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23.3.: kulturpolitik aktuell +++ kulturpolitik

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Peymann verteidigt Praktikumsangebot an Ex-RAF-Terroristen +++ Bildende Künstler wollen bessere Existenzbedingungen +++ CDU fordert «kulturfreundlicheres Klima» in NRW


Peymann verteidigt Praktikumsangebot an Ex-RAF-Terroristen
Hamburg (ddp). Der Intendant des Berliner Ensembles (BE), Claus Peymann, hat das Praktikumsangebot an den noch inhaftierten früheren RAF-Terroristen Christian Klar verteidigt. Er könne nicht «\'Nathan der Weise\' spielen und auf der Bühne Vergebung predigen, und wenn dann einer an meine Tür klopft, schlage ich sie zu», sagte Peymann der «Bild»-Zeitung (Mittwochausgabe). Außerdem gehe es bei Klar um die Zeit, wenn er seine Haftstrafe abgesessen hat, nicht um Begnadigung. Resozialisierung gehöre zur Bundesrepublik. «Wir sind nicht Guantanamo», fügte Peymann hinzu.
Ihm zufolge hatte Klar gegenüber einem Schauspieler des Ensembles den Wunsch geäußert, ein Bühnentechnik-Praktikum machen zu wollen. «Ich glaube nicht, dass er direkt nach dem BE gefragt hat», sagte Peymann. In dem Bereich fragten nicht viele nach einem Praktikum, «und da die kostenlos arbeiten, nehmen wir eigentlich jeden gerne!»
Peymann räumte ein, dass der Betriebsrat des Theaters zunächst sehr skeptisch gewesen sei. Nach einem Gespräch mit Klar habe er dann aber zugestimmt. Von der öffentlichen Debatte um das mögliche Praktikum zeigte sich Peymann nicht überrascht. «In unserem Publikum sitzen oft der Bundespräsident, der israelische Botschafter, Politiker. Das habe ich mir überlegt», unterstrich er. Zudem bringe er als Intendant eines linken Theaters «ein bestimmtes Gefühl für die Tragik dieser Generation» mit.
Berlins Kultursenator Thomas Flierl (PDS) hat das Praktikumsangebot von Peymann verteidigt. «Menschen- und Bürgerrechte gelten für alle», sagte Flierl der Berliner Tageszeitung «B.Z.» (Mittwochausgabe). «Und ansonsten schreiben wir Herrn Peymann weder vor, welche Stücke er spielt, noch welche Menschen er wie einsetzt», fügte er hinzu.
Klar verbüßt wegen neunfachen Mordes unter anderem an Generalbundesanwalt Siegfried Buback, Bankier Jürgen Ponto und Arbeitgeber-Präsident Hanns-Martin Schleyer im «heißen Herbst» 1977 mindestens 26 Jahren Haft. Diese Frist läuft 2008 aus. Im Zuge von Resozialisierungsmaßnahmen könnte er 18 Monate früher beim Berliner Ensemble antreten. Berlins CDU und FDP hatten heftig gegen das Praktikum protestiert.

nmz: Neuesten Meldungen zufolge erübrigt sich die Debatte um das Praktikumsangebot: Christian Klar kann das Praktikum am Berliner Ensemble zunächst nicht antreten. Eine Entscheidung über einen Freigang des Ex-Terroristen sei vor 2007 nicht angezeigt, sagte ein Justizsprecher in Stuttgart. «Somit erübrigt sich auch eine Verlegung des Gefangenen in den offenen Vollzug nach Berlin.»

Bildende Künstler wollen bessere Existenzbedingungen
Berlin (ddp). Eine Verbesserung der Existenzbedingungen bildender Künstler haben die Künstlerverbände von den Abgeordneten des Bundestages gefordert. Dazu müsse die öffentliche Präsentation von Werken in Kanzleien, Praxen und Gaststätten ebenso vergütungspflichtig sein wie das Zeigen von Fernsehprogrammen oder das Abspielen von Musik in diesen Einrichtungen, forderten der Bundesverband der Bildenden Künstler (BBK), der Deutsche Künstlerbund und die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di am Mittwoch in Berlin.
Zur Verbesserung der Situation der Künstler sei eine Änderung des Urheberrechtsgesetzes erforderlich. Diese Forderung nach einer Ausstellungsvergütung werde von den Künstlerverbänden seit 30 Jahren erhoben. «Im Durchschnitt müssen bildende Künstler von rund 10 000 Euro im Jahr leben», sagte BBK-Vorsitzender Frank-Michael Zeidler.

CDU fordert «kulturfreundlicheres Klima» in NRW
Düsseldorf (ddp-nrw). Die CDU im Düsseldorfer Landtag fordert ein «kulturfreundlicheres Klima» in NRW. Nötig sei ein intensiverer Dialog zwischen Kulturschaffenden und der Administration, verlangte der CDU-Abgeordnete Klaus Kaiser am Dienstag in Düsseldorf.
Dabei müsse klar sein, dass Kulturförderung nicht ausschließlich über Finanzierung stattfinde, sondern auch über Werte wie Anerkennung, Wertschätzung und Kommunikation. Es dürfe nicht der Eindruck vorherrschen, Künstler seien «lästige Bittsteller, wenn es um Förderung geht, das schwächste Glied in der Kette, wenn es um Einsparungen geht».
Zugleich sprach sich Kaiser auch für mehr Transparenz in der Kulturförderung aus, um die kulturelle Vielfalt zu erhalten und die kulturelle Bildung der jungen Generation zu fördern. Die Transparenz müsse dazu führen, dass neben und vor der Frage «was \'kostet\' die Kulturförderung?» die Frage «was \'leistet\' Kulturförderung» steht.