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Die Besten fördern - Deutsche Stiftung Musikleben wird 40 - Jubiläumskonzert beim Bundespräsidenten
Hamburg (ddp). Musikalisch Hochbegabte haben in der Bundesrepublik seit 40 Jahren eine feste Adresse: Die Deutsche Stiftung Musikleben. Mäzene aus Wirtschaft und Kultur taten sich vor vier Jahrzehnten zusammen, um dem Mangel an ausgezeichnetem Nachwuchs im «Musikland Deutschland» seit dem Krieg entgegen zu wirken. Wichtigste Maßnahme sollte die gezielte Förderung von herausragenden Talenten in der klassischen Musik sein.Dieses Konzept ist aufgegangen. Wenn das Jubiläum am Donnerstag mit einem festlichen Konzert bei Bundespräsident Johannes Rau in seinem Berliner Amtssitz Schloss Bellevue begangen wird, lässt sich eine stolze Bilanz ziehen. 200 bis 300 Hochbegabte haben seit 1992 von der Unterstützung durch die Stiftung profitiert. Ihnen wurden Konzerte ermöglicht, Preise, Patenschaften und Stipendien zuerkannt, Instrumente zur Verfügung gestellt. Noch wesentlich mehr junge Musiker wurden indirekt gefördert, etwa durch den Bundeswettbewerb «Jugend musiziert».
Neben dieser Einzelförderung, zu der auch das Gerd Bucerius-Förderstipendium für angehende Solisten gehört, die ein Zusatzstudium im Ausland absolvieren, wird von der Stiftung seit 30 Jahren die Arbeit des Bundesjugendorchesters (BJO) ermöglicht. 1998 gastierte das BJO unter Leitung von Kurt Masur unter dem Motto «Thank You America» in den USA, im Jahr 2000 leitete Gerd Albrecht die Tour «Polen und Deutschland - Gemeinsam im Herzen Europas». Für 2003 ist wieder eine Zusammenarbeit mit Masur geplant.
28 Stipendiaten und Preisträger im Alter zwischen 14 und 30 Jahren werden nun für Rau, den Schirmherrn, und für 200 Mäzene, Förderer und Freunde der Stiftung ein «Überraschungsprogramm» zum Jubiläum gestalten. Bach und Mozart, Debussy und Messiaen werden zu hören sein.
Jüngste Stipendiaten sind der Cellist Mark Schumann aus Pulheim (Nordrhein-Westfalen) und die Sängerin Jessica Grzanna aus Düsseldorf. Beide gehen in die 8. Klasse und haben ihre ersten Erfolge bei den Wettbewerben «Jugend musiziert» erzielt. Der älteste Konzertteilnehmer heißt Wolfgang Emanuel Schmidt, kommt aus Freiburg im Breisgau und ist mit seinen 30 Jahren bereits Professor für Violoncello an der Musikhochschule Münster.
Acht junge Cellisten werden bei dem Konzert gemeinsam mit dem Solistenausbilder David Geringas ein Ständchen spielen ? auf Instrumenten aus dem Deutschen Musikinstrumentenfonds. Dieses Förderprojekt war 1993 von der Deutschen Stiftung Musikleben initiiert worden. Mit Unterstützung des Bundes werden aus dem Fonds jungen Streichern wertvolle alte Instrumente - Geigen, Bratschen, Celli und Kontrabässe - leihweise zur Verfügung gestellt. In diesem Jahr ist der Bestand auf über 100 Meisterinstrumente gewachsen. Viele davon kommen aus altem Familienbesitz, der Gesamtversicherungswert liegt nach Angaben der Stiftung «im zweistelligen Millionenbereich». Rau und seine Gäste werden zwei der wertvollsten Geigen aus diesem Bestand hören: die Antonio Stradivari (Cremona 1703) aus Bundesbesitz und die erst kürzlich von einem privaten Gönner zur Verfügung gestellte Giuseppe Guarneri del Gesu (Cremona 1728).
Die Deutsche Stiftung Musikleben, am 25. Oktober 1962 unter anderen von Musikverleger Hans Sikorski und Bankier Wolfgang Essen gegründet, steht seit 1992 unter Vorsitz von Irene Schulte-Hillen. Öffentliche Aufmerksamkeit findet die Arbeit der Stiftung vor allem durch ihre bundesweite Konzertreihe «Foyer Junger Künstler», die seit 1992 veranstaltet wird und inzwischen rund 40 Konzerte pro Jahr bietet.
Cornelia Krüger