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27.9.: kulturfinanzierung aktuell +++ kulturfinanzierung

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Suhl: Stadt streicht Orchesterzuschüsse für Thüringen-Philharmonie +++ Remagen-Rolandseck: Kulturministerium will Zahlungen an Arp-Verein überpüfen +++ Hamburg: Museumsdirektor fordert mehr Geld für die Kunst


Suhl: Stadt streicht Orchesterzuschüsse für Thüringen-Philharmonie
(nmz) - Der Suhler Stadtrat sprach sich gestern Abend mit knapper Mehrheit gegen eine weitere Förderung der Thüringen-Philharmonie Gotha-Suhl aus. Mit 18 Ja-, zwölf Gegen-Stimmen und vier Enthaltungen beschloss eine CDU/SPD-Mehrheit sowie Freie Wähler, dass Suhl ab 2009 dem Orchester keinen Zuschuss mehr zahlt. Damit fehlt der Philharmonie jährlich eine halbe Million Euro.
Erst vor wenigen Wochen konnte der Trägerverein des Orchesters eine Finanzierungsvereinbarung mit dem Land Thüringen unterzeichnen. Der neue Vertrag zwischen Philharmonie und Freistaat sieht ab 2009 eine jährliche Landesförderung von 1.150.000 Euro vor. Die Stadt Gotha hatte ihren Betrag bereits um 120.000 Euro auf 500.000 Euro jährlich erhöht. Der Landkreis Gotha als dritter Träger hat seine Entscheidung vom Signal aus Suhl abhängig gemacht. Auch er wollte die Zuschüsse um 15 Prozent auf 833.000 Euro erhöhen. Das Nein aus Suhl bedeutet nun eine weitere Verkleinerung des Orchesters, das erst vor wenigen Jahren aus der Fusion zweier städtischer Orchester entstand. Die 74 Musiker, davon viele in Teilzeit, müssen jetzt um ihre Arbeitsplätze fürchten.
200 Suhler Bürger demonstrierten noch einmal unmittelbar vor der Ratsversammlung für den Erhalt der Philharmonie. Besonders zynisch und quotenorientiert mutet da eine Bemerkung während der Sitzung aus den Reihen der CDU-Fraktion an: "Wären es 2000 gewesen, hätten wir uns noch einmal umstimmen lassen."


Remagen-Rolandseck: Kulturministerium will Zahlungen an Arp-Verein überpüfen
Remagen-Rolandseck (ddp-rps). Die für Freitag geplante offizielle Eröffnung des Arp Museums in Remagen-Rolandseck wird von Vorwürfen überschattet. Medienberichten zufolge sollen Kritiker des Projekts mit Klagedrohungen, die aus Steuermitteln finanziert wurden, mundtot gemacht worden sein. Das Mainzer Kulturministerium kündigte daraufhin am Donnerstag eine interne Prüfung von Zahlungen an den Trägerverein des Arp Museums in Remagen-Rolandseck an. Die Ergebnisse dieser Überprüfung will Kultur-Staatssekretär Joachim Hoffmann-Göttig (SPD), der zugleich Vorstandsvorsitzender der Stiftung Arp Museum Bahnhof Rolandseck ist, am 2. Oktober bekannt geben.
Recherchen des Südwestrundfunks zufolge wollte der private Verein Stiftung Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp mit dem Land im Jahr 1999 mehr als 1,3 Millionen Mark «Vorlaufskosten» abrechnen. Nach einem Bericht der «Rhein-Zeitung» (Donnerstagausgabe) sollen allein rund 258 000 Mark für Anwaltshonorare ausgegeben worden sein, um die missliebige Berichterstattung der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» über den künstlerischen Wert der Sammlung zu stoppen. Der Karlsruher Kunsthistoriker Gert Reising hatte in der FAZ den Großteil der Kunstwerke als minderwertig bezeichnet und die wissenschaftliche Arbeit des Vereins als fragwürdig tituliert.
Weitere Veröffentlichungen in diese Richtungen hat der Verein dem Zeitungsbericht zufolge durch Klageandrohungen «erfolgreich verhindert». Die Anwaltskosten habe der Verein anschließend mit dem Kulturministerium abrechnen wollen. Ein Behördensprecher bestätigte dem SWR, dass das Land dem Verein «zur Klärung von Rechtsstandpunkten» rund 150 000 Euro gegeben habe.
Das rund 33 Millionen Euro teure Arp Museum soll am Freitag feierlich eröffnet werden. Zur Einweihung des Museumsneubaus werden auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) erwartet. Die Arbeiten des namengebenden Dadaisten Hans Arp werden in der obersten Etage des Museums zu sehen sein.


Hamburg: Museumsdirektor fordert mehr Geld für die Kunst
Hamburg (ddp). Der scheidende Direktor der Galerie der Gegenwart an der Hamburger Kunsthalle, Christoph Heinrich, fordert neue Finanzierungsmöglichkeiten für Kunst in Museen. Die staatlichen und städtischen Mittel reichten schon lange nicht mehr aus, sagte Heinrich der Nachrichtenagentur ddp. Deswegen sei er ein Verfechter des Fundraisings und arbeite gerne mit Firmen zusammen. Dabei gebe es jedoch immer die Prämisse, dass das Museum entscheide, welche Kunst gekauft werde.
Heinrich sagte, an der Arbeit im Museum liebe er den Dialog mit der Kunst über einen langen Zeitraum. Das sei «reine Kultur mit großen Dimensionen und viel Tiefe ohne Entertainment». Sein Engagement habe auch dazu geführt, dass er Bilder wie alte Bekannte behandle und sie manchmal als seine «Babys» bezeichne.
Aber er wolle nicht «verheiratet mit einem Haus, einem Museum» sein. Deswegen freue er sich auf die Arbeit als Kurator für Moderne und Zeitgenössische Kunst am Denver Art Museum, sagte Heinrich. Dort habe das Fundraising bereits einen viel höheren Stellenwert.