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Sachsen: Freistaat überträgt Förderaufgaben an Sächsische Kulturstiftung +++ Einsparungen: 33 Millionen weniger für Berliner Opern +++ Bühnenverein-Chef Zehelein gegen mögliche Opernfusion in Berlin +++ Münchner Stadtrat entscheidet über Deutsches Theater +++ Finanzkrise in Hannover
Sachsen: Freistaat überträgt Förderaufgaben an Sächsische KulturstiftungDresden (ddp-lsc). Die Sächsische Kulturstiftung wird voraussichtlich ab 2005 verschiede Förderaufgaben des Kunstministeriums übernehmen. Nach einem Kabinettsbeschluss soll die Einrichtung ab 1. Januar des übernächsten Jahres unter anderem Projekte in Musik, Literatur, Film sowie in den darstellenden und bildenden Künsten einschließlich damit zusammenhängender Festivals und Wettbewerbe unterstützen, wie Kunstminister Matthias Rößler (CDU) am Dienstag in Dresden sagte.
Von den Regierungspräsidien erhält die Stiftung die Zuständigkeiten für die Projektförderung an Musikschulen sowie die Unterstützung der Soziokultur übertragen. Für die Aufgabenerweiterung bekommt die Einrichtung in der ersten, auf zwei Jahre begrenzten Phase rund 6,7 Millionen Euro Landesgelder. Davon entfallen etwa fünf Millionen Euro auf die Förderung von Musikschulprojekten.
Die Staatsregierung erwartet sich von der Kompetenzverlagerung unter anderem bessere Möglichkeiten für die Stiftung, EU-Mittel einzuwerben. Zudem soll der Schritt die Zusammenarbeit mit anderen Stiftungen vorantreiben. Länderübergreifende Projekte und solche, an denen der Bund beteiligt ist, bleiben dagegen ebenso in der Zuständigkeit des Kunstministeriums wie die institutionelle Förderung.
Was diese Maßnahme für das Musikleben, explizit für die Musikschulen des Freistaates Sachsen bedeutet, ist in einem offenen Brief des Sächsischen Musikrates zu lesen:
http://nmz.de/kiz/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=4847
Einsparungen: 33 Millionen weniger für Berliner Opern
(mid) Berlin, 2/7/03. Bis zum Jahre 2009 müssen die drei Berliner Opernhäuser etwa 33 Millionen Euro einsparen. Diese Entscheidung fällte der Senat in seinen gestrigen Beratungen über den Doppelhaushalt 2004/2005, in dem allein zunächst knapp elf Millionen Euro Einsparungen vorgesehen sind. Die drei Berliner Opernhäuser verfügen derzeit über einen Jahresetat in Höhe von insgesamt 115 Millionen Euro. Mit der gefällten Entscheidung hängt die Zukunft der Häuser nun von der Höhe der zusätzlichen Mittel ab, die der Bund für die geplante Opernreform in Berlin mit einer gemeinsamen Stiftung zur Verfügung stellt. Erst dann kann die Entscheidung getroffen werden, ob eine Fusion von Deutscher Oper mit der Staatsoper abgewendet werden kann.
Sollte Kulturstaatsministerin Christina Weiss dem Land Berlin die nötigen Gelder vorenthalten, käme als Lösung nur eine Fusion der Deutschen Oper mit der Staatsoper oder die Schließung eines Hauses in Frage. Vorsorglich wollte gestern der Senat eine drastische Kürzung des Kulturetats beschließen - und auf den Geldsegen vom Bund warten. Nur damit ließe sich das tatsächliche Ende eines der drei Opernensembles der Hauptstadt verhindern.
