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Weiss betont Verantwortung des Bundes für Berliner Kultur +++ Flierl: Ohne Bundeshilfe werden Opern fusioniert +++ Deutscher Bühnenvverein kritisiert Berliner Opernstiftung und Hamburger Kultursenatorin
Weiss betont Verantwortung des Bundes für Berliner KulturBerlin (ddp-bln). Der Bund steht nach Darstellung von Kultur-Staatsministerin Christina Weiss (parteilos) zu seiner Verantwortung für die Hauptstadt-Kultur. «Wir sind bereit, der Berliner Opernreform zu einem guten Start zu verhelfen», betonte die Politikerin am Freitag. Sie fügte hinzu: «Es bleibt bei unserem Wort, dass wir Hilfe zur Selbsthilfe leisten werden - trotz schwerster Haushaltsnöte. Nach verschenkten Jahren und verschlafenen Reformen könnte die Berliner Opernfrage nun zu einem Modellfall moderner Kulturpolitik werden». Der Bund werde Berlin auf Dauer entlasten und «im Rahmen seiner Möglichkeiten» die Anschubfinanzierung für die geplante Stiftung übernehmen.
Weiss reagierte damit auf einen Appell von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) an den Bund, die zugesagten 33,2 Millionen Euro für die Opernreform bereitzustellen. Anderenfalls werde der rot-rote Senat die Staatsoper und die Deutsche Oper zusammenlegen.
Weiss betonte, dass sie erst nach den Haushaltsberatungen des Bundeskabinetts Anfang Juli in der Lage sei, sich zu den konkreten Berlin-Hilfen verbindlich zu äußern. Sie forderte den Senat allerdings vorsorglich auf, die Bundeshilfen ausschließlich dem Reformkonzept zugute kommen zu lassen und nicht zur Konsolidierung des Landeshaushalts einzusetzen.
Flierl: Ohne Bundeshilfe werden Opern fusioniert
orf - Ohne eine Entlastung des Berliner Kulturhaushalts durch den Bund in Höhe von 33 Millionen Euro müssen die beiden großen Berliner Opernhäuser fusionieren. Das bedeutet nach den Worten von Kultursenator Thomas Flierl (PDS) vom Freitag letztendlich "die Schließung eines Hauses", da die Orchester- und Ensemblestärken entsprechend reduziert werden müssten.
"Berlin wird aus eigener Kraft drei Opernhäuser ohne Unterstützung des Bundes nicht erhalten können." In einem "Hilferuf und letzten Appell" an die Bundesregierung forderte Flierl nach einer Sparklausur des Senats die Bundesregierung auf, die kulturpolitische Verantwortung in der Hauptstadt wahrzunehmen und Berlin in der finanziellen Notlage nicht allein zu lassen. Das betreffe auch die Zukunft der drei Berliner Opernhäuser, die nach den Plänen Flierls in einer gemeinsamen Stiftung zusammengeführt werden sollen.
Dazu wird jedoch eine Anschubfinanzierung des Bundes benötigt, die Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) zwar zugesagt habe, aber in den Haushaltsentscheidungen des Bundestages bis zur Sommerpause noch berücksichtigt werden müsse. "Die Bundesregierung ist am Zug und hat verschiedene Handlungsmöglichkeiten", betonte Flierl.
Dazu gehöre auch die Möglichkeit einer Übernahme der einstmals preußischen Staatsoper Unter den Linden durch den Bund. "Das ist aus historischer, gesamtstaatlicher und kulturpolitischer Sicht ein sinnvoller Schritt. Wir geben dem Bund Gelegenheit, seine Position zu überdenken und 13 Jahre nach der Vereinigung und angesichts der Haushaltsnotlage zu seiner Verantwortung in der Hauptstadtkultur zu stehen."
Deutscher Bühnenvverein kritisiert Berliner Opernstiftung und Hamburger Kultursenatorin
Der neue Präsident des Deutschen Bühnenvereins, Klaus Zehelein, hat das Modell zur Reform der drei Berliner Opern hingegen scharf kritisiert. Im Magazin «Focus» warnte er vor systematischer «Querfinanzierung». «Mit der Stiftung wird es schwierig. Wenn in dem geplanten Verbund eines der drei Häuser hinkt, müssen es die anderen mitschleppen», sagte Zehelein.
Gleichzeitug hat Zehelein die Hamburger Kultursenatorin Dana Horakova (parteilos) scharf angegriffen. «Das Engagement dieser Dame halte ich für verhängnisvoll», sagte Zehelein. Er fügte hinzu: «Die Schnelllebigkeit ist direkt in ihrer Kulturdefinition enthalten.»
Im Streit mit dem Intendanten des Hamburger Schauspielhauses, Tom Stromberg, zeige sich der Unterschied zwischen populistischer und konservativer Kulturpolitik. Im Gegensatz zur Hansestadt böten andere Unions-geführte Länder wie Bayern oder Baden-Württemberg Theatermachern Kontinuität, betonte er. Dort werde «nichts übers Knie gebrochen wie in Hamburg».
Horakova will Strombergs Vertrag nicht verlängern und hat den Aufsichtsrat seiner Bühne abgesetzt.