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Bühnenverein-Chef Zehelein erleichtert über Finanzspritze an Berlin +++ Streit um Orchesterreform - Zöllner weist Vorwürfe zurück
Bühnenverein-Chef Zehelein erleichtert über Finanzspritze an Berlin
Stuttgart (ddp-bln). Der Präsident des Deutschen Bühnenvereins, Klaus Zehelein, reagiert erleichtert auf die Ankündigung des Bundes, den Berliner Kultureinrichtungen im nächsten Jahr 25 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung zu stellen. «Ich bin sehr froh über das Ergebnis», sagte Zehelein der Nachrichtenagentur ddp in Stuttgart. Seiner Ansicht nach sollte aber die gesamte Summe in die drei Berliner Opernhäuser und ihre Umwandlung in eine Stiftung gesteckt werden.
Die Ankündigung sei «ein richtig gutes Signal» - im Gegensatz zu der Berliner Drohung, eine Oper zu schließen, betonte Zehelein. «Von diesen Drohgebärden halte ich wenig», fügte er hinzu. Er finde es «ganz erstaunlich», dass das Bundeskabinett sich entschieden habe, die 25 Millionen an Berlin zu geben. Es sei für Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) bestimmt schwer gewesen, «das zu verkaufen».
Neid von Kollegen anderer Häuser in der Republik sei jetzt nicht angebracht, sagte Zehelein, der auch Intendant der Stuttgarter Staatsoper ist. «Wenn die Hauptstadt nicht selbst in der Lage ist, sich wegen des Schuldensumpfes ausreichend um Kunst und Kultur zu kümmern, muss man sie unterstützen», betonte er. Es gehe schließlich um die Hauptstadtkultur und die Repräsentation eines Landes, betonte er.
Die Stadt Berlin wendet jährlich 113 Millionen Euro für seine drei Opern auf. Davon erhalten die Deutsche Oper 40 Millionen Euro, die Staatsoper Unter den Linden 42 Millionen Euro und die Komische Oper 31 Millionen Euro. Diese Zuschüsse sollen bis 2009 schrittweise um 33 Millionen Euro gesenkt werden. Bereits in den nächsten beiden Jahren müssen die Opern mit elf Millionen Euro weniger auskommen. Bei einer Sparauflage von jährlich 5,5 Millionen Euro ist die Finanzspritze des Bundes von drei Millionen äußerst willkommen. Das Defizit wollen die drei Opern bis 2009 mit der Streichung von 220 Stellen und der Zusammenlegung ihrer Werkstätten kompensieren. Derzeit zählen die Opern noch rund 2100 Beschäftigte.
Streit um Orchesterreform - Zöllner weist Vorwürfe zurück
Mainz (ddp-swe). Der rheinland-pfälzische Kulturminister Jürgen Zöllner (SPD) hat Vorwürfe zurückgewiesen, er habe Sparvorschläge der Stadt Mainz für das Staatstheater ignoriert. Ein Gespräch mit dem Mainzer Kulturdezernenten Peter Krawietz (CDU) über mögliche Einsparungen im vergangenen Jahr habe es nicht gegeben, weil Krawietz selbst die vereinbarten Termine abgesagt habe, sagte Zöllner am Mittwoch in Mainz. Im Übrigen sei es das Land gewesen, dass eine Senkung des Betriebskostenzuschusses von Seiten der Stadt Mainz verhindert und damit Folgen für das Ballett sowie das Orchester des Theaters verhindert habe. Dies sei nur durch seine «massive Intervention» gelungen, betonte Zöllner.
Krawietz hatte zuvor der Mainzer «Allgemeinen Zeitung» (Mittwochausgabe) gesagt, er sei bereits im vergangenen Jahr wegen Einsparungen beim Staatstheater vergeblich beim Minister vorstellig werden wollen. Hintergrund ist der Vorschlag Zöllners, die Orchester in Mainz und Ludwigshafen zusammen zu legen, um Gelder zu sparen. Krawietz forderte nun dem Blatt zufolge den Minister sowie den Intendanten des Mainzer Staatstheaters Georges Delnon auf, für ihre jeweiligen Vorstellungen konkrete Zahlen vorzulegen. Auf dieser Grundlage könne man dann zu gemeinsamen Ergebnissen kommen, sagte der Kulturdezernent weiter.
Allerdings befürchte er, dass im Ministerium entsprechende Analysen «nicht im Ansatz» gemacht worden seien, fügte Krawietz hinzu. Auch die vom Minister für die Fusionspläne hinzu gezogenen Experten seien offenbar «nicht die richtigen gewesen». Der Dezernent schlug vor, zu prüfen, ob bei der Landesstiftung «Villa Musica» finanzielle Ressourcen so «umgeleitet» werden könnten, «dass die Qualität des Mainzer Orchesters nicht leiden muss».
Die CDU warf Zöllner unterdessen vor, «plausible Erläuterungen» für sein Fusionskonzept bislang nicht geliefert zu haben. Einspareffekte seien «nicht erkennbar», konkrete Berechnungen dafür bislang nicht vorgelegt worden, kritisierte CDU-Kulturexperte Lutz Frisch. Vieles deute auf einen «Qualitätsverlust und auf eine mangelhafte Versorgung der Fläche hin», befürchtete Frisch. Die vom Kulturausschuss des Landtages am Dienstag beschlossene Expertenanhörung sei deshalb «dringend notwendig».