale Schichten und künftige Generationen von der Literatur abgeschnitten, sagte der Schriftsteller. Nach Loests Aussage plant die Stadt, in den kommenden Jahren sämtliche Bibliotheken im Umland zu schließen und sich auf sechs große Häuser in der Stadt zu konzentrieren.
Stadtsprecherin Kerstin Kirmes sagte auf ddp-Anfrage, um eine weitere Kürzung bei den Bibliotheken werde man in Zukunft nicht herum kommen. Sie verteidigte die Pläne und sagte, es müssten «die Starken gestärkt» werden, anstatt nach dem Gießkannenprinzip immer weniger über allen Einrichtungen zu verteilen. Bei den Berechnungen handele es sich aber vorerst nur um interne Planungen, die vom Stadtrat erst beschlossen werden müssten.
Loest wurde im Oktober wegen seinen Einsatzes für den Erhalt öffentlicher Bibliotheken mit der Preusker-Medaille der deutschen Literaturkonferenz ausgezeichnet. Loest ist Ehrenbürger der Stadt Leipzig und wurde unter anderem mit dem Wende-Roman «Nikolaikirche» berühmt.