Noch bis zum Schluss hatte Kultursenator Thomas Flierl an seinem Sparmodell festgehalten: Unter dem Dach einer Stiftung sollen Deutsche Oper, Staatsoper und Komische Oper als selbstständige GmbHs geführt werden - mit einem Manager an der Spitze. Gleichzeitig sollen die Ensembles enger zusammenarbeiten, Werkstätten, Verwaltung und Marketing gemeinsam betrieben werden. Durch Programmabsprachen sollen sich die Opernhäuser auf ihre jeweiligen Stärken konzentrieren und vermeiden, dass jedes Haus um dasselbe Publikum buhlt.
Quelle: http://www.klassik.com/de/currents/news/latest.htm
Bühnenverein-Chef Zehelein gegen mögliche Opernfusion in Berlin
Hamburg (ddp-bln). Der Präsident des Deutschen Bühnenvereins, Klaus Zehelein, warnt vor der Schließung eines Opernhauses in Berlin. Es wäre ein «furchtbares Signal der Ausweglosigkeit und Mutlosigkeit», wenn der Senat glaube, einfach eine Oper schließen zu können, sagte Zehelein der Wochenzeitung «Die Zeit».
Eine Fusion von Deutscher Oper und Staatsoper Unter den Linden lehnt er ab. «Die einzige Erfahrung, die wir haben, in verkleinertem Maßstab ist die Schließung des Berliner Schillertheaters vor zehn Jahren», fügte er hinzu. In dem Fall habe die Kostenersparnis nicht den erhofften Umfang gehabt.
«Um wie viel komplizierter wird es sein, zwei Opernhäuser zu verschmelzen. Das ist etwas, was sich im Moment meinem Vorstellungsvermögen entzieht», sagte Zehelein, der auch Intendant der Stuttgarter Staatsoper ist. Zudem hätten die Berliner Fusions- und Schließungsszenarien seiner Ansicht nach fatale Auswirkungen auf die gesamte deutsche Theaterlandschaft.
Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) wollte am Mittwochmittag Details über die geplante Förderung der Hauptstadtkultur durch den Bund 2004 bekannt geben. Von der Summe hängt auch ab, ob Berlin zwei Opern fusionieren wird.
Münchner Stadtrat entscheidet über Deutsches Theater
München (ddp-bay). Nach monatelangem Tauziehen entscheidet der Münchner Stadtrat am Mittwoch (ab 9.00 Uhr) über die Zukunft des Deutschen Theaters. Das Haus kann auf Rettung hoffen. Es wird damit gerechnet, dass eine Schließung des Theaters im Stadtparlament keine Mehrheit bekommen wird. Zunächst hatte es nicht gut für das Theater ausgesehen: Über das Ende war wegen der hohen Sanierungskosten offen spekuliert worden, dann sicherte Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) dem Theater jedoch eine Gnadenfrist bis 2004 zu.
Ursprünglich hatte das Urteil über die städtische Bühne bereits im April fallen sollen, die Entscheidung wurde dann aber auf Juli vertagt. Eine Schließung des Traditionshauses zum Jahresende war wegen der hohen anstehenden Renovierungskosten von 140 Millionen Euro in Betracht gezogen worden. Derzeit verhandelt die Stadt mit mehreren privaten Investoren über eine endgültige Rettung des Theaters.
Die Initiative «Rettet das Deutsche Theater» kämpft seit Monaten gegen die drohende Schließung des Theaters. Mehrere Zehntausend Unterschriften wurden schon gesammelt. An den jährlich 300 Theatertagen und den zusätzlich 30 Faschingsveranstaltungen kommen insgesamt rund 350 000 Besucher jährlich ins Deutsche Theater.
Finanzkrise in Hannover
Das niedersächsische Staatstheater in Hannover hat ein Millionen-Defizit angehäuft und steckt in einer ernsten Finanzkrise. Rund 3,5 Millionen Euro mussten als Sonderzuwendungen für das Staatstheater "nachgeschossen" werden, sagte ein Sprecher des Kulturministeriums. Das finanzielle Problem sei damit aber noch nicht gelöst. Das Staatstheater mit Oper und Schauspielhaus will nun angesichts der Finanzmisere von 2004 bis 2006 jährlich 450 000 Euro einsparen.