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Kultur als «Lebens- und Überlebensmittel» - Deutscher Bühnenverein Mitte feiert 50 Jahre - Verband für Erhalt der Orchesterstärke
Koblenz (ddp-swe). Der Deutsche Bühnenverein warnt vor dem «Kaputtsparen» von Theatern und Orchestern wegen der Finanznot der Länder und Kommunen. Kultur sei ein «Lebens- und Überlebensmittel», sagte der Vorsitzende des Landesverbandes Mitte, Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff. Der Landesvorstand forderte deshalb am Freitag die Landesregierung von Rheinland-Pfalz auf, die Orchester in Koblenz und Mainz in ihrer derzeitigen Stärke zu erhalten.Am Abend beging der Landesverband im Koblenzer Theater dann mit einem großen Festakt sein 50-jähriges Bestehen. Am 3. Oktober 1953 hatten sich genau an diesem Ort die drei Landesverbände Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz zu einem gemeinsamen Verband zusammengeschlossen.
Die Frage, wie die Theater- und Orchesterlandschaft in Deutschland erhalten werden könne, sei derzeit das ganz große Thema sagte Grosse-Brockhoff. Das zeigten auch Einsparbemühungen wie die Orchesterreform der rheinland-pfälzischen Landesregierung. Eine Absenkung der Orchester in Koblenz und Mainz vom derzeitigen B-Standard auf einen C-Standard, wie dies derzeit für Koblenz diskutiert werde, werde aber «unmittelbare» und gravierende Auswirkungen auf die Qualität haben, warnte er.
Grosse-Brockhoff schlug vor, stattdessen Stellen für eine Weile unbesetzt zu lassen und die Zusammenarbeit der Orchester untereinander auszubauen. Der Landesvorstand forderte aber auch die Musiker auf, weitgehende Zugeständnisse zu machen, auch in finanzieller Hinsicht. Die Kultur könne sich vom allgemeinen Sparzwang nicht abkoppeln.
Grosse-Brockhoff mahnte die öffentliche Hand, es sei ihre Aufgabe, für das Überleben der Kultur auf einem gewissen Niveau zu sorgen. Gerade eine Informationsgesellschaft brauche die Kultur zu ihrer eigenen Selbstkontrolle. «Der Mensch braucht die Reflexion der Wahrnehmung, damit er nicht ein manipuliertes Mitglied der Mediengesellschaft wird», betonte Grosse-Brockhoff. Die Gesellschaft dürfe diese Aufgabe «nicht den Bohlens und Co. überlassen».
Ziel der Anstrengungen müsse sein, die Theaterlandschaft in Deutschland zu erhalten, betonte auch der Direktor des Deutschen Bühnenvereins, Rolf Bolwin. Ein Land wie Deutschland, das im Ausland für seine Kultur berühmt sei, könne es sich «nicht leisten, Werke von Brecht, Mozart oder Shakespeare nicht mehr aufzuführen». «Das kann nicht die kulturelle Zukunft dieses Landes sein», unterstrich Bolwin.
Der Landesverband Mitte habe in den 50 Jahren seines Bestehens einen wesentlichen Beitrag zum Weiterexistieren der Theater in den Bundesländern geleistet, sagte Bolwin weiter. Der Bühnenverein habe lokal viele Bündnisse für Kultur zustande gebracht, ein «Netzwerk» zwischen Theatern und Orchestern geschaffen und stelle einen Austausch zwischen den Einrichtungen sicher. Auf diese Weise habe der Verein viel dazu beigetragen, Lösungen in schwierigen Zeiten zu finden, fügte Bolwin hinzu.
Gisela Kirschstein