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Weinachtsgeld statt Theater - Schill will Schauspielhaus schließen +++ Kampf um Orchesterstandort - Mainzer Staatstheater bildet Arbeitsgruppe
Weinachtsgeld statt Theater - Schill will Schauspielhaus schließen
Hamburg (ddp). Hamburgs Innensenator Ronald Schill (Schill-Partei) will aus Kostengründen Deutschlands größtes Sprechtheater dichtmachen. Statt das Weihnachts- und Urlaubsgeld für Beamte zu streichen, sollte nach Auffassung des zweiten Bürgermeisters das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg geschlossen werden. Im Gespräch mit dem Radiosender NDR 90,3 sagte Schill am Dienstag, es könne nicht angehen, dass der Bereich der Kulturpolitik angesichts der Finanznot der Stadt heilig sei.
Mit weniger Weihnachtsgeld in der Tasche könnten möglicherweise manche Beamte nicht mehr mit ihren Kindern ins Weihnachtsmärchen gehen, argumentierte der Innensenator. Er frage sich, wie es zu rechtfertigen sei, dem «ohnehin leeren Schauspielhaus» jedes Jahr 18 Millionen Euro an Subventionen zukommen zu lassen, obwohl der weitaus größte Teil der Hamburger Bevölkerung dieses Theater nie betrete.
Kampf um Orchesterstandort - Mainzer Staatstheater bildet Arbeitsgruppe
Mainz (ddp-swe). Das Staatstheater Mainz will sich aktiv in die Diskussion um die Zukunft der Landeshauptstadt als Orchesterstandort einschalten. Wie das Theater am Dienstag mitteilte, hat Intendant Georges Delnon eine interne Arbeitsgruppe gebildet, die über das Modell von Kulturminister Jürgen Zöllner (SPD) zur Orchesterfusion von Mainz und Ludwigshafen beraten soll. Diese Kommission werde sich mit dem Ministervorschlag hinsichtlich der juristischen, sozialen, wirtschaftlichen und künstlerischen Umsetzungsmöglichkeiten auseinandersetzen, hieß es. Ergebnisse wolle Delnon nach Möglichkeit noch vor den Theaterferien Mitte Juli der Öffentlichkeit vorstellen.
Zöllner hatte am Montag seine Pläne für eine umfassende Orchesterreform im Land bekannt gegeben, die auch den Zusammenschluss des Mainzer Ensembles mit der Ludwigshafener Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz beinhaltet. Mit der für Mitte 2005 geplanten Verschmelzung zu einer «Neuen Staatsphilharmonie» soll eines der größten Orchester in Deutschland entstehen. Dem Minister zufolge werden durch die Fusion rund 40 Musiker ihre Stelle verlieren.
Mit der Arbeitsgruppe will sich das Theater nach eigenen Angaben nun in eine «sachliche und ergebnisorientierte» Diskussion einsteigen. «Vorderstes Ziel» sei es, den Orchesterstandort in der Landeshauptstadt zu erhalten. Dabei setze das Haus mit Aktionen auch auf die Solidarität der Bevölkerung: So würden bei Konzerten Ende Juni von Mitgliedern des Ensembles Handzettel verteilt, um auf die gegenwärtige Situation aufmerksam zu machen. Zudem sollen im «ballettmainz» am Ende der Vorstellungen Transparente gezeigt werden.