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Flierl weist Gerüchte um Schließung der Staatsoper zurück +++ Weiss: Keine Zusage über 31,5 Millionen Euro für Opernstiftung +++ Flierl: Metropol-Theater bleibt als Kulturstandort erhalten +++ SPD fordert finanzielle Spritze für alle Kulturhauptstadt-Bewerber +++ Freies Theater Agon in Schwerin vor dem Aus
Flierl weist Gerüchte um Schließung der Staatsoper zurück
Berlin (ddp). Eine Schließung der Staatsoper Unter den Linden in Berlin ist für Kultursenator Thomas Flierl (PDS) «kein Thema». Der Senator wies am Donnerstag Gerüchte zurück, wonach das stark sanierungsbedürftige Haus aufgegeben werde, sofern der Bund die zugesagten Mittel für eine Opernstiftung nicht bereitstelle. Nur im Falle einer Sanierung müsse die Bühne vorübergehend schließen, sagte Flierl der Nachrichtenagentur ddp.
Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) hatte Berlin 33,2 Millionen Euro für eine Opernstiftung zugesagt. Sollte diese Summe nicht kommen, würden Staatsoper und Deutsche Oper wie geplant fusionieren, sagte Flierl. Zugleich müssten die Zuwendungen von derzeit insgesamt 83 Millionen Euro pro Jahr auf 50 Millionen abgesenkt werden. Damit sei allerdings ein «vollwertiges Programm in beiden Häusern nicht mehr möglich», räumte der Kultursenator ein. Um so wichtiger sei es, dass der Bund zu seinem Wort stehe.
Die Sanierung der Staatsoper steht gegenwärtig in den Sternen. Der Senat könne die dafür notwendigen Mittel von 100 Millionen Euro nicht aufbringen, sagte Berlins Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD). Er fügte hinzu: «Wir müssen hoffen und beten.»
(Anmerkung d. Red nmz: Einige Stunden später brachte ddp folgende Meldung heraus. Mit den Zahlen scheinen es Politiker und Nachrichtenagenturen nicht all zu genau zu nehmen:)
Weiss: Keine Zusage über 31,5 Millionen Euro für Opernstiftung
Berlin (ddp-bln). Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) hat Forderungen von Berlins Kultursenator Thomas Flierl (PDS) nach 31,5 Millionen Euro des Bundes für die geplante Opernstiftung in der Bundeshauptstadt zurückgewiesen. Eine solche Zusage habe die Staatsministerin niemals gegeben, sagte eine Sprecherin der Nachrichtenagentur ddp. Von Weiss sei lediglich in Aussicht gestellt worden, der Opernstiftung 3,6 Millionen Euro Gründungskapital und für den so genannten Personalüberhang der Bühnen 9,6 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen, betonte die Sprecherin.
Alle anderen ins Gespräch gebrachten Mittel beträfen andere hauptstädtische Kultureinrichtungen wie die Akademie der Künste oder die Stiftung Deutsche Kinemathek, sagte die Sprecherin. Die Gespräche über einen neuen Hauptstadt-Kulturvertrag, in den auch die Opernstiftung einbezogen werden soll, hätten aber erst begonnen. Dessen Ausgestaltung hänge nicht zuletzt von den Haushaltsberatungen des Bundeskabinetts am Wochenende ab. Berlin könne aber mit der Unterstützung des Bundes rechnen, betonte die Sprecherin.
Der rot-rote Senat droht mit der Fusion von Staatsoper und Deutscher Oper, sollte der Bund nicht den Berliner Haushalt bei der Kultur dauerhaft um 31,5 Millionen Euro entlasten. Dann gäbe es nur noch ein Ensemble, das zwei Häuser bespielen soll. Der Zuschuss würde von derzeit insgesamt 84 Millionen Euro auf dann 50 Millionen Euro gesenkt.
Vor diesem Hintergrund fordert der Förderkreis der Deutschen Oper Berlin e.V. drastische Maßnahmen zum Fortbestand der Bühne. Danach soll die Deutsche Oper eine GmbH werden, um eigenständig handeln zu können. Zudem sollen acht Millionen Euro bei Verwaltung, Werkstätten und sowie im künstlerischen Bereich eingespart werden. Zudem will der Förderkreis die Einnahmen um weitere acht Millionen Euro erhöhen, unter anderem durch höhere Eintrittspreise, Sponsoring und Kooperation mit anderen Opernhäusern.
Der Erhalt der drei Opern in der Hauptstadt sei auch eine Frage des Erhalts des nationalen Kulturerbes, betonte CDU-Landeschef Joachim Zeller. Finanzierungszusagen auf Zuruf seien wenig hilfreich und trügen am Ende nicht zur grundsätzlichen Problemlösung bei.
