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Ostsächsisches Kulturraumtheater - Grundsatzpapier wurde entwickelt +++ Bühnenverein kritisiert «Amputation» am Erfurter Theater



Ostsächsisches Kulturraumtheater - Grundsatzpapier wurde entwickelt Bautzen (ddp-lsc). Die Eckpunkte für die geplante Bildung eines ostsächsischen Kulturraumtheaters sollen in den kommenden drei Wochen markiert werden. Die Arbeitsgruppe unter Leitung des Chemnitzer Generalintendanten Rolf Stiska wird dem Konvent des Kulturraumes Oberlausitz-Niederschlesien bis 24. Juni ein Grundsatzpapier vorlegen.
Es soll unter anderem Vorschläge enthalten, wie der geplante Zusammenschluss der Theater in Görlitz, Bautzen und Zittau sowie der Neue Lausitzer Philharmonie ablaufen könnte, kündigte Stiska am Montag auf der Konventssitzung in Bautzen an.

Angesichts der zunehmenden Sparzwänge hatte der Kulturkonvent im April beschlossen, dass die drei Spielstätten und das Orchester in Ostsachsen ab 1. Januar 2003 ein Theater bilden sollen. Es sei zwar durchaus denkbar, eine der bereits existierenden GmbH im Theaterbereich als Basis für die neue Struktur zu nehmen, sagte Stiska. Allerdings stelle sich dabei die Frage, wer wo beitritt. Für die unkomplizierteste Lösung hält der sächsische Landesvorsitzende des Deutschen Bühnenvereins daher die Gründung einer neuen Gesellschaft.

Bei der Diskussion über die Struktur des Kulturraumtheaters habe sich inzwischen gezeigt, dass ein Konsens nur schwer zu erreichen sei, gab Stiska zu. So kam aus Görlitz der Vorschlag, das Ballett künftig nach Zittau zu verlagern, um die Sparten sinnvoll auf die einzelnen Sparten aufzuteilen. Zittau und Bautzen plädieren dafür, dass in Görlitz angesiedelte Musiktheater stark zu beschneiden. Die Theaterintendanten schließlich wollen sowenig wie möglich im eigenen Haus aufgeben. Über Veränderungen müsse daher auf neutraler Ebeneentschieden werden.

Als Zwischenschritt auf dem Weg zum künftigen Kulturraumtheater wurde unterdessen die Bildung der Oberlausitzer Musiktheatergesellschaft notariell vollzogen. Das Görlitzer Theater und die Neue Lausitzer Philharmonie verschmelzen darin rückwirkend zum 1. Januar 2002. Das Regierungspräsidium in Dresden müsse jetzt nun noch grünes Licht für den Zusammenschluss geben, sagte der Görlitzer Intendant Michael Wieler. Für die Theater in Zittau und Bautzen ist bereits eine Schauspielgesellschaft gegründet worden. Die Intendanten beider Häuser haben den Auftrag, bis Ende Juni 2002 ein gemeinsames Konzept für das Sprechtheater zu erarbeiten.

Bühnenverein kritisiert «Amputation» am Erfurter Theater
Erfurt (ddp-lth). Die geplante Spartenschließung am Erfurter Theater stößt auch in den Reihen des Deutschen Bühnenvereins auf Kritik. «Diese Amputation halte ich für einen großen Fehler», sagte der Vorsitzende der Intendantengruppe Holk Freytag.
Anlass war die Abschiedsgala am Sonntagabend für den scheidenden Erfurter Generalintendanten Dietrich Taube. Erfurt werde die einzige Landeshauptstadt ohne eigenes Schauspiel sein. Der von Darstellern gegründeten Initiative «Neues Schauspiel Erfurt» sagte Freytag die Unterstützung des Bühnenvereins zu. Der Erfurter Stadtrat hatte nach der gescheiterten Fusion der Theater in Erfurt und Weimar im Februar beschlossen, künftig allein auf das Musiktheater zu setzen und das Schauspiel- sowie das Kinder- und Jugend-Ensemble aufzulösen. Auch das Erfurter Ballettensemble wird aufgegeben.
Vor einem «Dominoeffekt» warnte Generalintendant Taube in seiner Abschiedsrede. Innerhalb eines Jahres seien in Erfurt «ein totes Opernhaus, ein totes Schauspielhaus und ein toter Stadtgarten» zu beklagen. Erfurt drohe eine «Kulturruinen-Meile» und es sei sogar fraglich, ob es die von Taube 1994 erfolgreich wiederbelebten Domstufenfestspiele in drei Jahren noch geben werde. Zudem sei jetzt auch die Abschaffung des Schauspiels in Nordhausen beschlossene Sache, an den Theatern Eisenach-Rudolstadt und Altenburg-Gera drohe ähnliches. Selbst das Weimarer Schauspielensemble werde möglicherweise nicht um Einschnitte herumkommen. Taube kündigte an, sich im Herbst im Thüringer Theaterstreit zu Wort zu melden. »Wir müssen über die Zukunft des Sprechtheaters in Thüringen reden«, sagte Taube und fügte hinzu: »Es kann keine kleinteiligen Lösungen mehr geben«.
Auch Erfurts Oberbürgermeister Manfred Ruge (CDU) blickte mit »sehr gemischten Gefühlen« auf das Theater in seiner Stadt. Der scheidende Generalintendant Taube sei stets »in die Offensive gegangen, wenn das Theater in Teilen oder ganz in Frage stand«. Ruge fügte hinzu: »Hoffen wir, dass wir in den nächsten Tagen und Wochen die richtigen Entscheidungen für unser Theater treffen."
(www.theater-erfurt.de; www.neues-schauspiel-erfurt.de; www.domstufen.de)