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Berlin: Opernkonzept soll bis Mitte Januar stehen +++ Frankfurter Theater am Turm geschlossen
Berlin: Opernkonzept soll bis Mitte Januar stehenBerlins Kultursenator Thomas Flierl (PDS) will bis spätestens Mitte Januar sein Reformkonzept für die Opernhäuser der Hauptstadt vorlegen. Doch vor einer Präsentation des Konzeptes vor dem Senat wolle sich Flierl mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) absprechen.
Ende Dezember hatten sich Flierl und die Intendanten von Staatsoper, Deutscher Oper und Komischer Oper auf die Eckdaten einer Reform geeinigt. Kernpunkte sind drei eigenständige Häuser und eine langfristige Festschreibung sowie die «deutliche» Absenkung der Zuschüsse. Im Gespräch ist außerdem die Zusammenlegung von Werkstätten, Technik, Verwaltung und Marketing.
Christina Weiss lehnte unterdessen erneut die Übernahme eines Opernhauses durch den Bund ab. Damit wäre Berlin nicht geholfen. Entscheidend sei die Kooperationsbereitschaft der Mitarbeiter in den Häusern, sagte die Staatsministerin dem Berliner «Tagesspiegel».
Frankfurter Theater am Turm geschlossen
orf - Das traditionsreiche Theater am Turm (TAT) in Frankfurt am Main gibt es nicht mehr. Mit der letzten Vorstellung von Nikolai Erdmanns Stück "Der Selbstmörder" ist am Montagabend sein Spielbetrieb zu Ende gegangen. Zuletzt versammelte sich das gesamte Ensemble auf der Bühne zu einem Schwanengesang, in den schon bald auch das Publikum mit einstimmte. Viele erschienen zu dieser symbolischen Beerdigung in Trauerkleidung, die die Akteure des Stücks im letzten Akt sowieso tragen mussten.
Die aus Berlin stammenden Hausregisseure Tom Kühnel und Robert Schuster hatten das TAT 1999 nach einer künstlerischen Auszeit mit einem eigenen Ensemble wieder zum Leben erweckt - zunächst mit dem selbst erarbeiteten Stück "Deutsch für Ausländer". Später waren Brecht-Bearbeitungen eine Konstante im Spielplan. Größter Erfolg war "Das Kontingent", ein politisches Manifest zum Thema Menschenrechte, das sogar vor der UN in New York gastierte.
Zwar war das TAT eigenständig, eine von vier Säulen der Städtischen Bühnen, es hatte aber keinen eigenen Intendanten. Ballett-Chef William Forsythe verwaltete das TAT mit. Beim Publikum hatte das TAT einen schweren Stand. Zu abstrakt, zu verkopft war das "affirmative Theater" für viele Theaterliebhaber. Das zeigte sich, als dem TAT und Forsythes Compagnie das aus der Finanznot der Stadt erwachsene Aus drohte: Tausende E-Mails aus aller Welt, wütende Leserbriefe und Kassandra- Rufe aus der Kulturlandschaft kommentierten die Vertreibung des Ballett-Stars Forsythes, für das TAT rührte kaum einer die Propaganda-Trommel. Forsythe selbst ist noch bis 2004 in Frankfurt.
Die Eigenschaft war vor allem in den Siebzigern mit dem TAT verbunden worden, als etwa Claus Peymann an dem Theater inszenierte und Peter Handkes "Publikumsbeschimpfung" auf der damals noch am Eschenheimer Turm gelegenen Bühne uraufgeführt wurde. Für kurze Zeit war auch Rainer Werner Faßbinder Chef des Theaters am Turm. Als Intendanten folgten Hermann Treusch und unter anderem Tom Stromberg, der jetzt das Hamburger Schauspielhaus leitet.
Obwohl es mit einem Minimum an Aufwand zu den preiswertesten Theatern im Frankfurter Kulturbetrieb gehörte, war das Aus für das TAT auch mit einer Protestresolution prominenter Theaterschaffender aus dem gesamten deutschsprachigen Raum nicht mehr aufzuhalten. Die Vierparteienkoalition aus CDU, SPD, Grünen und FDP im Rathaus machte dem Spielbetrieb aus Kostengründen ein Ende.
Künftig soll das Bockenheimer Depot als flexible Spielstätte für Ballett, Kino, Ausstellungen, Performances und auch weiterhin für Theater dienen. Am 17. Januar 2003 eröffnet das TAT "mit einem neuen künstlerischen Konzept" wie es auf der Homepage heißt. Das Programm stand zum Jahreswechsel noch nicht fest.