Flierl: Metropol-Theater bleibt als Kulturstandort erhalten
Berlin (ddp-bln). Das Berliner Metropol-Theater soll als Kulturstandort erhalten bleiben. Das bekräftigte Kultursenator Thomas Flierl (PDS) am Freitag im Inforadio Berlin-Brandenburg. Das Theater sei neu ausgeschrieben worden. Es gebe ein Bewerbungsverfahren, das sich derzeit in der internen Prüfung befinde.
Nach den Worten von Flierl gibt es «eine Reihe von kulturellen Nutzungsoptionen für das Gelände». Der Senator äußerte sich «recht zuversichtlich», dass es auch künftig gelingen wird, am Metropol-Theater Kultur zu präsentieren. Flierl räumte allerdings ein, dass es am traditionsreichen Musical-Theater künftig kein Musical mehr geben wird. Dies sei außerordentlich bedauerlich und stelle einen herben Verlust für die Berliner Kulturlandschaft dar.
SPD fordert finanzielle Spritze für alle Kulturhauptstadt-Bewerber
München (ddp-bay). Die Landtags-SPD fordert für alle bayerischen Bewerberstädte zur «Kulturhauptstadt Europa 2010» eine finanzielle Unterstützung von Seiten des Freistaats. Die betreffenden Kommunen müssten so in die Lage versetzt werden, im Wettbewerb mit anderen gut bestehen zu können, betonte SPD-Fraktionschef Franz Maget am Donnerstag in München. Voraussichtlich vier bayerische Städte werden sich als «Kulturhauptstadt Europas» im Jahr 2010 bewerben. Neben den beiden früheren Reichsstädten Augsburg und Regensburg wollen auch München und Bamberg den begehrten Titel.
In einem Parlamentsantrag verlangen die Sozialdemokraten, dass die Staatsregierung die bayerischen Bewerberstädte und -regionen «nach Kräften» unterstützen soll. Die «Kulturhauptstadt Europa» müsse 2010 unbedingt nach Bayern kommen, betonte Maget. Für die betreffende Kommune und Region biete die Benennung zur «Kulturhauptstadt» außergewöhnliche Chancen, sich national und international zu profilieren. Einer solchen Bewerbung komme eine ähnlichen Bedeutung zu wie der um die Olympischen Spiele, sagte Maget. Für das Jahr 2010 ist Deutschland berechtigt, die «Kulturhauptstadt Europas» zu benennen.
Das Kunstministerium wies die Forderung nach «mehr Geld für alle» zurück. «Dass zusätzliches Geld nicht vorhanden ist, wäre für Herrn Maget mit einer Nachfrage bei den Genossen in Berlin leicht in Erfahrung zu bringen», hieß es von Seiten des Ministeriums. Bereits in der vergangenen Woche hatte der zuständige Abteilungsleiter, Toni Schmid, angekündigt, dass die Staatsregierung nur die aussichtsreichste bayerische Stadt unterstützen werde. Jeder der Bewerber sei besonders reich an europäischer Kultur und Geschichte und würdig, den Titel zu tragen. Es wäre aber unklug, wenn sich die bayerischen Bewerber gegenseitig Konkurrenz machten und am Ende keiner von ihnen zum Zug komme, hatte Schmid betont.
Freies Theater Agon in Schwerin vor dem Aus
Schwerin (ddp-nrd). Nur vier Monate nach seiner Gründung hat das Freie Theater Agon in Schwerin seine Auflösung angekündigt. Ende Juli werde der Spielbetrieb eingestellt, sagte am Freitag Initiator Maik Priebe. Er machte mangelnde öffentliche und private Förderung für das Scheitern des Projektes verantwortlich. Hauptgrund für die Schließung sei jedoch, dass das Schweriner Finanzministerium die Miete für den genutzten Saal überraschend und entgegen anderer Zusagen um ein Vielfaches erhöht habe. Am 31. Juli soll es mit einer Lesung der Berliner Schauspielerin Jutta Wachowiak die letzte Veranstaltung von Agon geben. Landeshauptstadt und Bildungsministerium bedauerten das rasche Ende für die freie Bühne.
Das Finanzministerium wies die Vorwürfe Priebes zurück. Es habe für die Zeit nach einer mehrmonatigen Testphase keine festen Zusagen für erneute Sonderkonditionen bei der Saalmiete gegeben. Schwerins Kulturdezernent Hermann Junghans sagte, es habe keine verbindliche Zusicherung von Geldern gegeben.
Bildungsminister Hans-Robert Metelmann (parteilos) betonte, solche Theaterprojekte seien zwar eine Bereicherung für die Kulturlandschaft. Sie dürften sich jedoch nicht weitestgehend auf finanzielle Zuschüsse der öffentlichen Hand verlassen, sondern müssten «auf realistische wirtschaftliche Füße» gestellt sein. Das Land habe nach Beantragung von 39 000 Euro Fördermitteln 5000 Euro an Agon bewilligt und ausgezahlt.