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Bund soll sich in Berliner Opern-Debatte einschalten +++ Rückenwind für die bedrohte Dresdner Staatsoperette
Bund soll sich in Berliner Opern-Debatte einschaltenBerlins Kultursenator Flierl (PDS) glaubt, dass sich der Bund in die Opernhaus-Debatte einschalten wird. Im Kulturausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses sagte Flierl, der Bund habe Interesse an der Lösung des Problems signalisiert. Flierl zufolge wird eine "strategische Partnerschaft" angestrebt. Schon in Kürze werde er deshalb Gespräche mit der neuen Kulturstaatsministerin Weiss (parteilos) führen. Im rot-grünen Koalitionsvertrag bekennt sich die Regierung ausdrücklich zu ihrer Verantwortung für die Berliner Kulturlandschaft. Das Engagement solle erhalten und teilweise sogar ausgebaut werden.
Auch der Deutsche Bühnenverein bot unterdessen seine Mithilfe bei der Lösung des Opernproblems an. Der Präsident des Deutschen Bühnenvereins Jürgen Flimm forderte einen konstruktiven Dialog zwischen den beteiligten Intendanten, Generalmusikdirektoren, Verwaltungsdirektoren und unabhängigen Fachleuten. "Bei Zukunftskonzepten muss es um mehr gehen als um das Einsparen von Geld. Wir müssen das Kulturleben der Bundeshauptstadt gestalten und dürfen es nicht in der Öffentlichkeit mit konkurrierenden Plänen zerreden", so Flimm. Bis Ende des Jahres soll eine Entscheidung über die Zukunft der Bühnen fallen und dem Abgeordnetenhaus zur Abstimmung vorgelegt werden.
In der heutigen Ausgabe des Tagesspiegels ist diesbezüglich zu lesen, dass es nun vermutlich doch zu einer Opernfusion kommen wird. Nach Tagesspiegel-Informationen hat sich die Koalition aus SPD und PDS am Montagnachmittag auf eine Zusammenlegung der Deutschen Oper und Staatsoper Unter den Linden verständigt. Auch Kultursenator Thomas Flierl soll signalisiert haben, dass mit ihm diese Lösung machbar wäre: Danach sollen beide Institutionen künftig von einem Generalintendanten geführt werden. Zu erwarten ist bei der Zusammenlegung ein massiver Stellenabbau in beiden Musiktheatern. Noch nicht sicher ist allerdings, ob der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit dem Modell zustimmen wird. Klar ist indes, dass weder der Generalmusikdirektor der Deutschen Oper, Christian Thielemann, noch der Musikchef der Staatsoper, Daniel Barenboim, das Projekt ohne weiteres mittragen werden.
Rückenwind für die bedrohte Dresdner Staatsoperette
mdr - Die Berliner Philharmoniker haben mit einem Schreiben gegen die geplante Schließung der Dresdner Staatsoperette protestiert. Deutschlands wohl renommiertestes Orchester betonte in dem Brief, jede Schließung einer Kultureinrichtung sei eine zu viel und eine Verarmung der Kulturlandschaft. Durch die Dresdner Sparpläne droht der deutschlandweit einzigen selbstständigen Operettenbühne das endgültige Aus. Das Haus der heiteren Muse soll zugunsten anderer kulturellen Einrichtungen geopfert werden - zum Spielzeitende am 1. August 2003. Einen Beschluss des Stadtrates gibt es dazu allerdings noch nicht.
Rückhalt erhielt das Ensemble am Montag auch vom Deutschen Bühnenverein. Dessen sächsischer Landesverband schrieb, mit der angekündigten Schließung eine Woche nach der Berufung des neuen Intendanten Schaller habe es einen in der deutschen Theatergeschichte einmaligen Akt gegeben.
Viele Kritiker bemängeln neben dem kulturellen Verlust vor allem auch den finanziellen Sinn der Schließungspläne. Mit dem Ende der Bühne würden keine Einsparungen einhergehen. Auch bei Schließung müssten für das Haus in der Spielzeit 2003/2004 rund 9 Millionen Euro aufgebracht werden. Das sei nahezu die gleiche Summe wie bei einer Fortsetzung des Spielbetriebes.