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Weiss will «Risikoprämien» für Kultur vergeben +++ Kabinett hilft Bamberger und Hofer Symphonikern +++ Leitung des Zittauer Theaters will bei Etatkürzung zurücktreten
Weiss will «Risikoprämien» für Kultur vergebenBerlin (ddp). Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) setzt bei der staatlichen Förderung trotz Krisenzeiten auf kreative Köpfe. «Wir vergeben Risikoprämien», sagte Weiss der «taz» (Mittwochausgabe). Es könne nicht Aufgabe des Staates sein, kommerzielle Kunst zu fördern, sondern das, was an Kunst «sperrig ist, wo sie sich entwickeln muss».
In der Kulturlandschaft seien Reformen zu lange verzögert worden, sagte Weiss. Die Zeiten, in denen mit Geld Probleme zugekleistert werden konnten, seien «unwiderbringlich vorbei». Nun müssten die Strukturen flexibler werden.
Zum Thema Geldmangel in der Kultur meint Christina Weiss: "Wir stehen vor einem gewaltigen Umbau unserer Kulturgesellschaft. Wir haben auch hier mit dem Mut zu Reformen zu lange gewartet. Und die Not ist schnell bei den Kleinsten am größten. Ich plädiere dafür, dass man die Strukturen so reformiert, dass sie flexibler werden. Wir müssen gute Kunstproduktionen ermöglichen und gleichzeitig einen Apparat schaffen, der das Theater überleben lässt, ohne in die Schuldenfalle zu tappen. Die Zeiten, in denen man mit Geld Probleme zukleistern konnte, sind unwiderbringlich vorbei. Das ist eine seltsame Geschichte, dass das vierzig Jahre in der Bundesrepublik geklappt hat: Jedes Jahr war mehr Geld da. Aber das ist ein Automatismus, den man nicht fortschreiben kann."
Kabinett hilft Bamberger und Hofer Symphonikern
Coburg (ddp-bay). Das bayerische Staatsregierung will die oberfränkische Kulturszene fördern. So bekräftigte Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) am Dienstag nach einer Sitzung des Kabinetts in Coburg, dass die Bamberger Symphoniker den Rang eines Staatsorchesters erhalten sollen. Auch die Zukunft der Hofer Symphoniker und des Städtebund-Theaters Hof soll gesichert werden.
Stoiber bezeichnete die Bamberger Symphoniker als einen «herausragenden Botschafter Bayerns in den Kulturmetropolen der ganzen Welt». Mit dem Rang eines Staatsorchesters sei dessen Zukunft trotz des finanziellen Ausstiegs des Bundes gesichert. Am 18. März wird das Kabinett abschließend entscheiden.
Durch den Ausstieg des Bundes aus der Förderung ab dem Jahr 2004 entsteht ein Defizit von rund vier Millionen Euro. Der Ministerpräsident betonte: «Die Bamberger Symphoniker tragen als kulturelles Aushängeschild maßgeblich zur Attraktivität Bambergs und Oberfrankens bei. Wir lassen sie nicht im Stich!» Kunstminister Hans Zehetmair (CSU) ergänzte, die Verhandlungen mit den beteiligten Kommunen seien «bereits weit gediehen». Ein positiver Abschluss stehe kurz bevor.
Zehetmair fügte hinzu, die Hofer Symphoniker und das Städtebund-Theater Hof seien «ein weiteres wichtiges Symbol des kulturellen Reichtums Oberfrankens». Der Kunstminister betonte: «Auch ihre Existenz werden wir sichern. Wir erwarten allerdings, dass alle Beteiligten in der Region auch einen Betrag leisten.» Der Zuschuss des Freistaates betrug im vergangenen Jahr für die Hofer Symphoniker 1,8 Millionen und für das Städtebund-Theater Hof 3,65 Millionen Euro.
Leitung des Zittauer Theaters will bei Etatkürzung zurücktreten
Nach angekündigten Einsparungen der Stadt Zittau hat die Leitung des Zittauer Theaters gestern mit Rücktritt gedroht. Die Stadt will im laufenden Jahr 150 000 Euro streichen. Sollte es dazu kommen und auch keinen Ausgleich vom Landkreis geben, kündigten Intendant Roland May und Geschäftsführer Caspar Sawade ?die Niederlegung der Geschäfte zum 15. März? an. Die Belegschaft will bei der morgigen Stadtratssitzung gegen die Einsparungen protestieren. Bei dieser Sitzung soll der Haushalt beschlossen werden.
Mit der Kürzung der Stadt würde dem Theater ein Fehlbetrag von 600 000 Euro entstehen, da auch der Kulturraum die prozentualen Zuwendungen streichen würde, heißt es in einer Erklärung des Intendanten. Das Theater müsste sofort 15 der etwa 70 Mitarbeiter entlassen und in der Spielzeit 2003/2004 auf Neuproduktionen verzichten. Ab 2004 müssten noch einmal 20 Mitarbeiter entlassen werden. Damit käme der Spielbetrieb zum Erliegen. Sollte es zu den Einsparungen kommen, sieht sich die Theaterleitung zu dem Rücktritt gezwungen. ?Eine seriöse Geschäftsführung unter diesen Bedingungen ist nicht mehr möglich?, sagte May gestern der SZ.
Die Stadt hat auch in den Vorjahren ihren Anteil nicht in voller Höhe bezahlt. Bisher glich der Landkreis Löbau-Zittau den Fehlbetrag aus, könne sich dies aber 2003 nicht mehr leisten. Nach einer Erklärung des Zittauer Oberbürgermeisters Arnd Voigt sollte gemeinsam mit den anderen Gemeinden des Landkreises nach Möglichkeiten der Finanzierung gesucht werden. Stadt und Landkreis hatten immer wieder ihren Willen zur Erhaltung des Theaters bekundet.
Quelle: http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=453568