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Schwedter Bühnen auf der Suche nach Sponsoren +++ Jena hat bei Kulturförderung die «rote Laterne» in Thüringen +++ Hauptstadtkulturfonds fördert Azteken-Ausstellung in Berlin
Schwedter Bühnen auf der Suche nach Sponsoren
Schwedt (ddp-lbg). Die Uckermärkischen Bühnen Schwedt (ubs) müssen in diesem Jahr mit weniger Fördermitteln rechnen. Nach Informationen der Kreisverwaltung will der Landkreis nicht wie bislang 614 000 Euro für das Theater zur Verfügung stellen, sondern nur noch 500 000 Euro, sagte am Donnerstag ein Sprecher der Kreisverwaltung. Darüber wird der uckermärkische Kreistag auf seiner Sitzung am 12. Februar entscheiden. Die Förderung durch die Stadt Schwedt und das brandenburgische Kulturministerium bleibt dagegen stabil. Insgesamt stehen dem Theater knapp fünf Millionen Euro zur Verfügung. Mit Einnahmen von über 500 000 Euro gehören die ubs zu den wirtschaftlich erfolgreichsten Theatern des Landes Brandenburg.
Bei den Investitionen in ihr neues Veranstaltungs- und Tagungshaus müssen die Schwedter Bühnen mit knappen Finanzen arbeiten. So erhöht sich der Investitionsaufwand durch höhere Baupreise von ehemals 4,8 auf 5,2 Millionen Euro. Geld fehlt für die Innenausstattung des neuen Veranstaltungssaals, der im September eingeweiht werden soll. Der ubs-Förderverein startete deshalb zwei Sponsoring-Aktionen für den Kauf von Stühlen. «Wir fordern die Besucher des Theaters auf, sich ihre Stühle für den neuen Veranstaltungssaal zu kaufen», sagte Fördervereinsvorsitzender Günther Deininger. Ein Stuhl kostet 200 Euro, insgesamt werden 300 Sitzmöbel benötigt. «Die Namen der Sponsoren werden auf einer Messingplatte veröffentlicht, die im Foyer des neuen Gebäudes angebracht wird. Darüber hinaus bieten die ubs einmal jährlich eine Dankeschön-Veranstaltung für die Spender der Stühle an», fügte Deininger hinzu.
In einer zweiten Aktion sind die Schwedter aufgerufen, alte Stühle nicht mehr in den Sperrmüll zu bringen, sondern den Bühnen zu schenken. Schauspieler, bildende Künstler, Kunsterzieher und Schüler wollen diese zu Kunstwerken verarbeiten und verkaufen. Der Erlös wird ebenfalls in die Bestuhlung des Veranstaltungs- und Tagungshauses gesteckt.
Jena hat bei Kulturförderung die «rote Laterne» in Thüringen
Jena (ddp-lth). Jenas Stadtväter haben laut über das Romantikerhaus nachgedacht. Doch nicht die Frage, wie man das erst 1999 nach umfangreicher Sanierung als Museum der Deutschen Frühromantik wiedereröffnete Gebäude noch stärker ins Blickfeld rücken könnte, beschäftigte sie, sondern dessen Schließung. «Wenn man auf solche Ideen kommt, muss einem das Wasser schon bis zum Hals stehen», bestätigt denn auch Kulturamtsleiterin Margret Franz. Immerhin ist das Museum eine Einrichtung, die über Deutschland hinaus bekannt ist und mit der Jena richtig Staat machen könnte.
Inzwischen scheint das Damoklesschwert der Schließung nicht mehr über dem Romantikerhaus zu schweben. «Wir basteln an einer anderen Lösung», versichert Franz, ohne diese näher zu erläutern. Dafür jedoch fällt der alle zwei Jahre veranstaltete «Zug der Geister» dem Rotstift zum Opfer.
Trotz eines Verwaltungshaushaltes, der sich mit geplanten 14 Millionen Euro 2003 annähernd auf dem gleichen Level bewegt wie in den Jahren zuvor, hat der Wissenschafts-Leuchtturm Jena in Sachen Kultur die «rote Laterne» in Thüringen. Mit der so genannten Kulturquote von 4,1 Prozent liegt die Kommune um rund zwei Prozent unter dem Landesdurchschnitt. «Bei vergleichbaren Städten rangieren wir an letzter Stelle, noch nach Altenburg und Arnstadt», macht Franz das Ausmaß deutlich. Beim Personal etwa könne in Jenas Kultureinrichtungen nicht mehr gespart werden. Da hat die Kommune schon so massiv gekürzt, dass ohne Einschränkungen oder gar Schließungen, etwa bei den Museen oder der Ernst-Abbe-Bücherei, nichts mehr geht.
