Body
Weimar: Sparen beschädigt Kulturstadt-Image +++ Hessen: Wagner warnt vor einem Verkommen des Kulturetats zum Steinbruch +++ Über 400 Projektanträge an den Hauptstadtkulturfonds
Weimar: Sparen beschädigt Kulturstadt-ImageDas Image der Kulturstadt Weimar ist nach Auffassung führender Kulturmanager der Klassikerstadt durch die jüngsten Sparbeschlüsse des Kommunalparlamentes in Gefahr. Mit dem zu Monatsbeginn verabschiedeten Haushaltssicherungskonzept falle der Anteil der Kulturausgaben von bisher 7,1 Prozent auf 4 Prozent in den Jahren 2003/2004, kritisierten die Chefs der vier großen Weimarer Kultureinrichtungen, des Deutschen Nationaltheaters, der Stiftung Weimarer Klassik, der Gedenkstätte Buchenwald und der Musikhochschule, in einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung. Damit gebe Weimar weit weniger als der Durchschnitt anderer Städte für die Kultur aus. Das werfe die Frage auf, ob sich Weimar tatsächlich weiterhin Kulturstadt nennen wolle, heißt es in dem Papier.
Nach Auffassung von Intendant Stephan Märki, Stiftungspräsident Hellmut Seemann, Volkhard Knigge von der Gedenkstätte Buchenwald und Musikhochschulrektor Rolf-Dieter Arens haben die Weimarer Stadträte mit ihren Sparbeschlüssen die Bereitschaft gezeigt, «die Identität Weimars aufzuopfern». Das Haushaltssicherungskonzept sei ein «Dokument kommunaler Selbstaufgabe». Weimar habe einen besonderen Status, lebe von der Kultur wie andere Städte vom Wein oder der Schmuckindustrie, heißt es in der Erklärung. Für Weimar sei die Kultur keine «freiwillige Leistung» und damit verzichtbar. An der Kultur zu sparen bedeute, die Substanz der Stadt zu gefährden.
Kultur dürfe nicht als Hochkultur diffamiert werden, forderten die Kulturexperten. Das Stadtmuseum gehöre wie das Nationaltheater, der Ilmpark und die anderen Einrichtungen zum «unverzichtbaren Bestandteil der städtischen Kultur». Alle seien Stätten des kulturellen Gedächtnisses, die in ihrem Zusammenspiel Weimar zu einem besonderen Ort machten. Deshalb sei auch ein «Kunstfest», wie es seit zwölf Jahren in Weimar stattfindet, in Zukunft «unverzichtbar». Die Stadträte seien aufgefordert, die Einsparungen im Kulturhaushalt zurückzunehmen. Von den Verantwortlichen des Landes und Bundes werde verlangt, gemeinsam mit der Kommune nach Lösungen für den Erhalt der kulturellen Einrichtungen zu suchen.
( www.weimar-klassik.de, www.kunstfest-weimar.de)
Wagner warnt vor einem Verkommen des Kulturetats zum Steinbruch
Wiesbaden (ddp-swe). Die hessische Kunstministerin Ruth Wagner (FDP) warnt angesichts knapper öffentlicher Kassen vor einem Verkommen des Kulturetats zum Steinbruch im Landeshaushalt. In einer Regierungserklärung im Wiesbadener Landtag erinnerte sie am Dienstag daran, dass die Pflege der Kultur - anders als in anderen Bundesländern - in der hessischen Landesverfassung verankert sei. «Kulturpolitik ist in dieser Landesregierung Pflicht und Kür», betonte die FDP-Politikerin.
Die Ministerin hob die Anstrengungen des Landes hervor, Theater, Museen, Denkmalpflege, Musik, Film und Literatur zu fördern. Aus dem Kuturinvestitionsprogramm mit einem Volumen von 252 Millionen Euro würden beispielsweise baufällige Theater und Museen in Ordnung gebracht. Der Sanierungsstau in den Staatstheatern Darmstadt, Wiesbaden und Kassel werde bis zum Jahr 2007 mit einem Aufwand von 112 Millionen Euro abgebaut.
Wagner sagte außerdem, mit der Einrichtung einer Landesmusikakademie in Schlitz werde ein wichtiger Schritt zur Musikförderung des Landes getan. Zum Erhalt der Vielfalt der hessischen Museumslandschaft seien 83 Millionen Euro aufgebracht worden. Das große Interesse der Bürger an den Museen des Landes machte Wagner an der hohen Besucherzahl fest: Mehr als acht Millionen Museumsbesucher würden jährlich im Durchschnitt bei nur sechs Millionen Einwohnern gezählt.
Von Aufbruch sei in der hessischen Kulturpolitik gar nichts zu sehen, kritisierte die kulturpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Sarah Sorge. Kulturpolitik sei mehr als zur Verfügungstellung von Sanierungsmitteln für Staatstheater. Der wissenschaftspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Michael Siebel, kritisierte Wagners Politik als ideenlos. Der Ministerin fehle ein Plan für Hessen. Kultur müsse als eigengesetzliche und zugleich interdisziplinär wirkende politische Gestaltungsaufgabe begriffen werden.
Über 400 Projektanträge an den Hauptstadtkulturfonds
Berlin (ddp-bln). Mit mehr als 400 Förderanträgen verzeichnet der Hauptstadtkulturfonds in diesem Jahr einen Spitzenwert. Dies zeige, dass sich der 1999 ins Leben gerufene Fonds als prominentes Instrument der Kunst- und Kulturförderung in Berlin etabliert habe, sagte Kuratorin Adrienne Goehler am Mittwoch. Zugleich werde deutlich, dass eine entsprechende Förderung aus Mitteln des Landes Berlin in den vergangenen Jahren kontinuierlich reduziert worden sei.
Goehler verwies darauf, dass das Antragsvolumen mit rund 31 Millionen Euro um mehr als das Zehnfache höher liegt, als die in diesem Jahr noch zur Verfügung stehenden Mittel. Der Hauptstadtkulturfonds wird vom Bund vorerst bis 2004 mit jährlich zehn Millionen Euro ausgestattet.