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CDU-Politikerin Gitta Connemann fordert mehr Aufmerksamkeit für Breitenkultur +++ Hortensia Völckers: Fusion der Kulturstiftungen nicht in naher Zukunft
CDU-Politikerin Gitta Connemann fordert mehr Aufmerksamkeit für BreitenkulturBerlin (ddp). Die Vorsitzende der Enquete-Kommission «Kultur in Deutschland», Gitta Connemann (CDU), fordert mehr öffentliche Aufmerksamkeit für die Laienkultur. «Ohne diese Laienkultur gäbe es Landstriche, in denen überhaupt keine Kultur mehr stattfindet», sagte die Politikerin der Nachrichtenagentur ddp in Berlin. Diese so genannte Bürgerkultur komme in der öffentlichen Wahrnehmung kaum vor. Auf Initiative der CDU-Politikerin wird sich der Bundestag am Donnerstag in einer Debatte auf der Grundlage einer großen Anfrage der Unions-Fraktion mit diesem Thema befassen. «Laienkultur haben wir überall, aber es wird kaum darüber geredet«, betonte Connemann.
Als sie die Leitung der Enquete-Kommission übernommen habe, sei sie mit der Aussage konfrontiert worden: «Sie kommen doch aus Ostfriesland, da gibt es doch gar keine Kultur.» Natürlich gebe es in der Region kein festes Drei-Sparten-Theater und keine Nationalbibliothek. »Aber wir haben dennoch die bedeutendste Orgellandschaft Europas, auch bei uns singen und musizieren die Menschen und es findet Theater statt, aber selbst organisiert«, sagte Connemann.
»Im Bundestag wollen wir über die Breitenkultur reden, um deutlich zu machen, welche außerordentlich wertvolle Arbeit dort geleistet wird - in höchster Qualität und mit enormem Zustrom«, betonte sie. So habe zum Beispiel der Bund Deutscher Amateurtheater 2200 angeschlossene Schauspielgruppen und Bühnen. Ihre Arbeiten würden in jedem Jahr von mehr als fünf Millionen Menschen besucht. Auch in der Bundesvereinigung deutscher Musikverbände seien 18 000 Blaskapellen sowie Fanfaren- und Spielmannszüge organisiert. »Sie vertreten insgesamt 1,3 Millionen Menschen, die musizieren«, sagte Connemann. Rund 60 Prozent der Musiker seien jünger als 27 Jahre und fast alle hätten ihr Instrument in den Gruppen erlernt.
Neben einer stärkeren öffentlichen Würdigung plädiert Connemann auch für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für die ehrenamtlich Engagierten, zum Beispiel in rechtlicher und steuerlicher Hinsicht. »Viele Menschen vor Ort sind mit den komplizierten Regelungen zum Beispiel zur Gema-Pflicht oder zur Künstlersozialkasse überfordert«, sagte sie. Die Arbeit vor Ort müsse erleichtert werden. »Da ist der Gesetzgeber gefordert», sagte sie.
Völckers: Fusion der Kulturstiftungen nicht in naher Zukunft
Berlin (ddp). Die Chefin der Bundeskulturstiftung, Hortensia Völckers, sieht ein Zusammengehen der Einrichtung mit den Kulturstiftungen der Länder nicht in greifbarer Nähe. «Ordnungspolitisch ist eine Fusion sehr wünschenswert», sagte die Stiftungs-Direktorin dem Berliner «Tagesspiegel» (Dienstagausgabe). Die derzeitigen Verhandlungen zwischen Bund und Ländern ließen jedoch nicht auf eine baldige Fusion schließen. Die Abstimmungsmodalitäten seien kompliziert.
«Doch das im Sinne der Vielfalt chaotische Kulturleben in Deutschland ist auch eine Form von Reichtum», betonte Völckers. Deshalb sei sie gegen zu viel Systematisierung. Sie könne auch zu einer Konzentration führen, die der Kultur nicht unbedingt förderlich sei. Die Kulturstiftung des Bundes vergibt jährlich 38 Millionen Euro zur Förderung von Gegenwartskultur.