Von den Sparmaßnahmen betroffen ist beispielsweise die Jenaer Philharmonie. Dort wird über einen Haustarifvertrag verhandelt, um dem Orchester das Überleben zu sichern. Auch die Mittel für die neu zu konzipierende Dauerausstellung zur Stadtgeschichte in der sanierten «Alten Göhre» wurden gekürzt. Festhalten indes will die Stadt an ihren vier vergleichsweise jungen Kunstpreisen.
Negativ schlagen sich nach Worten der Kulturamtsleiterin ausbleibende Landesmittel nieder. So setzte die Landesregierung den Rotstift bei der Kulturarena an, für die in diesem Jahr mit 34 000 Euro lediglich zwei Drittel der beantragten Förderung in Aussicht gestellt wurden. Im Vergleich mit dem Weimarer Kunstfest, das vom Land 665 000 Euro erhält, eine verschwindend geringe Summe.
Das Land habe trotz massiver Steuerausfälle «keine überproportionalen Einschnitte» im Kulturetat vorgenommen, hält die Sprecherin des Thüringer Kunstministeriums, Urte Lemke, dem entgegen. Die Kulturquote sei konstant geblieben. Für die Breitenkultur stünden in diesem Jahr in Thüringen mit 4,13 Millionen Euro nur etwas mehr als sieben Prozent weniger zur Verfügung als 2002. Damals floss annähernd ein Viertel dieser Summe nach Jena. In diesem Jahr werde es sicher «etwas weniger». Wie viel genau, könne sie noch nicht sagen, weil noch einige Anträge ausstünden. Allerdings schlügen für die Saalestadt in diesem Sektor auch jene rund 680 000 Euro zu Buche, mit denen das Land dem Theaterhaus Jena unter die Arme greift.
(www.jena.de; www.tmwfk.de)
Hauptstadtkulturfonds fördert Azteken-Ausstellung in Berlin
Berlin (ddp-bln). Die Ausstellung «Die Azteken» soll mit Unterstützung des Hauptstadtkulturfonds nach Berlin geholt werden. Mit 280 000 Euro bekommt der Martin-Gropius-Bau dafür die größte Fördersumme aus dem Fonds, sagte Kuratorin Adrienne Goehler am Donnerstag in Berlin. Die Azteken-Schau ist zurzeit in der Royal Academy in London zu sehen und soll ab 17. Mai im Gropius-Bau zu Gast sein. Goehler, ehemalige Berliner Kultursenatorin, verteidigte die Teilfinanzierung des Projektes in einer Bundeseinrichtung. Ohne diese Mittel sei in den vergangenen Jahren manche Schau von internationaler Bedeutung an Berlin vorbeigegangen.
In einem zweiten Entscheidungsverfahren hat sich die Kommission aus Bund und Land darauf verständigt, 57 weitere Kunst- und Kulturprojekte in diesem Jahr mit rund 3,1 Millionen Euro zu fördern. In einem ersten Durchgang waren bereits 70 Projekten Mittel im Umfang von 5,8 Millionen Euro zugesagt worden. Mit mehr als 400 Antragstellern hatten sich so viele wie noch nie beworben. Jährlich stehen rund 10,2 Millionen Euro bereit.
Mit zwölf Projekten werden die meisten im Bereich von Bildender Kunst/Ausstellungen/Architektur gefördert. Es folgen Tanz- und Sprechtheater und der Bereich Musik. Als besonders bemerkenswert nannte Goehler mehrere geplante Projekte an «einem der spektakulärsten» Orte in Europa, im Palast der Republik. So fördere der Fonds das Theatervorhaben «Mylord» der Gruppe Zinnober mit 50 000 Euro.
Ein Großteil der Projekte beschäftigt sich mit dem Zusammenleben der Kulturen, dem Thema Heimat und dem Zusammenhang zwischen Religionen, Fanatismus und Krieg. Die Kunst-Werke werden sich von November 2003 bis Ende 2004 in einer Ausstellung mit der RAF beschäftigen. Unterstützt wird auch die Akademie der Künste bei zwei Ausstellungen, die im neuen Haus am Pariser Platz gezeigt werden sollen.
Der Haupstadtkulturfonds unterstützt Aktionen, Personen und Institutionen, die künstlerisch neue Wege gehen. Der Fonds ist Bestandteil des Hauptstadtkulturvertrags, der 1999 zwischen dem Bund und dem Land Berlin abgeschlossen wurde und noch bis 2004 gültig ist.